Tag 19: Die Höhle

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Sonntag, 29. August 2004
Kona, Hawaii

Der heutige Sonntag ist ein reiner Strandtag … und das bekommen wir später am Tag zu spüren – die Sonne hier ist schon verdammt heiß! Wir beide verbrennen uns trotz regelmäßigen Eincremens mit hohem Lichtschutzfaktor ganz gut den Pelz. Autsch. Bekki verbrennt sich dabei besonders stylish: Für eine knappe viertel Stunde legt sie ihre Hand auf ihren Oberschenkel und … ja, jetzt hat sie einen weißen Handabdruck auf ihrem ansonsten braunroten Oberschenkel! Très chic.
In King Kamehamehas einstigem Palast wird ein kleines, kostenloses Sommerkonzert mit Hula veranstalter. Das ist schön und interessant; beispielsweise kennen wir nun die hawaiianische Nationalhymne, von deren Existenz wir bislang noch nicht einmal etwas wussten.
Das Zurücktrampen zur Farm ist heute so leicht wie noch nie, da uns ein uns bis dato noch nicht bekannter Nachbar mitnimmt. Sein Name lautet Tiger. Uh, yeah. Tiger verdient seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von Kanus. Unter anderem hat er sämtliche Kanus für die Kanu-Weltmeisterschaften in Hilo hergestellt, woraufhin ich von ihm das Geld für unsere Bed-&-Breakfast-Nacht in Hilo zurückverlange. Und wie reagiert der Übeltäter, der hauptverantwortlich dafür ist, dass wir bei unserer Ankunft in Hilo kein preiswerteres Bett mehr finden konnten? Er lacht! Pah! Wenigstens gibt er uns seine Karte und meint, dass wir, falls wir mal wieder ein kostenloses Taxi für auf den Berg bräuchten, ihn anrufen sollen. Mit etwas Glück befindet er sich dann ja vielleicht gerade in Kailua-Kona und kann uns wieder mit auf den Berg nehmen. Na, das ist doch mal ein gutes Angebot.
Am Abend zeigt uns unsere vieltelefonierenden WWOOF-Kollegin Emily, die uns morgen wieder in Richtung San Francisco verlässt, einen Lavatunnel, der sich direkt neben der Farm befindet. Der Ausflug erweist sich als wirklich aufregend, da die Höhle enger, tiefer, länger und vor allem dunkler als erwartet ist.
Mit Bekkis Taschenlampe als einziger Lichtquelle geht es hinein in den Berg. Wir klettern über Löcher im Boden, hangeln uns an glitschigen Wänden entlang, die keinen Halt bieten und steigen über lose und bröckelnde Steine – immer tiefer und tiefer in den Berg hinein. Irgendwo in den Tiefen der Höhle offenbart uns Emily, dass sie erst einmal in dieser Höhle gewesen ist und dabei auch noch rotzbesoffen war. Außerdem weiß sie nicht mehr so genau, wie sie damals wieder herausgekommen ist, da sie von anderen, erfahreneren »Höhlenforschern« geführt wurde. Na klasse.
Ich verliere plötzlich den Halt, stürze von einem Stein und reiße mir mein Hosenbein leicht ein. Kurz darauf renne ich mit meinem Kopf an einen spitzen Stein, um mir in der Rückwärtsbewegung dann gleich noch einen anderen scharfkantigen Stein in den Rücken zu rammen. Irgendwie schaffe ich es auch, die Taschenlampe in ihre Einzelteile zu zerlegen, sodass wir plötzlich mitten im Berg ohne Licht dastehen. Glücklicherweise können wir aber mit meiner Kamera Licht machen und finden das verlorene Stück Taschenlampe wieder. An der Taschenlampe haben wir aber dennoch nicht all zu lange unsere Freude, da auf einmal die Batterie den Geist aufgibt. Also darf ich von nun an mit ausgepackter und ungeschützter Kamera durch die Höhle balancieren. Na hoffentlich überlebt der Camcorder den Spaß hier. Wenig später begegnen wir den Knochen irgendeines Lebewesens, dass es offensichtlich nicht mehr geschafft hat, die Höhle lebend zu verlassen. Meine Sorge um die Kamera schwindet: Hoffentlich überleben wir den Spaß hier.
Nach einer Stunde Abenteuer findet unsere Kollegin aus Frisco aber tatsächlich den Ausgang wieder. Mitten im dunklen Urwald spuckt der Hualālai Mountain uns wieder aus.
Und wohin geht’s jetzt? Wo ist die Straße, sprich: die Zivilisation? Und in welcher Richtung lauern die menschenfressenden Wildschweine auf uns? Erfreulicherweise entdecken wir die Straße vor den Wildschweinen, wobei wir nun feststellen müssen, dass sich die Straße drei bis vier Meter unter uns befindet. Also beginne ich nach einem passablen Weg zu suchen – finde aber keinen. Dafür finde ich einen kleinen Abhang, stelle aber erst fest, dass ich ihn gefunden habe, als ich ihn bereits zwei, drei Meter hinuntergestürzt bin und erst von einem Baumstamm gestoppt werde. Nun schmerzt mir neben meiner sonnenverbrannten Haut auch noch mein Hintern.

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