Tag 20: Es geht nach Khao Lak

Curry-Competition

2010 03 15 13.12.26

Montag, 15. März 2010
Krabi – Khao Lak

Der Kleinbus nach Khao Lak ist ungemütlich und klein. Dafür ist die Strecke sehenswert: Die Fahrt beginnt in der für die Provinz Krabi typischen Karstfelsenlandschaft, die dann in eine immer bewaldetere Landschaft mit Hügeln und Serpentinenstraßen übergeht. Die Straßen sind schmal und aufgrund der Steigungen und spitzen Kurven kommen wir nicht allzu schnell voran. Ab und an offenbart sich uns ein majestätischer Ausblick über die immergrünen Täler, die vermutlich bereits zum Khao Lak Lamru Nationalpark gehören; Palmen und Kautschukbäume überall.

Als wir in Khao Lak ankommen, scheinen sich die Beschreibungen (oder Warnungen!?), die wir bislang von Khao Lak bekommen haben, zu bestätigen: Dieser Ort ist einzig und allein auf Tourismus ausgelegt. Dirk, mein Kollege von der Tauchbasis auf Mallorca, schrieb mir vor Kurzem ironisch, dass ich Khao Lak bestimmt lieben werde, da es stark an Mallorca erinnert: Alles ist auf Deutsch. Bei näherer Betrachtung des Örtchens stellen Rebekka und ich aber erstaunt fest, dass tagsüber erfreulicherweise wesentlich mehr Thais als Farangs auf der Straße anzutreffen sind. Dies liegt wohl aber auch daran, dass über die Hauptverkehrsstraße – und eigentlich besteht Khao Lak auch nur aus dieser einen geraden Straße – sämtlicher Arbeits- und Durchgangsverkehr von Phuket in Richtung Takua Pa beziehungsweise Ranong und umgekehrt fährt. Hier ist also verkehrstechnisch mächtig was los. Trotzdem, der Tourifaktor stört weit weniger als befürchtet, obwohl hier wirklich alles touristisch ist. Die Häuser beherbergen ausschließlich Restaurants, Bars, Tauchschulen, Reiseagenturen, Anzugsmaßschneidereien (natürlich westlicher Stil), Souvenirläden, Supermärkte etc. und es gibt einen McDonald’s, bei dem im Gegensatz zu den Filialen in Bangkok ausschließlich der westliche Schriftzug über der Tür prangt. Außer McDonald’s haben in Thailand übrigens auch sämtliche Produkte aus dem Hause Coca Cola, ihre weltberühmten (welch Ironie) Schriftzüge in die thailändische Schrift transferiert: Coca Cola, Sprite, Fanta … alles in einer uns vollkommen fremden Schrift, wobei schon darauf geachtet wurde, dass es einen weltweiten (jetzt stimmt es dann wieder) Wiedererkennungswert gibt. Die Buchstaben bei Coca Cola sind zum Beispiel ähnlich geschwungen und bei Sprite ist der berühmte i-Punkt beibehalten worden. Allerdings an einer vollkommen anderen Stelle des Wortes.
Die Farangs gewinnen erst am Abend, wenn es weniger heiß ist, die Überhand über Khao Laks Straße und wir bemerken, dass das Durchschnittsalter der Khao-Lak-Touristen wesentlich höher ist, als auf Koh Tao. Auf Koh Tao liegt das Durchschnittsalter der zumeist wegen Tauchkursen anreisenden Farangs bei ungefähr 25 Jahren. Hier würde ich den Schnitt auf gute 45 Jahre hochschrauben.
Das erste, was wir in Khao Lak machen, ist Dirks Arbeitsplatz aufzusuchen: Mein ehemaliger Kollege arbeitet bei den Wetzone Divers, leicht merkwürdiger Name, wie ich finde: Feuchtgebietstaucher!?
Wir wollen Dirk begrüßen und uns Tipps für eine kostengünstige Unterkunft bei ihm einholen. Als wir die Feuchtgebietstaucher finden, ist aber zunächst niemand da. Die Basis ist geschlossen, dafür stehen gemütliche Bambusstühle im Flintstones-Style und ein langer und breiter schicker Tisch auf der großen Terrasse, die abends offenbar zu einer Bar mit wirklich günstigen 85-Baht-Cocktails zur Happy Hour umfunktioniert wird. Es wirkt soweit ganz relaxed. Wir warten eine knappe halbe Stunde, bis ein Pick-up mit dem »Wetzone«-Logo darauf vorfährt. Michael, der Chef der Basis, steigt aus, stellt sich kurz vor und fragt, was wir wollen. Ich erkläre ihm, dass ich ein ehemaliger Kollege von Dirk bin und hier bin, um ihn zu besuchen und mit ihm zu tauchen. Die Einleitung interessiert den Schwaben weniger, dafür aber die Tatsache, dass ich tauchen möchte. Sofort erzählt er mir, was ich alles machen kann und erwähnt nebenbei, dass sich Dirk derzeit gar nicht in Khao Lak aufhält, sondern zum Visa Run nach Malaysia gefahren ist. Wann genau er zurückkommt, kann uns der Chef zudem leider nicht genau sagen. Oh, na super.

