Tag 38: Busfahrt nach Ayutthaya

Curry-Competition

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Freitag, 2. April 2010
Kanchanaburi – Ayutthaya

Wir haben genug von Kanchanaburi und lassen uns von einem kleinen Motorradtaxi im Beiwagen zum Busbahnhof fahren. Das hatten wir bislang noch nicht: ein Roller mit einem angeschraubten Beiwagen, der über zwei gegenüberliegende Sitzbänke verfügt. Ist lustig und mit 50 Baht erstaunlich billig; 50 % billiger als mit einem gewöhnlichen Tuk-Tuk oder Songthaew.
Am Busbahnhof besteigen wir einen quietschbunten Linienbus, in dem wir die einzigen Farangs sind. Yeah! Die allermeisten Touristen, die Kanchanaburi verlassen, fahren mit dem Bus nach Bangkok. Wir planen jedoch nach Norden zu reisen, weswegen sich die Linienbusse nach Suphanburi und dann weiter nach Ayutthaya anbieten.

Ayutthaya soll mit seinen alten Tempelanlagen à la Angkor sehr schön sein. Die alten Gemäuer in Ayutthaya (Aussprache: Ajutt-taja) stammen primär aus dem 14. bis 16. Jahrhundert und sind somit rund 500 Jahre jünger als die Tempel von Angkor.
Um 1350 entstand das Königreich von Ayutthaya, das sich von seinem Vorgängerreich Sukhothai unter anderem darin unterschied, dass sich die Könige göttliche Eigenschaften zuschrieben und Ayutthaya somit zu einem Staat der absoluten Monarchie werden ließen. Über 417 Jahre lang war Ayutthaya die Königsstadt des siamesischen Reiches. 1767 kamen dann aber die Burmesen und zerstörten die damalige Weltmetropole. Heute sind nur noch wenige Überreste der riesigen Stadt übrig.
Aber noch sitzen wir in Kanchanaburi. Der Bus rollt los, hält zwei Ecken weiter aber bereits wieder und wartet auf irgendetwas. Ein alter Mann mit amputiertem Bein nähert sich einer Eisenglocke mit einem Eisenklöppel und läutet diese. Oha. Zwei Minuten später schlägt er erneut mit der Eisenstange gegen die Glocke und unser Bus setzt sich wieder in Bewegung. Cool: eine Haltestelle mit provisorischem Abfahrtssignal.
Wir verlassen Kanchanaburi und fahren ohne weitere größere Pausen bis nach Suphanburi durch. Die Landschaft ist toll: grüne leuchtende Reisfelder mit unzähligen, nach Fröschen suchenden Störchen darauf, ziehen sich bis zum Horizont.
Zwei Schulmädchen steigen zu. Beide trinken aus Plastiktüten Cola mit jeder Menge Crushed Ice. Man sieht sehr oft Thailänder mit Röhrchen aus kleinen Plastiktüten trinken. Als die zwei genug erfrischt sind, knoten sie die Tüten an den Lehnengriff des Vordersitzes und verlassen kurz darauf wieder den Bus. Eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter steigt zu und setzt sich auf die gerade frei gewordenen Plätze. Die Plastiktüten stören sie nach wenigen Sekunden, weswegen sie die Knoten löst und die Tüten ganz selbstverständlich aus der – während der kompletten Fahrt über – geöffneten Bustür auf die Straße wirft. Den Umweltschutzgedanken haben die Thais noch nicht wirklich verinnerlicht. Auf Mülltrennung trifft man hier extrem selten und in den Städten muss man Mülltonnen und -eimer ewig suchen.
Bei einer kurzen Pause in U-Thong steigen Straßenhändler zu und verkaufen im Bus ihre Getränke und Fleischspieße. Reisen im »Thai-Style« ist fett.
In den von Thais benutzten Linienbussen fehlen – endlich einmal – die Air-Condition-Anlagen. Stattdessen hängen an den Decken Ventilatoren, die aber während der Fahrt ausgeschaltet sind. Die Luftzirkulation durch die Ventilatoren braucht man auch nicht: Die geöffneten Fenster und Türen sorgen für mehr als genug Durchzug.

