Tag 15: Friede, Freude und ein Hauch von Anarchie

Anarchistenherz

Celia Sånchez & Fidel Castro (© Lee Lockwood)

Mittwoch, 21. Februar 2007
Playa Larga

Verdammte Kacke: Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Durchfall gehabt zu haben. Heute ist es so weit. Den geplanten Tauchgang im Karsttrichter muss ich dementsprechend absagen.
Unser Alternativprogramm ist weniger aufregend, dafĂŒr aber umso entspannter: Strandtag im Club »Villa Playa Larga«. Dieser kleine Bungalowkomplex befindet sich direkt neben dem Dorf, an einer Stelle, an der die Welle nicht direkt auf den Strand geht, sodass das Wasser kein bisschen trĂŒbe ist. Außerdem werden an diesem sehr schönen Strand offensichtlich das Seegras und die Steine entfernt.
Es ist auffĂ€llig, dass kubanische Hunde offensichtlich mehr Gefallen am Strand haben, als kubanische Menschen. Zumindest liegen zwischen den maximal 20 Touristen, die in den letzten fĂŒnf Stunden aufgetaucht sind, ungefĂ€hr zehn niedliche Hunde â€ŠÂ und ein Pferd grast auch noch in der NĂ€he. Bis auf den StrandwĂ€chter, den Liegenvermieter und den Masseur sehen wir keine Einheimischen und eine Cola an der Strandbar kostet nur einen Peso Convertible.

Auf dem Heimweg pflĂŒcken wir eine der vielen KokosnĂŒsse, aus denen sich die Kubaner nichts zu machen scheinen. An einem Stein lĂ€sst sich die Frucht erstaunlich leicht aufschlagen und wir genießen das darin enthaltene Wasser. Wir flanieren durch »unseren Ort«, grĂŒĂŸen und werden gegrĂŒĂŸt. Apropos schöne AtmosphĂ€re und GemĂŒtlichkeit: Kuba scheint das Land der SchaukelstĂŒhle zu sein, die man auf jeder Terrasse und in jedem Wohnzimmer sieht. Ach, die »karibische Seite« Kubas â€“ fernab vom Hauptstadtmoloch â€“ ist wirklich sehr zu empfehlen.

Aus einer subjektiven und romantischen Sichtweise erscheint uns hier der Sozialismus noch zu funktionieren: Die Schweinebucht wirkt kommunal selbstverwaltet und einen Einfluss Havannas bekommt man nicht zu spĂŒren. Geld scheint keine allzu große Rolle zu spielen. Es fĂŒhlt sich an, als mache das soziale Miteinander vielmehr den Reichtum der Menschen aus. Alle wirken freundlich, respektvoll und hilfsbereit zueinander: gemeinsames Anpacken fĂŒr ein besseres Leben. Zwar stehen auch hier an vielen WĂ€nden die ĂŒblichen SprĂŒche Ă  la »Seguimos en Combate« (»Wir kĂ€mpfen weiter«), aber ein Portrait Fidels sucht man vergebens. Lediglich »El Che« ist auch in der Schweinebucht prĂ€sent.
Mein Anarchistenherz jubelt wieder leise. Die Hoffnung stirbt nun mal zuletzt â€Š

Am heutigen Abend bekommen wir von Enrique Malanga serviert. Malanga ist eine geschmacklich der SĂŒĂŸkartoffel Ă€hnliche Knolle mit Nussaroma, die zur Gattung der AronstabgewĂ€chse zĂ€hlt. Dazu gibt es noch frittierte SĂŒĂŸkartoffeln, eine Suppe und viel Frisches aus der Region. So lĂ€sst es sich leben!

Rebekka & Malanga

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