Tag 59 – Teil 1: End of the Walkway: Thailand, phom rak khun!
Curry-Competition
Freitag, 23. April 2010
Bangkok
Mit uns im Bus sitzt zufälligerweise Markus, ein Kölner, der in Chiang Mai mit uns Songkran gefeiert hat. Er erzählt uns, dass er wegen des isländischen Vulkans bereits seit Montag, also seit fünf Tagen, in Bangkok festsitzt. Heute ist der erste Tag, seitdem der Vulkan Asche ausspuckt, an dem Flugzeuge Mittel- und Westeuropa wieder anfliegen können.
Wie zu erwarten war, sind wir viel zu früh am Flughafen und langweilen uns drei Stunden lang im Duty-free-Bereich herum, beobachten Osteuropäer, die bereits ihre erste Flasche Wodka killen, amüsieren uns über zwei prollige Loser, die eine hübsche Blondine mit merkwürdig animalisch anmutenden Schmatzgeräuschen anzumachen versuchen und hören uns gefühlte tausendmal das sprechende Beförderungsband an, das in piepsiger Stimme zunächst auf Thai, dann auf Englisch vor dem »eeeeend of the walkway« warnt.
Wir haben eigentlich zu viel Handgepäck dabei: Beide tragen wir ein Täschchen, meinen Laptop, meine Kamera, was zum Knabbern … und unsere Waffen. Aber auch beim Boarding stört sich keiner daran, dass wir zwei Wasserpistolen und überhaupt zu viel Zeugs mit uns herumschleppen. Glück gehabt.
Tja, und dann ist es soweit. Wie ein Vorschlaghammer drischt es einem auf einmal ins Bewusstsein: Unsere grandiose Zeit in diesem wunderschönen Land mit seinen herzlichen Menschen ist tatsächlich schon vorbei, endet hier am Suvarnabhumi Airport von Bangkok. Suvarnabhumi heißt soviel wie das »Goldene Land«, was über Jahrhunderte hinweg ein Synonym für Südostasien war. Nach zwei Monaten in Thailand, Kambodscha und Malaysia können wir da nur zustimmen. Der wahre Reichtum eines Landes hat nichts mit Geld zu tun. Ein Land, das so von Touristen übervölkert ist, wie Thailand und trotzdem noch vollkommen zu Recht als das »Land des Lächelns« bezeichnet wird, offenbart neben seiner offensichtlichen äußeren Schönheit auch seine innere Schönheit. Solch eine Gastfreundlichkeit (»Welcome to Chiang Mai, Thailand!«) und Freude am Fremden (»Can I make photo with you?«) haben wir noch nirgends gesehen. Den kritischen Stimmen, die sagen: »Die meinen das gar nicht so freundlich, wenn sie lächeln«, möchte ich widersprechen. Wenn ich als Passant von wildfremden Menschen, mit denen ich keinerlei zum Beispiel geschäftliche Verbindungen habe, auf der Straße angestrahlt werde, dann weiß ich nicht, was daran »falsch« sein soll. Wie es ist, wenn man in Thailand lebt und arbeitet, kann ich natürlich nicht wissen.
Selten in unserem Leben sind zwei Monate so verflogen wie diese … Was machen wir überhaupt hier im Flugzeug? Wir wollen doch gar nicht zurück!
An unserem zweiten Tag in Thailand habe ich geschrieben, dass ich, wenn ich nach meinem Ableben entgegen meiner Vermutung vor einem bärtigen Freak stehe, der mich fragt, was für eine Art Paradies ich denn gerne hätte, womöglich: »Thailand wäre nicht schlecht«, antworten würde. Daran hat sich nichts geändert: »Schick mich nach Thailand, alter Mann! Lass aber nicht so viele Farangs rein und schmeiß die Politiker raus. Dann ist es perfekt.«
Thailand, phom rak khun! Thailand, ich liebe Dich!
Der Flieger hebt ab, macht eine letzte Runde über Bangkok, fliegt nach Westen über die grüne Grenze Myanmars und dann schließlich hinaus auf die Andamanensee. Das war’s.