Tag 14: Mr. Organic

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Dienstag, 24. August 2004
Kona, Hawaii

Heute ist – im Gegensatz zu gestern – den ganzen Tag über schlechtes Wetter. Zudem macht die Arbeit heute auch keinen Spaß: Kompostieren und Steine wegräumen steht auf dem Programm.
Nachmittags will James mit uns die Kaffeesäcke für das grüne Haus in einem Waschsalon waschen. Bekki und ich weisen James darauf hin, dass er die zurechtgeschnittenen Sackfetzen unmöglich in eine Waschmaschine stecken kann: Die Fasern werden unweigerlich aufgehen. James aber meint, dass es durchaus funktionieren müsste und … jo, klappt natürlich nicht. Als der Waschgang fertig ist, kratzen wir einen dicken, nassen Klumpen aus der Maschine …  Das heißt dann wohl, dass wir uns neue Kaffeesackbilder für unseren Picasso suchen müssen. James, den, glaube ich, nichts aus der Ruhe bringen kann, lacht nur. James ist cool.
Bekki und ich nutzen den Ausflug in den Waschsalon auch, um unsere Klamotten mal zu waschen. Nass werden sie dabei auch. Aber sauber? Nicht wirklich. Der Trockner ist aber noch viel besser: Selbst nach dem dritten Trocknen in diesem Wunderwerk der Technik sind unsere Klamotten noch genauso nass wie vorher … Davon sind wir jedoch gar nicht so begeistert, weil alles was klamm ist auf dem Berg auch klamm bleibt! Glücklicherweise offenbart uns James, dass auf der Farm noch ein funktionierender Trockner steht. Glück gehabt.
Wir fahren mit James zum Supermarkt, wo wir auf Trents Kosten einkaufen dürfen. Neben Brot, zwei Kokosnüssen und anderem Essen kaufen wir uns auch eine Anti-Moskito-Creme. Die Moskitos hier sind extrem nervig: Bekki und ich sind total verstochen.
Beim Einkaufen verrät uns James seinen Spitznamen: Mr. Organic. Diesen Kosenamen hat Trent ihm gegeben, weil er sich ausschließlich von biologisch Angebautem ernährt. Trent, zwar Besitzer einer Bio-Farm, ernährt sich eher ökonomisch, was James ganz und gar nicht nachvollziehen kann. Trent wiederum möchte nicht, dass James für sich und andere, heute also für uns, einkauft, weil dann nur das teure Bio-Food gekauft wird. Und da hat Trent wohl nicht so ganz unrecht, denn Bekki und ich haben uns in James’ Gegenwart erst gar nicht getraut irgendetwas Nichtbiologisches zu kaufen. Dementsprechend muss Trent jetzt unter anderem für unseren Bio-Salat fünf Dollar hinblättern.
Ich esse in Kailua noch für unglaubliche elf Dollar eine kleine Pizza und stelle dabei fest, dass Amis neben Brezeln auch keine Pizza backen können. Was das Essen angeht, sind die Amis mittlerweile Spitzenreiter meiner persönlichen Anti-Gourmet-Rangliste. Hier schmeckt alles so ätzend: fettig, überwürzt, stopfend.
Auf dem Weg zurück zur Farm fängt James noch Käfer und andere Insekten für seine Chamäleons. Und das ist wieder einmal Style pur: James fischt mit einem Fliegenköcher und äußerst unterhaltenden Bewegungen den grün bewachsenen Straßenrand leer. Das muss man gesehen haben! James ist wirklich ein verdammt cooler, lustiger und sympathischer Zeitgenosse!
Zum Abendessen gönnen wir uns unser erstes US-Brot: Es ist das widerlichste Brot, das wir je gegessen haben. Jetzt verstehen wir auch all die Deutschen, die eines hier in den Staaten vermissen, denn uns geht es nun genauso: Schwarzbrot! Schwarzbrot!

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