Tag 10: Hell’s Dennis, Mama Pooh und der Fuck Bucket

Curry-Competition

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Freitag, 5. März 2010
Koh Pha Ngan

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Da wir möglichst viel von Koh Pha Ngan sehen wollen, mieten wir uns einen Roller. Das kostet hier für 24 Stunden gerade einmal 200 Baht. Weder Rebekka noch ich haben Erfahrungen im Roller fahren, was die ganze Sache noch etwas spannender macht.
Roller kann man eigentlich überall mieten, was wir ja gestern beispielsweise beim Obstständchen in Chaloklum schon feststellen konnten. Außerdem kann man hier vor jedem zehnten Haus »Gasoline« in Flaschen, auf Koh Pha Ngan sogar an retrostylishen Glaszapfanlagen, kaufen.

Die Roller vom Coconut Beach sind bereits alle vermietet. Also laufe ich zum Nachbarn über den Strand und miete mir bei den sehr schön angelegten Coral Bay Bungalows unseren Roller. Durch das Resort spaziert übrigens immer ein angemaltes Schwein, auf dem Coral Bay draufsteht.

Ich übergebe der Angestellten, die vermutlich französischen Ursprungs ist, meinen Reisepass und frage, ob sie mir noch schnell erklären könnte, wie das Teil funktioniert.
»Not really?«, fragt sie mich – irgendwo zwischen geschockt und verwundert, wie mir scheint …
Tja, das funktioniert weit simpler, als ich erwartet hatte und schon sitze ich auf dem heißen Ofen und plane den lässigen Abgang. Schlüssel rein, auf »On« drehen, Knöpfchen drücken, mit der rechten Hand Gas geben und wuuusch! Die Sache mit dem Gleichgewicht und dem Vertrauen, dass das Teil auch wirklich nicht einfach umkippt, lassen den lässigen Abgang nicht ganz so lässig aussehen. Ich knattere etwa zehn Meter schwankend den steilen Hang hinauf, bremse erst noch einmal und lenke etwas zu weit nach rechts, wodurch ich den steilen Hang plötzlich wieder herunterrolle! Meine Schuhe haben ja bekanntlich keine Sohlen mehr: Nachdem mir die Sohle am linken Schuh beim Betreten des Piers in Thong Sala abgefallen ist, habe ich mir die andere auch abgerissen … und mir bislang auch keine neuen Sandalen geholt. Von daher laufe ich nur noch auf einer ein Zentimeter dicken Gummifläche herum, die natürlich weder Profil noch Härte besitzt. Mit den Füßen zusätzlich bremsen ist also nicht drin. Die Handbremsen funktionieren aber, trotz steiler und unasphaltierter Piste, soweit ganz gut, wie ich feststelle.
»Don’t crash it«, ruft mir die »Not really?«-Frau zu.
»I try«, entgegne ich cool und diesmal gelingt mir der lässige Abgang, während ein weiterer Angestellter laut auflacht.
Ich sammle meine Perle im Coconut Beach ein, demonstriere ihr, dass ich ohne umzufallen geradeaus fahren kann, und schon geht es mit äußerst schicken Helmen in die wilde, weite Welt Südostasiens hinaus. Das Meer vor uns, den Dschungel an der Seite und der heiße Ofen unter uns. Ich versuche Rebekka bei »Born to Be Wild« zum Mitsingen zu animieren, was mir aber nicht gelingt. Sie scheint den Text nicht zu kennen und bittet mich stattdessen, das Headbangen zu unterlassen.
In Chaloklum tanken wir unser durstiges Pferd zunächst einmal an einer Glasflaschentankstelle auf. Drei 0,7-Liter-Whiskey-Flaschen voll Sprit kosten 180 Baht. Es geht auch billiger, wie wir während unseres Rides noch feststellen werden.
Wir verlassen die Town westwärts. Die Sonne des frühen Nachmittages brennt erbarmungslos auf den Asphalt nieder. Wir steuern den Wang-Sai-Wasserfall an, verpassen jedoch die Abzweigung, haben keine Lust den Roller wenden zu müssen und fahren einfach weiter. Die nächste Abzweigung nehmen wir dann einfach mal. Eine Karte haben wir nicht dabei. Das ist etwas für Autofahrer, nicht aber für Biker. Wir lassen uns einfach treiben … wohin uns die Straße auch führen mag. Diese führt uns am Hat Yao vorbei. Die Aussicht aufs Meer, von der kurvenreichen Hügelstraße aus, ist phänomenal. Wir stoßen weiter gen Süden vor und beschließen uns und der Maschine eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. »Mama Pooh’s Kitchen« scheint hierfür der perfekte Ort zu sein: Unweit des Laem Son Lake, dem größten Süßwassersee auf Koh Pha Ngan, der bei Ban Sri Thanu liegt, steht direkt an der Straße das kleine, offene Bambusrestaurant von Mama Pooh. Um nicht durch den Straßengraben gehen zu müssen, hat Mama Pooh Spanplatten von ihrem Eingang zur Straße gelegt. Über der Bambushütte hängt eine Bettlakenfahne, mit der Aufschrift: »Mama Pooh’s Restaurant moved to here – Same taste, less expensive«

