Tag 3: Backnang & Ludwigsburg
Das Tagebuch des Straßenlesers: 1. Tour (2015)

Mittwoch, 9. September 2015
Backnang
Als ich in Backnang ankomme, beschließe ich, die Redaktion der Backnanger Zeitung aufzusuchen, bevor ich mit meiner Straßenlesung loslege. Ich frage ein Mädel, das in einem Handy-Shop arbeitet und gerade für eine Kippenpause vor dem Laden sitzt, wo ich die Fußgängerzone finde. Die schaut mich jedoch nur hochgradig irritiert an und schüttelt den Kopf: »Fußgängerzone? Gibt’s hier nicht.«
Einen Block weiter stehe ich plötzlich in der Fußgängerzone. Aha. Seltsam. Vielleicht hat sie mein Schild so verstört, welches ich um meinen Hals hängen habe? Auf dem Schild steht, dass ich »Deutschlands erster Straßenleser« bin, dass die Menschen es sich gemütlich machen sollen und dass ein Buch zwölf Euro kostet. Darunter ist in Postergröße der Buchdeckel von »Serendipity – Teil 1« platziert.

In der Redaktion der Backnanger Kreiszeitung werden ich und meine Geschichte mit großer Begeisterung aufgenommen: Sofort setzt sich ein Redakteur mit mir in einen Raum und interviewt mich. Es wird sogar noch schnell ein Fotograf für den Artikel organisiert. Dieser führt mich dann auch in die Fußgängerzone und zeigt mir Plätze, die sich für eine Straßenlesung eignen. Ich lese vor einem Tabakladen, gegenüber dem Café Weller.
Nach der Lesung kauft mir eine Frau zwei Bücher ab. Sie arbeitet ehrenamtlich in einer Flüchtlingsunterkunft und will die Bücher nutzen, um Flüchtlingen Deutsch beizubringen, was ich absolut großartig finde.

Ludwigsburg
Gegen 16:30 Uhr erreiche ich Ludwigsburg. Ich habe wenig Hoffnung, noch einen Journalisten der Ludwigsburger Zeitung mobilisieren zu können. Anstatt den Sitz der Zeitung zu suchen, rufe ich schnellstens bei der Redaktion an … und bekomme – wenig überraschend – eine Absage. Damit mir dasselbe nicht morgen auch in Stuttgart passiert, klingel ich direkt im Anschluss bei der Stuttgarter Zeitung durch. In der Schwabenmetropole kommt mein Projekt direkt gut an. Ich soll mich morgen – sobald ich weiß, wo ich lesen werde – wieder melden. Nice!
Ich lese auf dem Ludwigsburger Marktplatz. Der große und schöne Platz liegt zwischen zwei Kirchen: einer evangelischen und einer katholischen. In der Mitte des Platzes steht ein Brunnen und die hübschen Arkadenhäuser, die den Platz begrenzen, beherbegen Gastronomiebetriebe. Zunächst wundere ich mich über die wahllos erscheinende Platzierung der Sitzmöglichkeiten auf dem Platz. Als ich schließlich bemerke, dass sämtliche metallenen Bänke und Stühle in der Sonne stehen, wird mir klar, dass die Sitzmöglichkeiten transportabel sind. Das ist ja mal cool.
Eine Freundin meiner ältesten Schwester Andrea bat darum, ihr Bescheid zu geben, wenn ich in Ludwigsburg ankomme. Neben ihr hören mir auch ein paar Sonnenanbeter und später auch eine Gruppe Skateboarder zu. Die Kids hören auf, ihre Tricks zu üben und setzen sich auf ihre Bretter genau vor mich. Sie hören bis zum Ende zu und spenden mir wohltuenden Applaus.
Ich packe zusammen, wecke den Straßenmusiker auf, der sich mitten in meiner Lesung zur Mittagsruhe auf meine Isomatte gelegt hat, und düse weiter in Richtung Stuttgart.
Stuttgart
Mein Kumpel Alex Mink aus Mainz ist nach Stuttgart gekommen. Er hat gehört, dass ich bei unserem gemeinsamen Freund Max übernachten werde und gönnt sich daher eine Auszeit im Schwabenland. Alex hat übrigens den Buchdeckel von »Curry-Competition« designt. Und aus Max Köglers kreativem Kopf stammen das DVD-Cover und die Poster zu »Erinnerungen«.
Mein allererster Abend in der Stuttgarter City ist ein feucht-fröhlicher. Max führt uns umher und zeigt uns zum Abschluss noch das Café Galào. Der Betreiber des Cafés hat mich für morgen zur Lesung eingeladen. Auch dieser Kontakt ist – wie schon meine Engagement in Gaildorf – über die liebe Lena zustande gekommen. Reiner, der Betreiber des Galào, ist ein herzensguter Kerl, der sämtliche Getränke aufs Haus gehen lässt. Wir halten uns aber selbstverschänntrslich shrerrej zuerräcük … Man wiklklkl jka nishct ungkhöflich weorkrlenm!
Guutr Nscht.