Meine geliebte Buchenlesung und die Rote Flora

Das Tagebuch des Straßenlesers: 1. Tour (2015)

Rote Flora

29.–30. August 2015
Hamburg

Am 8. Februar 2014 hielt ich meine allererste Lesung überhaupt. Ich wurde zur »Buchenlesung« des Arbeitskreises »Unkontrollierte kulturelle Weichenstellung« nach Hamburg-Schnelsen eingeladen. Hauptinitiator war Alexander Häusser, mit dem ich zu jener Zeit einmal im Monat im Lost Cabaret aufgetreten bin. Von meiner »Premierenlesung« stammt übrigens auch dieses Video:

Nun wurde ich erneut von Alex Häusser eingeladen. Und da die Lesung in diesem Jahr im August stattfindet, lese ich heute unter der namensgebenden Buche im Garten des Veranstalters.
Meine letztjährige Lesung war super: Das Publikum der Buchenlesungen war in bester Laune und niemand hielt sich mit lautem Gelächter zurück. Daher freue ich mich schon ungemein, heute wieder vor diesen Zuhörern lesen zu dürfen. Tja, und was soll ich sagen: Die heutige Lesung macht noch mehr Spaß als die letztjährige. Gelächter, Zwischenrufe des Publikums und die Anwesenheit eines waschechten Goldendoodle (siehe Tag 2 von »Serendipity«) sorgen für die zweifellos schönste Lesung meiner bisherigen (und noch sehr jungen) Karriere als Vorleser.
Am nächsten Tag geht es ins Hamburger Schanzenviertel, wo ich vor der Roten Flora eine Straßenlesung halte. Leider ist der Straßenverkehr wesentlich lauter als ich ihn am Schulterblatt in Erinnerung hatte, was die Lesung recht anstrengend macht. Dafür treffe ich erstmals seit dem Abitur meine alte Schulfreundin Anja wieder und werde von einem schreibenden Schauspieler zugetextet. Der Gute meint, dass ich mich viel offensiver vor Cafés und Restaurants setzen und meinen Verstärker lauter aufdrehen müsste. Genau bei diesen Punkten möchte ich aber vorsichtig agieren, da ich mir denke, dass sowohl Betreiber als auch Besucher nicht unbedingt Lust auf einen Typen haben, der sich ein, zwei Stunden mit ’nem Verstärker vor sie setzt und was vorliest. Daraufhin unterstellt mir der freundliche, aber penetrante Zeitgenosse fehlendes Selbstbewusstsein und zitiert ein selbst verfasstes Gedicht, welches er seiner Mutter am Sterbebett gedichtet hat. Das ist rührend, passt aber mal so überhaupt nicht ins Gespräch und zeigt mir lediglich mal wieder, dass Selbstdarsteller oftmals kein Gefühl dafür haben, wann sie anderen Leuten einfach nur die Zeit rauben. Das Gedicht ist aber tatsächlich gar nicht mal so übel.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Anja, meiner Freundin Julia und später noch einer weiteren alten Freundin aus der Heimat auf St. Pauli … wo ein Späti-Bier so viel kostet wie bei uns in Berlin ein Kneipenbier. Und ein Kneipenbier kostet so viel wie in Berlin ’ne halbe Monatsmiete aus den 90ern. Also gefühlt …
Schön ist Hamburg trotzdem … und da die Arbeiten an »Serendipity – Teil 2« nur wenige Tage später endgültig abgeschlossen sind, bin ich nun bereit für meine Tour als »Deutschlands erster Straßenleser«: Rock und Roll.

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