<center>Visa Run</center>
Als Tourist bekommt man nur begrenztes Aufenthaltsrecht im »Land des Lächelns«, um genau zu sein 30 Tage. Da viele Ausländer, die in Thailand arbeiten anstelle eines Dauervisums nur ein Touristenvisum und auch keine offizielle Arbeitsgenehmigung besitzen, müssen sie allmonatlich das Land verlassen, einmal um den Grenzpfosten des nächstgelegenen Nachbarlandes spazieren und wieder nach Thailand einreisen. Myanmar (Burma) wäre zwar wesentlich näher an Khao Lak als Malaysia, allerdings benötigt man für die Einreise nach Myanmar ein (kostenpflichtiges) Visum. Malaysia verlangt keines.

Michael findet schnell wieder zurück zum wichtigeren Thema: Tauchgänge verkaufen. Da das Tauchen trotz Dirks Abwesenheit natürlich dennoch interessant ist, ist klar. Schließlich wollen wir ja auch nicht allzu lange in Khao Lak bleiben. Falls Dirk also nicht bald hier aufkreuzt, verpassen wir uns wohl blöderweise und ich tauche ohne ihn. Sein Chef erzählt mir, was ich bei ihm alles machen kann: ein Tagestrip zu einem versenkten Zinnmienenbagger sowie Tages- und Mehrtagestrips nach Koh Similan und Koh Bon. Beim Boonsung Wreck, dem Zinnmienenbagger, verspricht mir Michael »Fischsuppe«, was – für alle Nichttaucher – so viel bedeutet wie: Du siehst vor Fischen kein Wasser mehr. Klingt fett. Während der Koh Similan Marine National Park als einer der zehn besten Tauchplätze der Welt gilt, lockt Koh Bon mit Teufelsrochen: Mantas! Rock und Roll! Meiner Freude über diese Auswahl an Bombasttauchplätzen entnimmt Michael, dass ich gerne überall tauchen möchte, weswegen er mich direkt überall einträgt und mir danach vorrechnet, was das kosten wird. Da wird mir dann doch etwas schlecht und ich frage mich, wie es zu solchen Preisen kommen kann. Michael bombardiert Rebekka und mich allerdings auch mit solch einer Fülle an Informationen, Zahlen und Angeboten, sodass seine Worte auch immer mehr zu Fischsuppe werden. Soll heißen: Ich höre vor Worten keinen klaren Sinn mehr heraus. Während ich mich noch immer wundere, schnappt sich Michael auch schon sein Handy und vermeldet vermutlich jemandem vom Nationalpark: »I have a diver and a snorkler for Koh Similan and Koh Bon on 18th and 19th.«
Äh, Moment mal …
»Wann wird denn Dirk vermutlich wieder zurück sein?«, versuche ich noch einmal das andere wichtige Thema anzusprechen.
»Scheiß auf Dirk! Wir haben vor Koh Bon Mantas mit sechs Metern Spannweite!«, wechselt der Basisleiter wiederum zum einträglicheren Thema.
»Also, ich bin ja extra wegen Dirk hierhergekommen.«
»Ja, was denn nun?«
Wie redet der denn mit mir? Kein einziges privates Wort wechselt er mit uns. Es geht ausschließlich um das Geschäft. Kein: »Ach, das ist ja schön, dass Dirk seine Freunde herlotst«, oder Ähnliches. Ganz im Gegenteil: Ich soll auf Dirk scheißen und mich über seine Mantas freuen. Na, wenn Dirk nicht hier ist und sein Chef offensichtlich ein … hm, dann kann ich auch zu einer anderen Tauchschule gehen. Die anderen haben vielleicht auch nicht so merkwürdige beziehungsweise gesalzene beziehungsweise undurchschaubare Preise wie der Feuchtgebietsfuzzi. Dann geht es auch schon zur Anprobe des Equipments. Das geht mir hier alles ein wenig zu schnell. Bin ich – ist Dirk – etwa in einer Einmannfabrik gelandet? Hilfe! So schnell kann und will man ja gar nicht gucken!
»Wie heißt du noch mal?«, fragt mich der Typ dann irgendwann sogar schon wieder. Also langsam reicht’s ja wohl mal!
Wir fragen ihn, wo wir in Khao Lak denn günstig wohnen können. Er nennt uns eine Adresse und wir verabschieden uns erst einmal. Luft holen.
Die empfohlene Adresse hat blöderweise kein Zimmer mehr frei. Also versuchen wir es auf eigene Faust. Genau gegenüber vom Wetzone(!?)-Diver ist ein Internet-Café mit einem solch kleinen »Room for Rent«-Schildchen, das uns Grund zur Annahme gibt, dass es hier kostengünstig sein dürfte. Unser Spürsinn erweist sich als vollkommen richtig und so bekommen wir tatsächlich für 500 Baht ein Zimmer in der Touri-Town Khao Lak. Das Zimmer ist riesengroß – inklusive Bad gute 40 m² –, hat (unnötigerweise) eine Warmwasserdusche und eine ordentliche Klospülung. Klopapier darf also ausnahmsweise mal in die Schüssel und nicht in einen Mülleimer geworfen werden. Schön. Zudem versteckt sich das Haus mit den Gästezimmern im ruhigen, abseits der Straße gelegenen, lang gezogenen Schotterhinterhof. Wieder alles richtig gemacht …