Die kleine Küche, die sich direkt hinter der Bambustheke, an der man auch bestellt, befindet, ist der reinste Saustall. Überall liegen Töpfe, Messer und Lebensmittel herum. Dazwischen schwirren die Fliegen umher. Das Crushed Ice kommt aus einem Styroporkarton, der gerade noch so unter dem Dach steht. Bereits im Freien, und somit auch mitten im Gestrüpp, steht ein klappriger, selbst gezimmerter Tisch, auf dem das (hoffentlich) gewaschene Geschirr trocknet. Die Getränke holt man sich in Thailand so gut wie immer selbst aus dem Kühlschrank. Hier ist das nicht anders. Was dagegen bei Mama Pooh anders ist, ist die Tatsache, dass man seine Coladose erst einmal unter dem ebenfalls im Getränkekühlschrank gelagerten Obst und Gemüse herausziehen muss.
Als ich bestelle, piepst mir Mama Pooh in einer unglaublich schrillen Stimme: »Number! Number!«, entgegen. Daraufhin zeige ich ihr auf der Karte die thailändischen Übersetzungen unserer Bestellungen. Fast überall gibt es Speisekarten, auf denen neben der englischen Übersetzung, meist in kleinerer Schrift, der Name der Mahlzeit auf Thailändisch steht. So ist es auch hier. Trotzdem fiepst uns Mama Pooh erneut: »Number! Number!«, entgegen.
»53 and 62.«
Bei meiner Bestellung geht dann was schief: Anstelle von Nudeln bekomme ich Reis serviert. Ist aber relativ egal, also sage ich nichts. Kurz darauf bemerken Mama Pooh und ihre Kellnerin, die vermutlich ihre Tochter ist, aber das Missgeschick. Sie stellen sich knapp drei Meter neben unseren Bambustisch und entschuldigen sich peinlichst berührt mehrfach lautstark, greifen sich abwechselnd an den Kopf oder umklammern ihre Oberschenkel, während sie ihre Köpfe schütteln.
»No problem, no problem«, beruhige ich lächelnd die beiden.
Den Reis bekommen wir am Schluss trotzdem noch als 30-Cent-Extrabeilage berechnet. Höhö, dreist. Zudem ist das Essen nicht allzu lecker. Mama Pooh kocht mit viel zu viel Zucker. Alles, sogar der Reis ist süß.

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So süß wie ihr Essen: Mama Pooh

Die Straße hat uns wieder. Das Fahren macht wirklich Spaß, da die Straße tolle Ausblicke über das Meer und die Insel, viele Kurven, nicht zu verachtende Steigungen und ebenso heftige Gefälle vorweisen kann.

