Tag 38: Die Nautilus, Politiker und wunderschöne Filmstars

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Freitag, 17. September 2004
Pahoa & Hilo, Hawaii

Heute ist »Hilo entdecken« angesagt. Aus diesem Grunde machen wir uns möglichst früh auf den Weg. Nach kurzem Daumen heraushalten werden wir direkt zum Wal Mart gefahren, der den Mittelpunkt des riesengroßen Gewerbe- und Industriegebietes darstellt. Riesig deshalb, weil wir am Ende unseres »Discover Hilo Days« feststellen müssen, dass Hilo eigentlich fast nur aus ebendiesem Gewerbe- und Industriegebiet besteht. Nein, nein. All zu schön scheint Hilo nicht zu sein.
In Hilo wollen wir in Richtung Downtown trampen. Klingt ziemlich faul, aber Hilo zieht sich und zieht sich und zieht sich ewig lang!
David, unsere Mitfahrgelegenheit, fährt uns dann nicht nur in Richtung Downtown, sondern auch zu seinen Freunden, mit denen wir kurz irgendwo unterhalb der Rainbow Falls chillen. Die Rainbow Falls sind Wasserfälle am Stadtrand von Hilo. Leider kann man sie von dort wo wir chillen nicht sehen. Dennoch ist der Platz sehr gediegen, wunderschön natürlich und gut versteckt.
Der erste optische Höhepunkt in Hilo. Die Landschaft um Hilo herum ist, wie wir bereits bei unserer Anreise feststellen durften gigantisch.
Als wir uns gerade von David verabschieden, unterhalten sich zwei junge Mädchen ziemlich eindeutig über Bekki und mich. Ich frage einfach mal höflich nach, was los sei, woraufhin die beiden – plötzlich ganz genant – etwas sagten, was ganz einfach und treffend Bekkis und mein Aussehen, unsere neue Bräune und … ja einfach uns beschreibt: »You look like moviestars.«
Oh, yeah! Autogramme wollen sie dann aber doch keine.
Mit ganz neuem Selbstbewusstsein geht es für uns in Richtung Hilo Downtown. Die Innenstadt ist wirklich extrem klein. Leider zu klein. Zudem hat Downtown auch nicht all zu viel zu bieten. Das Zentrum hat aber auch seine wirklich positiven Seiten. Zum einen sehen die Häuser in Hilo Downtown einmal mehr ziemlich old school und westernstylish aus, zum anderen bieten die knapp 200 interessanten Meter – mehr sind’s wirklich nicht – zwei, drei wirklich coole Läden.
Der – wie ich finde – coolste in Downtown ist ein – und das wird jetzt weniger spektakulär klingen – Supermarkt. Im Abundant Life kann man aber prima für den biologisch bewussten Veganer einkaufen. Schon wieder so ein Laden! In Pahoa den – wie wir nun feststellen dürfen – relativ kleinen Pahoa Natural Groceries, dann noch einen direkt beim Wal Mart – der sogar um einiges billiger als der in Pahoa ist – und jetzt noch diesen hier in Hilo Downtown, der ebenfalls recht preiswert ist.
Außerdem gibt es in diesem Supermarkt die Möglichkeit, sich in ein Café zu setzen. Dieses Café bietet u.a. Smoothies an, welche wir dann gleich mal probieren.
Smoothies sind Erfrischungsgetränke der ganz besonderen Art. Bekkis Smoothie besteht beispielsweise aus Kokosnussmilch, Ananassaft, Ingwer, Banane und Erdbeere. Optional gibt es diesen Smoothie auch mit Blaubeeren. Die Zutaten werden mit Wassereis zusammen in den Mixer gegeben und einige lärmende Sekunden später hat man den Smoothie mit dem schönen Namen Hilo Colada: unbedingt zum Nachmachen zu Hause empfohlen!
Mein Smoothie, der Carob Dream, besteht aus Sojamilch, Banane, Vanille und natürlich Carob. Was genau das ist, wissen wir ehrlich gesagt nicht. Offensichtlich handelt es aber um eine Pflanze, die geschmacklich dem Kakao sehr nahe kommt. Es schmeckt wie eine Mischung aus Schokolade und Lebkuchen. Ist in Deutschland wohl leider etwas schwer nachzumachen … ohne Carob. Mein Drink schmeckt sehr lecker und gesund. Zudem spart man sich eine komplette Mahlzeit – selbst wenn man nur einen kleinen Smoothie trinkt. Ein richtig leckerer, stopfender und alkoholfreier Longdrink. Prost!