Die nette, junge Frau, die uns das Zimmer vermietet, spricht nahezu überhaupt kein Englisch, weswegen stets eine Thailänderin von der benachbarten Tauchschule als Dolmetscherin zur Hilfe geholt wird. Das ist schwer amüsant und irgendwie sympathisch, gerade auch, weil sich unsere Vermieterin dafür auf sehr niedliche Weise eine wenig zu schämen scheint.
In unserer direkten Nachbarschaft befinden sich auch die Khao Lak Fun Divers. Die Tauchschule sieht von außen klein und familiär aus, außerdem spricht mich der Name an. Von daher erkundigen wir uns mal nach ihren Preisen. Der äußere Eindruck bestätigt sich in der Tauchbasis: Hier sind sie nett … und kommen (schon wieder) aus der Schweiz. Das ist dann wohl ein Zeichen. Die Preise passen dann auch wesentlich besser in mein Weltbild. Darüber hinaus erklären mir die fairen Fun Divers auch, dass ich da beim Kollegen von der anderen Straßenseite etwas falsch verstanden haben muss, da sie hier alle sehr ähnliche Preise verlangen. Die Tauchplätze (Boonsung Wreck, Koh Similan und Koh Bon) werden übrigens von (vermutlich) allen Tauchschulen Khao Laks angesteuert. Wir verlassen die sympathischen Schweizer mit der Aussicht auf Wiederkehr und gehen zurück zum weniger sympathischen »Pussy-Diver«.
»Habt ihr euch jetzt entschieden?«, empfängt uns der geschäftstüchtige Chef. »Weißt du mittlerweile, wann Dirk zurückkommt?«, entgegne ich ihm. Keine Antwort. Ich frage ihn nach einer schriftlichen Preisliste, die uns im Übrigen bei den Fun Divers während der Erläuterung der Angebote vorgelegt wurde. Zum Preisvergleich verabschieden wir uns noch einmal und gehen uns Softdrinks im Supermarkt kaufen. Die Preise sind tatsächlich nahezu identisch, weswegen wir uns zu folgendem Programm entscheiden: Ich tauche morgen Dirk zuliebe – trotz seiner Abwesenheit – bei den Wetzone Divers am Wrack, dafür fahren Rebekka und ich mit den Fun Divers für zwei Tage und eine Nacht raus zu den Similan Inseln. Koh Bon lassen wir vorerst mal weg.
Wir überbringen Michael die Nachricht, dass er Koh Similan und Koh Bon vorerst streichen kann, was ihn nicht sonderlich glücklich macht. Er streicht unsere Namen in seinem Kalender durch, greift nach seinem Handy und teilt uns dann auf einmal mit: »Ich habe gerade mit Dirk telefoniert. Er wird am Abend des 17. zurück sein.«
»Äh, rufst du gerade beim Nationalpark an?«, frage ich ihn.
Er bejaht dies und ich sage ihm, dass er doch bitte mal langsamer machen und erst einmal wieder auflegen soll. Koh Bon am 19. wäre durch Dirks Anwesenheit ja dann doch wieder interessant für uns.
»Also, jetzt entscheidet euch mal!«
Jetzt wird er noch pampiger. Der Typ ist echt merkwürdig drauf.
Da wir bis 18 Uhr am Vorabend des Trips noch absagen dürfen, aber Plätze reservieren müssen, bevor am Ende alles voll ist, bitte ich ihn, lediglich Koh Similan zu streichen. Gesagt, getan. Jetzt ist alles erledigt und unsere Wege trennen sich erstmal bis morgen früh. Eigentlich hätte ich doch auch lieber den Wrack-Tauchtrip bei den Fun Divers buchen sollen … Ich habe noch nie einen solch geschäftsschädigenden Chef erlebt.
Die Fun Divers heißen uns beim erneuten Wiedersehen binnen kürzester Zeit herzlich willkommen und sind nicht etwa genervt von unserem erneuten Antanzen, wie der Nachbar. Koh Similan wird für den 17. und 18. gebucht. Damit endet der Organisationskram für heute. Ivan, ein sehr netter Divemaster und gemütlicher Schweizer mit einem uns bislang unbekannten, aber sehr coolen Akzent, empfiehlt uns noch ein gutes Restaurant – das Khao Lak Seafood Restaurant –, wo wir den Tag bei leckerem Massaman und Panaeng Curry ausklingen lassen.

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