Tag 14: Die Schweinebucht unter Wasser und der Kampf mit Goofy

Anarchistenherz

2007 02 20 11.47.08 edited

Dienstag, 20. Februar 2007
Playa Larga

»Ich bin in der Schweinebucht getaucht.«

Diesen Satz sagen zu können, ist schon verdammt cool. Ich habe zwar keine Waffen, Skelette oder Kriegsschiffe gesehen, aber solch einen geschichtstrĂ€chtigen Ort zu betauchen, hat einfach etwas Besonderes. Und ganz nebenbei ist die BahĂ­a de Cochinos ein formidables Tauchgebiet. Unter Wasser gibt es neben einer wahnsinnig schönen Landschaft mit engen Canyons und einer Steilwand, die auf mindestens 70 Meter Tiefe abfĂ€llt, noch zwei nette Fischerbootwracks zu sehen. Der Fischbestand erinnert ein wenig an Hawaii: Von allem nicht zu viel, dafĂŒr aber umso bunter. Neben den extrem vielen, bunten Korallen sind Kofferfische, Flötenfische, MurĂ€nen, riesige Langusten und eine nicht weniger große Königskrabbe die Highlights der beiden TauchgĂ€nge.

Ein Foto in der Tauchschule zeigt einen Weißen Hai. Mehr im Spaß frage ich, ob das Foto hier aufgenommen wurde. Man nickt. Na, das wĂ€re ja mal was. Vielleicht ja morgen 
?
In der Tauchschule, im absoluten Hinterland Kubas, kann man erstaunlicherweise mit VISA zahlen. In den von uns in Havanna besuchten Restaurants wurde ausschließlich Bargeld akzeptiert. Holger und Bernd, zwei Mainzer, die heute mit mir getaucht sind, bestĂ€tigen unsere schlechte Meinung von Kubas Hauptstadt: »Nagasaki, drei Tage danach  «

Bekki und ich wollen uns einen gemĂŒtlichen Strandtag gönnen. Direkt hinter unserem Casa Particular erstreckt sich der ewig lange »Dorfstrand«. Wir machen es uns im Schatten einer Kokospalme gemĂŒtlich, als aus dem Nichts zwei verwahrlost aussehende Straßenköter daherkommen, von denen man nicht wirklich das Gesicht abgeschleckt bekommen möchte. Der grĂ¶ĂŸere scheint an einer LĂ€hmung der Hinterbeine zu leiden, der andere ist einfach nur klein. Den Kleinen können wir auch recht schnell verjagen, wohingegen sich »Goofy« als ein echt hartnĂ€ckiger Gegner herausstellt. StĂ€ndig auf seinem Hintern in unsere Richtung rutschend, schiebt er eine Sandladung nach der nĂ€chsten auf unsere HandtĂŒcher.
Nach Minuten des Kampfes â€“ »Kusch!«, »Grrr!«, »Jetzt hau endlich ab!« â€“ durchschauen wir mit einem Male seine Taktik: Goofy ist gar nicht gelĂ€hmt! Das VortĂ€uschen einer Behinderung scheint vielmehr seine Art des Schnorrens zu sein: Mitleid erregen und dafĂŒr abkassieren. Aber nicht mit uns!
Der kleine Köter scheint das Hirn der beiden zu sein, der Goofys Vorgehen aus sicherer Entfernung beobachtet. Denn, jedes Mal, wenn es uns gelingt, den intellektuell nur mĂ€ĂŸig begabt wirkenden Goofy vorĂŒbergehend in die Flucht zu schlagen, holt sich dieser anscheinend Rat beim immer fieser auf uns wirkenden Mastermind im Hintergrund â€“ die kubanische Hundevariante von »Pinky and the Brain«. Fortan sind wir auf der Hut und behalten auch das hinterlistige Genie genau im Blick. Irgendwann geht »The Brains« Taktik dann auch auf: Wir geben uns geschlagen und ziehen um. Goofy, die alte Dreckstöle, verfolgt uns jedoch.
Ein Kampf »Mann gegen Hund« muss die Entscheidung bringen: Ich schnappe nach seinem linken Hinterbein und beiße so krĂ€ftig ich nur kann zu. Er beginnt zu jaulen, was mich kalt lĂ€sst. Allerdings â€“ in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit â€“ zieht er mir mit seinem rechten Vorderbein den Boden unter den FĂŒĂŸen weg, und ich schlage hart auf dem Sand auf! Diesen Moment nutzt der Sack und beißt mir in die Nase, woraufhin ich ihn 

»So ein Schwachsinn«, unterbricht Rebekka meine TagtrÀumerei. Okay, die Wirklichkeit sieht weniger dramatisch und heroisch aus: Durch Ignoranz und böse Blicke langweilen wir den nicht allzu helle wirkenden KlÀffer so sehr, dass er uns irgendwann endlich in Ruhe lÀsst.
Die Ruhe wĂ€hrt jedoch nicht ewig und Goofy kehrt zurĂŒck. Diesmal haben wir aber das GlĂŒck, dass in knapp 15 Metern Entfernung ein weiteres PĂ€rchen die Sonne und das Meer genießen will. Eine Art »Hundepingpong« beginnt, wobei wir â€“ unserer Meinung nach â€“ als Sieger hervorgehen. Zumindest benötigen wir weniger Zeit und Aufwand, um den Hund wieder rĂŒberzujagen. Außerdem finden wir das Ganze weit lustiger als das andere Paar.
Ich verbrenne mir in der Sonne die Waden und zum Abendessen ĂŒberfressen wir uns den dritten Tag in Folge: Hier ist es echt schön. Daher haben wir unseren Aufenthalt in Playa Larga auf insgesamt fĂŒnf NĂ€chte verlĂ€ngert. Danach geht’s, aller Voraussicht nach, nach Cienfuegos. Die Reiselust ist nach der herben »EnttĂ€uschung La Habana« wieder zurĂŒckgekehrt!

 Und morgen werde ich das erste Mal in einem Karsttrichter tauchen. Der Karsttrichter ist ein 70 Meter tiefes Loch im Wald.

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