Vorwort

Das Tagebuch des Straßenlesers: 1. Tour (2015)

Straßenlesung Mauerpark Berlin, 18.10.2015 (© Thore Rehbach)

Gedanken aus dem November 2015

Ach ja … der Sommer ist also schon wieder vorbei. Ich weiß: Dieser Satz kommt Mitte November leicht verspätet daher. Aber wann hatten wir zuletzt solch einen milden November? Da ärgert es mich ja schon fast, dass ich meine Tour als »Deutschlands erster Straßenleser« bereits am 18. Oktober mit meiner Lesung im Berliner Mauerpark beendet habe. Seitdem lasse ich mich morgens wieder von der scheinbar niemals zur Ruhe kommenden Baustelle auf der anderen Seite meiner Schlafzimmerwand wecken – seit zwei Jahren werde ich abwechselnd vom Presslufthammer oder der Steinsäge geweckt. Herrlich. Als wäre das noch nicht genug, kämpfe ich derzeit auch noch mit dem nächsten, nicht selbst verursachten Wasserschaden in meiner Wohnung – dem zweiten seit August. So schön. Außerdem finde ich seit meiner Rückkehr nach Berlin auch wieder genug Zeit, um mich den halben Tag lang über die rassistischen Arschlöcher, die sich »besorgte Bürger« nennen, sowie über die groteske Flüchtlingspolitik à la Thomas de Maizière aufzuregen. Was ’n Spaß.
Wie gerne wäre ich weiterhin als »Deutschlands erster Straßenleser« auf Tour! Da konnte ich von dem ganzen Ärger, den einem »linksversifften Gutmenschen« wie mir sauer aufstößt mal aus dem Wege gehen. Was war das befreiend …
Doch nun ist der Spätherbst eingezogen; ein – zugegeben – erstaunlich warmer Spätherbst. Ich find’s dennoch Scheiße. Wieso liegt Berlin eigentlich nicht am Meer? In den (Sub-)Tropen. Dann wär’s die perfekte Stadt. Aber so gehen mir die kalten Monate im grauen Berlin doch ziemlich auf den Zeiger. In Andalusien oder Kalabrien dürften meine Straßenlesungen jedoch keine allzu große Erfolge mit sich bringen. Sehr ärgerlich. Falls jemand spontan Lust hat, mein Buch – »Serendipity – Die unverhofften Glücksfälle eines Backpackers in den USA« – mal schnell ins Spanische oder Italienische zu übersetzen: Sería fantástico.
So bleibt mir nur das Schwelgen in Erinnerungen. Meine Erinnerungen an den September und den Oktober 2015 – welche ich eigentlich nicht vorhatte, schriftlich festzuhalten. Aber solange ich wegen des benachbarten Presslufthammers und der zwei Kondenstrockner in meiner Wohnung nur schlecht am Hörbuch zu »Serendipity« arbeiten kann (jaha!), blogge ich sie eben doch. Und neben der Anfragen einiger meiner Leser, Journalisten und Menschen, denen ich auf der Straße begegnen durfte, gibt es noch einen zweiten, äußerst simplen, aber dafür sehr überzeugenden Grund, doch noch ein Tourtagebuch zu verfassen: Meine Tour als »Deutschlands erster Straßenleser« war einfach eine verdammt coole Zeit!
Von daher: Here we go!
Copyright

Titelbild: Thore Rehbach

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