Tag 13: Ao Chalok Ban Kao: Die ersten Tauchgänge

Curry-Competition

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Montag, 8. März 2010
Ao Chalok Ban Kao, Koh Tao

Der an der Decke montierte Ventilator macht einen Riesenkrach und dreht sich ununterbrochen im Kreis. Blöderweise kann man die Kreisbewegung des Teils nicht stoppen, sodass wir ihn ausschalten müssen, um uns nicht im immer wieder bei uns vorbeifegenden Luftstrom eine Erkältung einzufangen. Dementsprechend heiß ist es heute Morgen in unserem kalkweißen Zimmer im unhübschesten und vermutlich auch ältesten Haus des Strandes. Dieses Zimmer verfügt außerdem über keine einzige Steckdose und die Klobrille ist nur auf die Keramikschüssel aufgelegt, aber nicht festgeschraubt, weswegen Rebekka sich bereits über ein lautes: »Huuiii!«, von mir aus der Toilette amüsieren konnte … ich mich mittlerweile aber auch über ein: »Uuuaargh!«, von ihr, höhö.
Wir liegen beide bereits, erschlagen von der Hitze, wach im Bett, als mein Handy loszurattern beginnt. Zeit aufzustehen: Heute wird getaucht!
Die Reef Riders tauchen wie gesagt zu humanen Zeiten am Morgen. Ich soll um halb zehn bei der Tauchschule sein, die sich eine Etage unter unserem Zimmer befindet. Ich bin pünktlich und nach fünf Minuten mit dem Papierkram fertig sowie mit Equipment ausgerüstet. Das reicht sogar noch für eine Frühstückscola. Die Flaschen, das Blei und die Lungenautomaten sind bereits auf dem Boot, weswegen man die zehn Meter bis zum Strand kaum Gepäck mitnehmen muss. Von dort aus geht es dann mit einem Motorbötchen, das wie eine Plastikbadewanne oder vielleicht eher wie ein rechteckiger Sandkasten aussieht, knapp 200 Meter weiter raus in etwas tiefere Gewässer als die 50 Zentimeter, die die Bucht auf den ersten 100 Metern hat. Dort liegt das große Boot der Reef Riders. Ein wirklich sehr stylishes, für Thailand typisches, hölzernes Tauchboot.

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Die thailändische Besatzung erwartet uns freundlich und schon geht’s raus zum ersten Tauchplatz, dem South West Pinnacle, der irgendwo im nirgendwo, mitten im Blau des Meeres liegt. Ich frage Ober-Reef-Rider Bepi, ob sein Captain GPS benutzt, um den Tauchplatz zu finden. Bepi verneint und erklärt mir, dass der Thailänder am Steuer im Umkreis jeden einzelnen Felsen unter Wasser kennt. Scheint ein großer Umkreis zu sein, da wir bestimmt 25 Minuten lang ins Blaue gefahren sind.
Ich habe das Glück, dass es eine Gruppe von erfahrenen Tauchern und eine weniger erfahrene Gruppe geben wird. Ich tauche mit unserem Guide Philip, einem sympathischen Züricher und der derzeit »DMT« ist. Das steht für »Divemaster-Trainee«, also ein Divemaster in der Ausbildung. Mit uns kommen Divemaster Tomato alias Thomas, ebenfalls aus der Schweiz, und Jan, der viele Tauchgänge sowie eine äußerst amüsante Art hat … und natürlich Schweizer ist.
Der Tauchplatz heißt South West Pinnacle und ist übersät mit bunten Korallen und Anemonen. Es sieht aus wie die schöne heile Riffwelt bei »Findet Nemo«. Hier tummeln sich Barrakudas, große Zackenbarsche, Kugelfische, massenhaft Porzellan- und Sternschnecken etc.

Nach einer Stunde geht es wieder rauf an Deck, kurze Pause, die nächsten Pressluftflaschen klar gemacht und auf zum nächsten Tauchspot: Shark Island. Leider hält der Name nicht (mehr) das, was er verspricht: Die Haie sind umgesiedelt. Interessanterweise in eine Bucht, die man daraufhin Shark Bay getauft hat. Hier kann man zwischen Schwarzspitzen-Riffhaien schnorcheln! Da müssen wir in den kommenden Tagen hin!
Shark Island kann dafür mit anderen Tieren faszinieren. Hier gibt es zum Beispiel solch große Barrakuda- und Kleinfischschwärme, dass sich der Himmel über uns verdunkelt! Außerdem gibt es neugierige Langflossen-Fledermausfische, die sich, verhält man sich ruhig, sehr nahe an einen herantrauen.

Mein persönliches Highlight ist der erste Drückerfisch meiner Taucherkarriere. Wir wurden vor dem Tauchgang bereits davor gewarnt, dass die Drückerfische derzeit sehr aggressiv ihre Nester verteidigen. Aus eben diesem Grunde kommt man diesen lustigen Tierchen besser nicht zu nahe, da sie dann auch gerne mal in des Tauchers Flosse beißen … wenn man Glück hat und ihnen nicht irgendein anderes Körperteil zuerst entgegenstreckt. Ich – in sicherer Entfernung – fotografiere den Fisch, der hektisch um seine Eier herumschwimmt, uns argwöhnisch beobachtet und ulkigerweise auch ein-, zweimal einen Kopfstand macht. Süß. Plötzlich schießt der Drückerfisch auf mich zu – offensichtlich befinde ich mich doch nicht in sicherer Entfernung: Höchstens 20 Zentimeter vor meiner Maske wendet die schuppige Rakete abrupt und zieht sich wieder zurück. Das war dann wohl eine Warnung und ich bin ordentlich erschrocken. Eine Nahaufnahme vom Fisch habe ich leider nicht hinbekommen …

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Drückerfisch

Um 15 Uhr ist der Tauchtag dann auch bereits vorbei. Die Weisheit des Tages kommt von meinem Schweizer Buddy Jan, der seinen relativ hohen Luftverbrauch wie folgt rechtfertigt: »Daaas isch nicht weitrr schlimm, weil miiir nach 35 Minuuuten sowieso die Blase so sähr drückrt, dass ich nicht mähr entsponnt weitrr tauchen kann.«
»Dann pinkel doch in den Anzug.«
»Nein, daaas isch ein Eeehrenkodex: Piss dir niemols in den Aaanzug und geh niiiemols im Flugchzeug scheißen. Daaas macht doch kchein Mensch … im Flugchzeug scheißen.«

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