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Der Westen Koh Pha Ngans hat durch seine Orte Ban Sri Thanu und Ban Hon Kong eine angenehme und ansehnliche Mischung aus Eastern und Western erschaffen. Anders als Chaloklum, das sich einen großen Teil seines rein thailändischen Charmes hat erhalten können, ist hier schon eindeutig der Einfluss aus dem Westen zu spüren: Es gibt Reggae-Bars, stylishe neue Bambusrestaurants, die auch mit »vegetarian« oder sogar mit »vegan« werben, und an den Stränden wie Hat Yao bemerkt man durch wenige größere Steinhäuser, dass der Tourismus hier bereits »westlicher« abläuft, als in Chaloklum. Trotzdem: eine schöne Atmosphäre.
In Thong Sala geht es dann auch wesentlich hektischer zu. Wohl genauso wie bei unserer Ankunft vorgestern. Wir durchqueren Thong Sala und fahren an der Südküste weiter in Richtung Osten. Diese Gegend ist bei Weitem nicht so schön wie der Norden und der Westen des Eilands. Hier ist alles zu laut und es gibt von allem zu viel.
Hinter Ban Kai sehe ich einen Wegweiser zu einem Wasserfall. Die Wegweiser hier sind allerdings allesamt grausam aufgestellt: Oftmals stehen sie nur zwei Meter vor der Abzweigung. Und wenn man dann wie ich mit 50 km/h anbrettert … Wir halten also an, um diesmal den Roller doch zu wenden und nicht wieder weiterzufahren. Die Straße ist nicht die breiteste, weswegen ich nicht mit laufendem Motor wenden möchte. Als ich den Roller dann wieder starten möchte, springt das scheiß Teil auf einmal nicht mehr an. Na super. Glücklicherweise sind im Umkreis von 40 Metern drei »Tankstellen«. Die werden schon wissen, was zu tun ist. Bei der ersten Tanke liegt die Chefin im Bett und teilt mir mit, dass es zu Fuß ungefähr zehn Minuten bis zu einer Werkstatt sind. Hm, blöd. Bei der zweiten Tankstelle ist niemand.
Ich probiere es bei der dritten. Dort sagt man mir, dass es in nur einer Minute Fußmarsch, in einer anderen Richtung als jener, in die mich die Frau von Tanke Nummer 1 schicken wollte, einen Menschen gibt, der sich mit so etwas auskennt. Das klingt doch schon viel besser. Also schieben wir uns in Richtung Helfer, als uns ein junger Thai auf einem alten Roller entgegenkommt. Er lächelt uns fragend an und ich grinse bittend zurück, woraufhin er auch tatsächlich stehen bleibt und absteigt. Es gibt zwei Probleme, mache ich ihm klar. Zum einen springt das Maschinchen nicht mehr an und zum anderen habe ich aus Versehen die Zündschlossverriegelung geschlossen, die Rebekka und ich nun nicht mehr aufbekommen, hehe …
Der junge Thai ist wesentlich geschickter als wir und hat binnen weniger Sekunden das Verriegelungsproblem gelöst. Er steckt den Schlüssel ins Zündloch, dreht ihn um, drückt das Knöpfchen und schwups: Der Motor knattert los.
»Uh!«, rufe ich und glücklicherweise zeitgleich auch Rebekka verwundert aus. Der Mann mit den goldenen Händen grinst uns lieb, aber dennoch mit einer feinen Nuance: »Ach, die Farangs«, in seinen Augen, an, wendet seinen Roller, fährt die Schotterpiste wieder in der Richtung zurück, aus der er gekommen ist und parkt vor einem kleinen Häuschen. Von der Hauptstraße aus wäre das ein Fußmarsch von ungefähr einer Minute gewesen … Haben die netten Leute von Tanke Nummer 3 etwa tatsächlich beim Rollerwunderheiler angerufen und uns angekündigt, woraufhin er uns entgegen gekommen ist? Da fällt mir der Slogan des Independent Bo wieder ein: »Good Place – Nice People«. Am White Sand Beach in Koh Chang haben wir auch einmal ein Schild gesehen, auf dem »We have room! We love you!« stand. Very good place – very nice People.
Wir holpern über die Schotterpiste wieder tiefer in den auf Koh Pha Ngan immer und überall vorhandenen Wald hinein. Der Regenwald nimmt etwa 80 % der Insel ein!
Eine Amerikanerin kommt uns auf ihrem Roller entgegen. Ich frage sie, ob wir noch auf dem richtigen Weg zum Wasserfall sind.
»Yes, it’s so great! There are these pools in the rocks. Cold water. So nice!«
Klingt gut. Weiter geht’s. Wir parken den Roller, da das Schottersträßchen zu einem besseren Trampelpfad zusammenschrumpft, und laufen die restlichen – laut Wegweiser – 200 Meter zum Wasserfall. Wieder begegnen wir einer Frau aus dem Westen, die uns mitteilt, dass es am – in Anführungsstrichen – »Wasserfall« total langweilig sei. Hm, klingt ja nicht mehr so gut. Trotzdem weiter. Links von uns türmen sich auf einmal riesige Felsblöcke den steilen Hang hinauf. Auf den Felsen stehen kleine Bungalows und zwischen ihnen gibt es, wie versprochen, größere und kleinere Pools voller Süßwasser. Von einem Wasserfall ist allerdings noch nichts zu sehen. Wir betreten das kleine Bungalowdorf. Offenbar ist dieses Resort noch im Entstehen, sodass sich – vermutlich größtenteils leer stehende – Urlaubshäuschen und das Bambusrestaurant mit seiner Terrasse, von wo aus man sicherlich einen wunderbaren Ausblick auf den Wald hat, mit den von wenigen Thailändern bewohnten, weit älteren Steinhäuschen abwechseln. Die Atmosphäre, die durch das Fels- und Waldpanorama erzeugt wird und die erstaunliche Stille lassen das Dorf wie eine vergessene Siedlung in den entlegenen Bergen wirken. Leider wird die Stille aber durch Bauarbeiten und Rollergeräusche regelmäßig unterbrochen.
Wir erklimmen die steilen Wege des Dörfchens und lassen es schließlich hinter uns. Vom Wasserfall ist noch immer nichts zu sehen. Das sind aber lange 200 Meter … Nach mehreren Hundert Metern steilsten Bergaufwanderns auf einem tiefsandig und steinigem Pfad, beschließen wir, die Suche nach dem Wasserfall in dieser Richtung aufzugeben und in der Felssiedlung nachzufragen.

