Tag 46: Playa Maguana, ein geprobter Karneval und die Sintflut

Anarchistenherz

Samstag, 24. März 2007
Baracoa – Playa Maguana

Das Wetter ist schlecht und bleibt leider auch über den kompletten Tag hinweg so. Nachdem wir gestern nach Südosten gefahren sind, fahren wir heute in Richtung Moa, also nach Norden. Genauer gesagt an die Playa Maguana, den bekanntesten Strand Baracoas. Dort angekommen, wecken wir einen am Strand lebenden Kubaner, der dort eine Art Restaurant betreibt und "reservieren einen Tisch" für 13 Uhr.
Rebekka und ich spazieren mit einem kreolischen Schwein den Strand entlang. Wäre das Wetter gut, wäre es sicherlich ein sehr schöner Ort. Es regnet jedoch sporadisch, was wiederum den Vorteil mit sich bringt, dass wir den Strand für uns alleine haben.
Rebekka und ich dachten eigentlich, dass wir nur kurz am Strand bleiben, den Tisch reservieren und dann weiterfahren. Wir erfahren dann jedoch, dass Fernando keinen weiteren Ort "im Programm" hat und auch Susanna und Peter nicht vorhaben, noch weiter zu fahren. Bekki und ich wiederum haben keine Ahnung, was es nördlich von Baracoa noch zu sehen gibt. Das drückt die Stimmung dann doch etwas, denn was bringt einem ein Tagesausflug an den Strand, wenn man sich weder zum Sonnen hinlegen kann, noch Lust entwickelt, ins Wasser zu gehen.
Wir erkunden die Umgebung, die jedoch auch nicht all zu viel Spannendes zu bieten hat. Wieder im Strandhäuschen angekommen, unterhalten wir uns ausgiebiger mit den beiden Slowaken und warten auf das Essen. Das ist dann – wer hätte es gedacht – typisch kubanisch[1], geht aber doch besser rein, als erwartet.

Playa Maguana

Es fängt an zu schütten, und dann fahren wir endlich weiter. Nächstes Ziel: die Finca Duaba. Hier gibt es einen kleinen botanischen Garten, in dem Schokolade, Kokosnüsse, etc. wachsen. Auch hier hat man schnell alles gesehen, und wir vier setzen uns in die Finca und unterhalten uns lange.

Wieder zurück in Baracoa steigt Fernandos Stimmung mal wieder an: dick Geld verdient. Rebekka und ich fragen ihn, wie lange denn wohl die Bäckereien geöffnet haben. "Wie viele Brote wollt ihr?", fragt Fernando zurück. Das ist eine untypische Antwort für einen Kubaner, denn eigentlich antworten Kubaner nur auf das Gefragte ohne irgendwelche Anhängsel oder Gegenfragen. Wir sind leicht verwirrt, beantworten jedoch die Frage. Er fährt den nächsten Bäcker an und kauft das Brot: sein Geschenk für uns. Putzig.

Wir verabreden uns mit Peter und Susanna für später. Leider finden wir die beiden nicht. Zum einen vermutlich, weil wir zehn Minuten zu spät kommen, zum anderen, weil in Baracoa am heutigen Abend so einiges los ist: Der Karneval wird geprobt! Hunderte Menschen laufen durch die Straßen und machen Krach. Die Trommler trommeln immer mal wieder, was die Stimmung selbstverständlich enorm steigert. Es ist lustig, laut und unterhaltsam. Kostüme trägt zwar noch keiner, aber man kann sich vorstellen, wie die Kubaner abgehen, wenn der Karneval dann endlich wirklich gefeiert und nicht nur geprobt werden kann. Vermutlich haben die Kubaner deswegen dieses Image der absoluten Lebensfreude, welches wir hier nur all zu selten erleben konnten.

Plötzlich bricht ein absolut krasses Karibikgewitter los. Der Regen überflutet die Straßen, und dickste Regentropfen hämmern hernieder. Solch einen Regen haben wir wohl noch nie erlebt. Wir stellen uns unter die Arkaden von Baracoas Innenstadt, die übrigens fast vollkommen dunkel ist: Es gibt kaum Straßenlaternen hier.
Trotz des Daches über unseren Köpfen werden wir nass, da der Wind den Regen überall hinträgt. Die Luft ist so nass, als ob man direkt unter der Dusche stünde. Nach einiger Zeit beschließen Rebekka und ich, dass wir a) nicht mehr viel nasser werden können, b) der Regen nicht aufzuhören scheint und c) wir uns eher erkälten, wenn wir noch länger im Nassen stehen bleiben. Wir packen also allen Mut zusammen und sprinten los. Nach zehn Metern sind wir bereits bis auf die Haut durchnässt, als wir auf einmal vor dem nächsten Problem stehen: Die Straßen, die vom Hügel in die Stadt herunterführen, sind zu reißenden wadentiefen Bächen mutiert. Was soll’s: Da müssen wir durch.
Letztendlich macht es auch irgendwie Spaß.

Morgen müssen wir jedoch den ganzen nassen Kram in unsere Rucksäcke packen, und bei dieser Luftfeuchtigkeit trocknet sowieso nie etwas. Ganz im Gegenteil. Seit Tagen ist alles klamm.

Morgen geht’s wieder zurück nach Santiago. Kurzer Zwischenstopp, bevor wir uns von meinen Eltern in Holguín abholen lassen. Dann geht es gemeinsam nach Guardalavaca, Strandurlaub machen! Ich habe vorhin kurz mit meinem Vater telefoniert, um all dies klar zu machen. Wir sind gespannt, was die beiden von Kuba zu erzählen wissen[2].

Buenas noches,
Dennis y Rebekka


  • [1]
  • ... Dasselbe wie immer, also: Moros y Cristianos mit Tomatensalat.

  • [2]
  • Sie sind seit dem 19. März auf der Insel.

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