Tag 22: Koh Similan: Tauchen im Nationalpark

Curry-Competition

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Mittwoch, 17. März 2010
Khao Lak – Koh Similan

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Pünktlich um acht trudeln wir bei den Fun Divers ein. Ich muss den glücklich Überraschten spielen, als man uns mitteilt, dass außer uns keine weiteren Gäste an Bord der Papavarin sein werden. Mir wurde die freudige Botschaft ja bereits gestern bei meiner verschwörerisch geheimen Jahrestagsüberraschungsaktion mitgeteilt. Offenbar bin ich nicht nur ein großer Romantiker, sondern auch ein guter Schauspieler, denn Rebekka bemerkt nichts. Die Fun Divers spielen auch allesamt wunderbar mit und keiner gratuliert uns oder verplappert sich auf irgendeine andere Weise.
Teuy, mein privater Tauchführer für die zwei Tage vor Koh Similan wird uns vorgestellt. Der Name des 27-jährigen Thais ist extrem schwer auszusprechen. Das »T« klingt mehr wie ein »D« und den Rest kann man als Farang wohl nur mit implantiertem Dotzball im Kehlkopfbereich und ausreichenden Sächsischkenntnissen korrekt intonieren. Seine österreichische Freundin kann seinen Namen nach drei Jahren glücklicher Beziehung noch immer nicht richtig herausbringen. Von daher begrabe ich meine Hoffnungen schon recht früh, binnen der nächsten beiden Tage meine Fertigkeiten mit Kehlkopf und Stimmbändern so zu trainieren, dass ich am Ende unseres Trips Teuys Namen aussprechen kann.
Conny und Gallus, die schweizer Leitung der Basis, fahren uns zum knapp zehn Minuten entfernten Pier, von wo aus wir mit dem Speed Boat zu den Similan Inseln heizen werden.

Nach einer knappen Stunde haben uns die drei ohrenbetäubenden Motoren des ansonsten mit Ein-Tagestrip-Schnorchlern vollbepackten Bootes zu den Inseln katapultiert.

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Unter den neidischen Blicken der Schnorchler verlassen Rebekka, Teuy und ich als erste und vorerst einzige das Speed Boat und werden auf der Papavarin von der thailändischen Besatzung willkommen geheißen.
Teuy führt uns kurz in die Regeln des Bootes ein und lässt uns unter anderem wissen, dass wir keine »Titanic: I’m the King of the World«-Spielchen auf dem Bug des Schiffes spielen sollen, da dies ein heiliger Ort für die Besatzung ist, die an Geister glaubt, und die man mit solch einem Scheiß nicht verärgern sollte. Das bekommen wir hin.
Wir schippern mit »unserem« Boot langsam zum ersten Tauchplatz und bestaunen die wunderschönen Inseln des Archipels. Es ist absolut paradiesisch hier: Die insgesamt neun Inseln des Nationalparks warten mit tropischen Wäldern, silbergrauen Felsen und verlassenen weißen Sandstränden auf. Zu meinem Erstaunen sind auch relativ wenige Boote zwischen den Inseln zu sehen, was meine Befürchtung, man könnte trotz »Privattauchens« auf Massen von Pressluftatmern unter der Wasseroberfläche treffen, verfliegen lässt.
Eine gute halbe Stunde nach unserer Ankunft geht es dann für Teuy und mich erstmals unter Wasser. Am Elephant Head könnten uns Weißspitzen-Riffhaie begegnen, lässt Teuy mich wissen, was meine Vorfreude noch mehr ansteigen lässt.
Der Tauchplatz ist grandios. Die prachtvolle Landschaft der Inseln setzt sich unter Wasser fort: Unter Wasser erwarten uns eine bunte Korallenlandschaft und die silbergrauen Felsen, die uns über Wasser mit ihrer Schönheit schon so faszinieren, dass sie wie einer Filmkulisse entnommen zu sein scheinen. Die Fauna fesselt nicht weniger: unzählige Drückerfische – neben den »klassischen« Riesen-Drückern hauptsächlich Indische Drückerfische –, eine riesige Muräne, ebenso in ihrer Größe faszinierende Barrakudas, massenhaft Rotfeuerfische, Flötenfische, Zackenbarsche, Kugelfische, Igelfische, Krugfische, Papageienfische, Thunfische usw. usf.
Neben diesen Fischen, die ich bereits kenne, entdecke ich auch mir völlig neues Getier, wie den urkomisch guckenden und sich ebenso unterhaltsam bewegenden Bunten Fangschreckenkrebs. Oder Orient-Süßlippen und nicht zu vergessen der wahnsinnig hektische und zappelige Bäumchen-Lippfisch, Langusten, ein Oktopus, Langnasendoktoren, Joshis Prachtsternschnecke und der Langschnauzen-Büschelbarsch. Bevor dieses sich Ergötzen eines Tauchers zu nerdy wird, beende ich hier die Aufzählung. Nur noch einen Meeresbewohner muss ich nennen: Ein Weißspitzen-Riffhai kreuzt tatsächlich unseren Weg! Leider aber in einigen Metern Entfernung. Ich bin begeistert. Was für ein erster Tauchgang vor den Similan Inseln!