Dort treffen wir auf einen Farang, der uns erklärt, dass der Wasserfall derzeit nicht existiert. In der Regenzeit wird es ihn erst wieder geben.
Hm, »Wasserfall«.
Ich frage den in einer Badehose vor einem der Felsenpools Stehenden, ob wir zur Abkühlung mal in seinen Pool springen dürfen. Geht klar.
Die Felsenpools sind alle mit zusammengesteckten blauen Rohren verbunden, durch die das Wasser von weiter oben aus dem Wald in die Becken geleitet wird. In den Becken ist das Wasser erfrischend kühl und unter dem Strahl des gerade aus den Rohren einfließenden Wassers eiskalt. Grandios!

Der Roller will wieder nicht anspringen. Diesmal dauert es aber nur wenige Sekunden und Versuche und dann schnurrt das Kätzchen wieder.

Aus unerfindlichen Gründen möchte das scharfe Biker-Babe neben dem heißen Ofen und dem Easy Rider darauf auf diesem Foto nicht erkannt werden … Sachen gibt’s …
Aus unerfindlichen Gründen möchte das heiße Biker-Babe neben dem heißen Ofen
und dem Easy Rider darauf auf diesem Foto nicht erkannt werden … Sachen gibt’s …

Wir beschließen noch schnell nach Hat Rin zu fahren. Hier wird monatlich die riesige Full-Moon-Party gefeiert. Der Weg nach Hat Rin ist extrem hügelig. Nach so mancher Steigung jubeln wir, dass unser Roller es geschafft hat, oben anzukommen, ohne vorher umzukippen. Hier gibt es 20-Prozent-Steigungen und -Gefälle!

Hat Rin ist an manchen Stellen ziemlich hässlich, speziell im Zentrum dann aber durchaus charmant. Enge Gässchen führen zum wunderschön gelegenen Full-Moon-Party-Strand, der allerdings vollkommen zugemüllt ist und mit massenhaft, seltsam beschrifteten Getränkeständen aufwartet:
»I don’t give a fuck. I just want to fuck bucket.«
Oder:
»Rambo says: Drink it, lick it, suck it, fuck it. Have my fucking bucket.«
… Und schließlich:
»Fuck bucket. No bucket, no boom boom!«
Außerdem gibt es hier neben den unendlich vielen Taxivermittlern auch jede Menge kleiner Stände, an denen man sich kleine Eimerchen kaufen kann, die mit einer Flasche Hochprozentigem und einer Softdrinkdose gefüllt sind. Um sich ins Koma zu saufen, muss man hier also nicht unbedingt auf den Mondzyklus Rücksicht nehmen.
Also, hier wollten wir nicht liegen.

