Tag 5: Braunschweig, Wolfsburg & Magdeburg

Das Tagebuch des Straßenlesers: 3. Tour (2016)

Straßenlesung Magdeburg

Sonntag, 4. September 2016
Braunschweig, Wolfsburg & Magdeburg

Wenn ich mal einen Manager haben sollte, muss dieser mich samstags anrufen und mich darauf aufmerksam machen, dass morgen Sonntag ist. Sonntage sind schlechte Tage für Straßenkünstler, da in den meisten Fußgängerzonen sonntags einfach nichts los ist. So ergeht es mir schließlich auch in Braunschweig, Wolfsburg und in Magdeburg. Zudem nieselt es auch noch den halben Tag lang. Keine Menschen + Regen = keine Lesung. So einen Spaß wie in Eisenach muss ich mir nicht noch einmal geben …
Ab 1:05 Minute erzähle ich von meiner Lesung in Eisenach

Dennoch finde ich es sehr schade, da ich möglichst viele Städte auf meine Liste der als Straßenleser bereisten Orte aufnehmen möchte.
Immerhin habe ich einen ganz netten Abend in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Zunächst langweile ich mich zwar beim Fußballgucken in der wohl spießigsten Studentenkneipe, die man sich nur vorstellen kann. Danach folge ich aber der Empfehlung des freundlichen Barkeepers und lande im Szenekiez (?) am Hasselbachplatz. Hier hat zwar nur noch eine Kneipe geöffnet, doch die ist ganz ulkig … und heißt Musikkneipe Flowerpower. Eine Althippie-Band gibt ’nen Cover-Song-Gig, während ich mit einem Hardrocker ins Gespräch komme. Als dieser sich auf den Heimweg macht, sitzt plötzlich ein 21-Jähriger mit Dreadlocks neben mir: »Kennst Du Wodka-Slush?«
»Was für’n Ding? – Ah! Wodka mit diesem pappsüßen Eiszeug
»Genau.«
»Nö, klingt schrecklich.«
»Willste einen?«
»Klar.«
Als wir uns den zweiten reinpfeifen, will der Barkeeper die Kneipe schließen … wogegen wir uns wehren.
»Guck mal, der drückt ’nen Knopf und ratzfatz eist die Slush-Maschine komplett ein. Soll das so sein? Und wie soll das überhaupt funktionieren, wenn da Wodka drin ist?«
»Ja, Mann! Ist da überhaupt Wodka drin?«
»Der hat uns verarscht!«
»Ja, ey! Gib mal noch so zwei, damit wir das überprüfen können!«
Wir bekommen keine Drinks mehr.
Vor der Kneipe denke ich an morgen und verabschiede mich mit den Worten: »Ich gehe jetzt besser mal zu meinem Auto.«
Im Nachhinein bin ich leicht erstaunt (oder amüsiert) darüber, dass mein Saufkumpane mit den Worten: »Besser ist das«, reagiert. Der Kollege weiß nämlich gar nicht, dass ich als Straßenleser unterwegs bin und des Öfteren auch mal in meinem Auto penne. Ich habe es natürlich keinen Meter mehr bewegt.

Copyright
Titelbild: © Stern - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons

Hintergrundbild: © Eugen Rung
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