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Die Similan Inseln bestehen, wie gesagt, aus neun Inseln, die – um es einfach zu halten – neben ihren thailändischen Namen auch zusätzlich durchnummeriert wurden. Der Elephant Head zum Beispiel liegt zwischen Insel Nr. 7 und Insel Nr. 8 oder anders ausgedrückt: zwischen Koh Payu und Koh Similan, der größten Insel, die der Namensgeber für den gesamten Archipel und den Nationalpark ist.
Teuy bietet uns an, an einen einsamen Strand auf Koh Similan gefahren zu werden. Ein bestelltes Dingi des Nationalparks holt uns daraufhin ab und fährt uns an einen weißen Sandstrand, dessen Sand einmal mehr wie Puderzucker ist … und wir sind komplett alleine hier. Wir spazieren den kleinen Strand entlang, der direkt an den Wald grenzt; keine Häuser, keine Straße … einfach nichts. Rebekka entdeckt noch ein »riesengroßes Eichhörnchen« bis wir nach 20 bis 30 Minuten wieder abgeholt werden. Das Rätsel um das mysteriöse Riesenhörnchen, das ich leider nicht zu Gesicht bekommen habe, bleibt ungelöst. Vielleicht war es ein Malaiischer Riesengleiter? Die gibt hier es zumindest …

Bevor wir unseren zweiten Tauchgang am Turtle Rock machen und Rebekka sich im Schnorcheln üben kann, gibt es an Bord Mittagessen. Die Köchin kocht sehr lecker und lockt vermutlich durch ihre Kochkünste sowie das offene Fenster ihrer Küche, durch das immer mal wieder Essbares im Meer landet, eine mächtig große Schildkröte an. Wir kommen hier aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Teuy, dem ich vorschwärme, wie toll ich es finde, Haie zu sehen, verspricht mir, nun einen Babyhai zu zeigen, den er entdeckt hat. Uiuiui! Der wahnsinnig sympathische Thai, der nebenbei erwähnt auch ein sehr gutes Englisch spricht, hält nicht nur sein Versprechen, sondern toppt es sogar noch: Unter einem schweren Korallenmantel liegt nur wenige Zentimeter vor mir der versprochene kleine Weißspitzen-Riffhai. Ich freue mich wie ein Kind und frage mich zudem gerade noch, wie um alles in der Welt man als Taucher solch ein Versteck finden kann, als Teuy mir mitteilt, dass er noch ein Haibaby-Versteck kennt. Wie schon beim ersten Baby schaut er sich zuvor um, ob auch nicht die Mutter gerade in der Nähe ist – die könnte nämlich sauer werden, wenn wir uns an ihr »Nest« machen – und zeigt mir tatsächlich noch einen zweiten kleinen Hai.

Beim dritten Tauchgang, East of Eden, einem sogenannten »Sunset Dive«, petzt mich entweder ständig irgendwo etwas oder mein Ohr fühlt sich so an, als ob kleine Luftblasen aus meinem Atemgerät sich dort hinein verirren. Ich überlege schon, ob ich den Blasenabweiser meines Atemreglers mal unter die Lupe nehmen soll, als Teuy sich mit einem fetten Grinsen zu mir dreht und mir einen kleinen Fisch zeigt, der ständig vor seinem Gesicht umhertaucht. Plötzlich schwimmt auch ein Fischchen, so groß wie mein kleiner Finger, vor meiner Maske herum und schaut mich an. Das ist ein Putzerfisch! Ich werde gerade gereinigt. Das ist ja nett. Also lasse ich den kleinen Gewöhnlichen Putzerlippfisch weiter arbeiten und versuche nicht zu sehr zu zucken, wenn er mich an einer unerwarteten Stelle putzt … wobei er sich dann auch ziemlich schnell auf meine Ohren fixiert.


Die Sonne geht langsam aber sicher unter und wir bekommen erneut das Angebot gemacht, per Dingi an einen Strand gefahren zu werden. Das Boot hat in der Princess Bay vor Koh Miang (Insel Nr. 4) festgemacht. Gerade als wir das Dingi besteigen wollen, steht Teuy mit der Sektflasche neben Rebekka und fragt sie, wann wir die denn nun trinken wollen. Rebekka ist irritiert und ich denke mir: »Hmpf. – Aber, klar, warum eigentlich nicht am Strand?«

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Die Überraschung ist zwar jetzt nicht hundertprozentig romantisch perfekt abgelaufen, aber passt. Letztendlich ist es sogar optimal so, da die Atmosphäre auf einem der tollen Felsen am Strand bestimmt romantischer ist, als auf dem Boot. Auch, wenn wir von dort aus den noch schöneren Sonnenuntergang erlebt hätten.
Was für ein Tag!


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