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Es beginnt zu dämmern, als wir uns auf den Rückweg machen und ich versuche, mein Biker-Mäuschen bei »Höllenfeuerlicht« der D-Punk-Götter von »Casanovas schwule Seite« zum Singen zu bewegen:

»Ein heißer Ofen,
Hauptsache schnell!
In Richtung Hölle,
Auf dem Highway to Hell!
Ein sexy Burn-out – oder zwei
Und auch die Pump Gun ist wie immer mit dabei!
Die Sonnenbrille ist hier Pflicht!
Sie schützt die Netzhaut vor dem Höllenfeuerliiiicht!«

Vergeblich.
Dafür grüßen mich außerhalb von Hat Rin gleich ein Dutzend junger Thai-Frauen, die vor einer Bar namens Lady Club oder so ähnlich sitzen. Die Maschine ist ein Frauenmagnet.
In Chaloklum halten wir noch einmal vor dem 7-Eleven, vor dem eine Roller-Gang leger auf ihren geparkten Maschinen sitzt. Ich achte darauf, meinen Helm möglichst cool über meine Schulter hängen zu lassen. Die meisten hier fahren ohne Helm, weswegen Biker wie Rebekka und ich bei dem einen oder anderen Kollegen womöglich als »weich« betrachtet werden könnten. Da es bei uns aber eindeutig der Style und nicht die Angst ist, die uns zu Helmträgern macht – schließlich fahren wir ja auch in T-Shirt und kurzer Hose –, muss die Art, wie wir den Helm an der Gang vorbei tragen, mit unserer »attitude« stimmig sein. Rebekka will die Wichtigkeit dieser Selbstdarstellung vor den unbekannten Bikern allerdings nicht verstehen und hält den Helm dadurch ziemlich uncool.
Schlimmer jedoch ist, dass unser Automatikroller nach unserem Getränkekauf vor versammelter Biker-Gang mal wieder nicht mehr anspringen will. Der Hohn erschlägt uns, als die Gang ihre Motoren aufheulen lässt, wegfährt und uns ganz schön doof aussehend zurücklässt.

Der Kellner hat sich schon zweimal mit mir über meine super Frise gefreut, sich aber auch gleichzeitig darüber aufgeregt, dass ich den »Farangpreis« bezahlt habe. Ihn kostet ein Besuch beim Friseur keine 250, sondern nur 80 Baht. Was lernen wir daraus? Immer vorher nach dem Preis fragen und auch durchaus mal verhandeln. Wenn man nämlich bedenkt, dass man für 250 Baht durchaus auch zu zweit in einem Restaurant zu Abend essen kann, ist das schon ein heftiger Preis für einen Männerhaarschnitt.
Beim Abendessen sagt mir dann der Chef bereits zum dritten Mal, dass ich mit meiner neuen Frisur super aussehe. Yeah. Als Rebekka und ich uns gerade die Speisekarte anschauen, setzt er sich zu uns. Er kommt allerdings nicht etwa, um zu warten bis wir in unser Büchlein unsere Bestellung eingetragen haben, um dieses dann der Köchin zu übergeben. Nein, er will einfach ein wenig quatschen und erzählt uns von daher seine Geschichte:
Seit zweieinhalb Jahren lebt und arbeitet der 29-jährige Boat nun schon im Coconut Beach. Eigentlich kommt er aus Bangkok, wo seine Frau, sein vierjähriger Sohn und seine sieben Monate alte Tochter leben, die er in zwei Wochen endlich mal wieder besuchen wird. Wenn wir sein zwar relativ einfaches aber dennoch recht gutes, aber oftmals schwer verständliches Thai-Englisch richtig verstanden haben, ist der lustige, pummelige Kellner seit 20 Jahren bereits sein bester Freund, der schon in Bangkok sein Nachbar war. Boats Eltern sind die Besitzer der Coconut Beach Bungalows. Außerdem findet er es schön, dass wir mit ihm reden. Andere drehen sich oft nur irritiert zur Seite und unterhalten sich nicht mit ihm. Zwischendurch – der sympathische Kerl redet ununterbrochen – versuche ich von Rebekka zu erfahren, was sie essen und trinken will, damit ich es ins Bestellungsbuch eintragen kann. Nach einer viertel Stunde hat der Chef sich dann ausgequatscht und schaut sich an, was ich ins Büchlein geschrieben habe. Ich frage ihn, ob es heute wieder Tofu gibt, woraufhin er die Frage sofort an eine Küchenhilfe weitergibt, die kurz zuvor auf der Bambusbank neben unserem Tisch eine Telenovelapause angefangen hatte. Die von uns Gestörte verdreht kurz genervt die Augen, richtet sich dann langsam auf, geht in die Küche und kommt kurz darauf nickend wieder an die Tür getreten. Na dann: »With tofu, please.«

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