Tag 25: Ein Blindfisch, eine Schildkröte – Ein Kapitalist, ein Weltmeister

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Samstag, 4. September 2004
Kona, Hawaii

Es ist 6:30 Uhr, der Wecker klingelt. Kotz.
Die heutigen Vormittagstauchgänge sind »besonders«: Zunächst einmal ist da Debbie. Debbie ist die vermutlich blindeste Tauchlehrerin, mit der ich jemals getaucht bin. Während unseres ersten Tauchgangs zeigt sie uns keinen einzigen interessanten Fisch, sodass wir Touris uns gegenseitig die Muränen etc. zeigen müssen. Der Hammer kommt dann gegen Ende des Tauchgangs: Ich sehe meine erste Schildkröte beim Tauchen! Dieses wahnsinnig schöne Tier – honu, wie der Hawaiianer sie nennt – ist 60 bis 80 Zentimeter groß. Diese Angabe ist notwendig, um Debbie hiermit endgültig zum offiziellen Blindfisch zu erklären: Die gesamte Tauchgruppe hat das Reptil bereits entdeckt, als Debbie, ganze zwei Meter von der Schildkröte entfernt, sie dann auch endlich sieht. Glückwunsch! Voller Enthusiasmus dreht sich Debbie daraufhin um und zeigt mit beiden Händen auf »ihre« Schildkröte. Au Backe …
Beim zweiten Tauchgang sieht Debbie dann schon etwas mehr, ist aber immer noch nicht wirklich gut darin. Dafür habe ich etwas ganz tolles gefunden: Eine funktionierende UW-Lampe!
Nach den Tauchgängen wartet allerdings eine Enttäuschung auf mich: Glenn, ehemaliger High-School-Lehrer in Chicago und jetzt stolzer Tauchschulenbesitzer, berechnet mir meinen fünften Tauchtag, obwohl auf dem Flyer der Kona Honu Divers geschrieben steht: »4 Days of Diving = 1 Day for free.« Seine grandiose Erklärung hierfür ist, dass ich viermal morgens mit aufs Boot gemusst hätte und das zudem noch innerhalb einer Woche. Aha. Als ich ihm daraufhin entgegne, dass er das mal besser so auf seine Flyer schreiben solle, zählt er mir meine ansonsten erhaltenen Vergünstigungen auf:
Ich muss keine Steuern zahlen. Zur Erklärung: Die Amis addieren ihre Mehrwertsteuer meistens erst beim Bezahlen, sodass man für einen Tauchtag, der eigentlich »nur« 90 Dollar kostet, am Ende knapp 95 Dollar zahlen muss.
Ich habe einen kostenlosen »Shuttle-Service« zum Boot erhalten.
… und noch irgendetwas, von dem ich bislang gar nichts wusste. Das mit den Steuern war mir indes auch nicht bekannt.
Ich ärgere mich also kurz und denke dann: »Scheiß drauf.«
Die meisten Amis hier sind nun mal Vorzeigekapitalisten …
Nach meinem letzten Kona-Tauchtag gönnen Bekki und ich uns einen gemütlichen Ali’i-Drive-Auf-und-Ab-Flaniertag. Für knapp zwei Dollar konsumieren wir mal wieder bei Lu Lu’s knapp drei Liter Flüssigkeit und schauen uns später einen sehr schönen Sonnenuntergang auf einem gemütlichen Rasen direkt am Meer an, während vor uns im Wasser zwei Schildkröten schwimmen. Perfekt.
Mit Anbruch der Dunkelheit wird dem neuen Kanu-Weltmeister eine Party geschmissen. Wir glauben zumindest, dass das der Grund für das plötzliche Straßenfest auf dem Ali’i Drive ist. Hunderte von Bambusfackeln wandern durch das Stadtzentrum herunter zum Kona Pier, also direkt zu »unseren« Strand, von wo aus auch übrigens immer der Ironman-Triathlon startet.
Die Leute wedeln mit kleinen Fähnchen herum, auf zwei Trucks wird in traditionellen Kostümen getrommelt und auf der Straße teilweise heiß getanzt. Es ist wieder einmal total Klischee, aber auch ziemlich cool. Das Fest löst sich dann ziemlich schnell wieder auf bzw. verteilt sich in die Kneipen und Bars des Ali’i Drives. Wir gehen wieder in die Kava Bar. Die Bar ist einfach genial …

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