Tag 30: Oh, que chica, amigo!

Anarchistenherz

Donnerstag, 8. März 2007
Cienfuegos

Letzter Tag in Cienfuegos. Da ist zunächst einmal Erholung angesagt. Also geht es einmal mehr ins Jagua oder genauer gesagt: in den Pool des Jagua.

Der Pool des Jagua

Die Geschichte des Tages ist schnell erzählt: Am Pool ist wieder Freakshow angesagt. Der „erwachsene“ Teil einer kubanischen Familie lebt frei nach dem Motto „Genug Bier vor Vier“, während der jĂĽngere Part der Assis (zwei Söhne) den Pool und ihr eigenes Leben unsicher macht. So knallt der JĂĽngere einmal bei einem waghalsigen Sprung vom Beckenrand volle Kanne mit den FĂĽĂźen auf selbigen, was von den Eltern erst gar nicht bemerkt wird. Der Kleine scheint aber auch gar nicht auf Mamis Pusten zu warten und verarztet sich lieber stillschweigend selbst.
Nach dem Pool (ich kann im Hotelsupermarkt ĂĽbrigens wieder mit VISA zahlen) ziehen wir uns in unserem Casa schnell um. Beim Verlassen des Hauses zieht die F-Jugend vorbei und lobt mich ob meiner hĂĽbschen Freundin: „Oh, que chica, amigo!“
Leider ist heute „Reinemachtag“ in Cienfuegos, weshalb die Stadt heute etwas ungemĂĽtlich ist.
Wir wollen ins Internet und bekommen den zweiten Tag in Folge die Absage: Es gibt keine Prepaid-Karten mehr, und um eine Beschaffung neuer Karten bemĂĽht sich scheinbar kein Arsch. So stehen hier also Computer mit Internetanschluss herum, aber keiner kann sie nutzen. Hier merkt man, dass der Kapitalismus dann doch noch nicht so weit vorangeschritten sein kann, denn welches Unternehmen kann es sich schon leisten, (mindestens) zwei Tage in Folge ohne Einnahmen auszukommen und trotzdem zu öffnen. Und dass „Rubbelkärtchen“ mit Codes darauf eine Mangelware sind, bezweifeln wir doch stark. Die Angestellten der ETECSA sind zudem der „Klasse der Kassierer“ zuzuordnen.
Der Pizzabäcker, bei dem wir heute Abend wieder essen, hat keine Zwiebeln mehr. Zwiebeln sind â€“ wie Prepaidkarten â€“ mit Sicherheit auch keine Mangelware, da hier nämlich an vielen StraĂźenecken Zwiebeln verkauft werden. Aber wozu sich bemĂĽhen, wenn in zehn Tagen doch sowieso die neue Lieferung kommt â€¦ Am Nachbartisch sitzen Kinder von Dollar-Kubanern und essen zuerst Sandwiches, dann Spaghetti und zu guter Letzt noch eine Familienpizza. Die Ă„lteste und Dickste der Drei versucht einen Flirt mit mir in Gang zu bringen. Ich denke an den kleinen Kubaner, der meine Chica so sagenhaft findet und blicke meiner Kleinen tief in die Augen: „Unentschieden“, hauche ich und erinnere mich an damals, als zwei US-Kiddies auf Hawaii meinten: „You look like moviestars.“
Oh, yeah.

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