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Wir erreichen Suphanburi und fahren an einem riesigen Gebäude vorbei, das die Form eines Drachens hat und ebenso wie die Drachenfiguren in buddhistischen Wats knallbunt angestrichen ist. Es sieht fantastisch aus! Wir erreichen den Busbahnhof und werden – kaum dass wir den Bus verlassen haben – sofort von einer Thailänderin mit der Frage: »Ayutthaya?«, empfangen und zum nächsten Bus geführt, der mit unserem Zusteigen auch direkt losfährt. In Thailand achtet man nicht unbedingt auf die pünktliche Abfahrt der Verkehrsmittel, dafür aber darauf, dass auch ja jeder der mitfahren will an Bord ist. Großartig!
Unser neues Vehikel, das uns nun also nach Ayutthaya fahren wird, scheint ein Bus der Marke Eigenbau zu sein, in dem man sich trotzdem sicher fühlt. Der Style ist einfach so unschlagbar, dass man vielmehr mit der Begutachtung jeder einzelnen Schraube, als mit der Angst, dass das Teil auseinanderbrechen könnte, beschäftigt ist: Der Boden besteht aus Brettern. Als Zeichen, dass man den Bus verlassen möchte, wurde neben der auch hier durchgehend geöffneten Tür ein Lichtschalter angebracht, der nach Betätigung ein Klingeln auslöst. Eine Stange zum Festhalten, die den Boden mit der Decke des Busses verbindet, war offensichtlich zu kurz, weswegen man noch kleine Holzscheiben dazwischenschrauben musste, um die Stange befestigen zu können. Die Ticketverkäuferin sitzt vorne neben dem Fahrer auf einem festgeschraubten Sitzkissen. Die Aufzählung könnte noch lange weitergehen …

In Ayutthaya klappern wir drei Hostels ab. Das erste, Tony’s Place, gefällt uns bereits sehr gut. Wir wollen aber schauen, ob wir noch ein billigeres finden. Das zweite, das P. U. Inn Guesthouse ist eines der vielen Gästehäuser, die sich damit rühmen im Lonely Planet, dem mittlerweile wohl mainstreamigsten und somit wohl uninteressantesten Reiseführer der Welt, zu stehen. Uns gefällt es weniger gut und zusätzlich ist es auch ziemlich teuer. Schräg gegenüber befindet sich das klitzekleine B. J., das von anscheinend recht sympathischen Thais betrieben wird, die sich kaum trauen, einem ein Zimmer anzubieten. Zu groß ist wohl die Konkurrenz. Das Zimmer ist spottbillig, im Vergleich zum Style von Tony’s Place, der stark an das On On in Phuket erinnert, aber nicht billig genug. Wir gehen erneut zu Tony’s Place, um uns noch einmal nach dem Preis zu erkundigen und einen Rabatt auszuhandeln. Das Handeln können wir uns sparen, da die Rezeptionistin sofort mit einer Preisminderung daherkommt. Für 250 Baht nächtigen wir also in einem der stilvollsten Hostels unserer bisherigen Reise: Das Restaurant, durch das man laufen muss, um zu den Zimmern zu gelangen, ist eine tolle Mischung aus Garten und hölzernem, zweistöckigem Innenhof mit Balkonen.

Die Zimmer selbst sind ebenfalls vom Boden über die Wände bis zu den Möbeln komplett hölzern und mit Flügeltüren ausgestattet. Das Bad befindet sich auf dem Balkon. Das heißt: An freier Luft duschen und … so weiter. Das Waschbecken ist eine steinerne Waschschüssel mit Abfluss. Überhaupt haben alle Möbel – Schränke und Bett – den Stil und Charme der 20er bis 40er Jahre.

Zudem schmeckt das Essen bei Tony’s Place sehr gut und die Kellnerinnen und Kellner sind die wohl zuvorkommendsten und freundlichsten, die uns bisher untergekommen sind. Tony’s Place ist eine absolute Empfehlung!
Als ich nachts Reiseberichte schreibe, führt einer der Kellner einen rotzbesoffenen, fetten und singenden Chinesen ganze fünfmal aufs Klo und schaut dabei zum Wegschmeißen hilflos drein. Auch das gehört bei Tony’s Place zum Service. Genauso wie eine ziemlich einseitig geführte kurze Unterhaltung auf Thai mit dem etwas verpeilt wirkenden Security-Mann. Ich habe noch immer keine Ahnung, um was es da ging …

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