Wie gesagt sind wir nach knapp 200 Meter schon wieder aus der »schönen Phase« der Kamehameha Avenue draußen und stehen im großstädtischen Nirgendwo. Der einzige Lichtblick ist dort die Hilo Bayfront. Man kann weit auf das Meer hinausblicken und rund um die riesige Bucht ist alles grün. Wenn keine Wolken am Himmel sind, kann man sogar den Mauna Kea inkl. des Observatoriums auf seinem Gipfel sehen.
Heute kann man zudem noch Wahlkampf made in America am Straßenrand mitverfolgen. Und was sollen wir sagen: Klischee, Klischee, Klischee!
Am Straßenrand des Highways, welcher mit, für amerikanische Verhältnisse mit seinen 35 bis 45 mph (50 bis 70 km/h), schnellem und dichtem Verkehr an der Küste entlangführt, stehen mehrere Dutzend Menschen. Alle halten Schilder in den Händen, auf denen der Name ihres Kandidaten steht. Sie alle tragen passende T-Shirts oder Polohemden und winken den ihnen entgegenkommenden Autofahrern zu.
Interessanterweise gibt es mehr als nur zwei Kandidaten. Morgen ist übrigens die Wahl zum Mayor of Hawaii. Alle Kandidaten über deren Programm wir bisher etwas in Erfahrung bringen konnten, wollen Marihuana legalisieren. Einen von ihnen, Aaron Anderson, haben wir sogar schon live gesehen. Mit der Frau, deren Namen man nicht mehr nennt, sind wir am Montag im Truck an ihm vorbeigefahren; kurz bevor wir in das Recyclecenter eingebogen sind. Aaron Anderson sieht aus wie der hawaiianische Alm-Öhi.
Nach dem Wahlvolk finden wir dann tatsächlich noch eine Tauchschule: das Nautilus Dive Center. Und das scheint mir wirklich ein verdammt cooler Laden zu sein! Zumindest macht er auf mich diesen ersten Eindruck. Eigentlich hat die Tauchschule, die mit knapp 30 bis 40 m² nicht viel größer ist als »meine« First Class Divers in der Cala Barca auf Mallorca schon seit fünf Minuten geschlossen. Ich traue mich trotzdem an dem großen Hund vorbei in das Haus und treffe dort Bill an, der mir wirklich lustige und richtig gute Infos geben kann. Einerseits kann man zwischen einem und zwei Tauchgängen am Tag wählen, nicht so wie bei den Kona Honu Divers, bei denen man nur einen Two-Tank-Tauchtag buchen kann. Das ist eine der guten Infos. Zum anderen kostet ein Tauchgang 65 Dollar … was eine schlechte Nachricht ist. Das ist teuer. Aber – und jetzt wird das ganze lustig –, wenn man einen Two-Tank-Tauchtag daraus macht, kostet das ganze zusammen nur … das ist so geil … 75 Dollar!
Und das, meine Lieben, ist ein guter Preis! Göttlich! Und der Dollar steht schlechter als der Euro. Oh yeah!
Bills Begründung dafür, dass zwei Tauchgänge nur zehn Dollar mehr kosten als ein Tauchgang ist ganz simpel: »Wenn man doch schon vor Ort ist und nur die Flasche tauschen muss, warum sollte es denn dann so viel mehr kosten!?«
Jo, Recht hat er!
Die Nautilus Divers fahren zudem auch nicht mit einem Boot zum Tauchplatz, sondern mit dem Auto. Ich denke, dass ich im Nautilus Dive Center meine Hilo-Tauschschule entdeckt habe. Viel mehr Auswahl scheint es in Hilo aber zudem auch nicht zu geben … Ich bin ja mal gespannt, wie gut (oder schlecht?) das Tauchen hier im Osten der Big Island ist. In Kailua behaupteten zumindest alle, dass man im Osten nicht tauchen könne oder solle. Dass Amis aber so gut wie immer übertreiben müssen, haben wir ja bereits mehrfach festgestellt …
Jetzt ist es Abend, Sheila, eine 55-jährige und sehr freundliche Hippiefrau, die voll auf Klassik abfährt, hat uns unseren Tofu-Dip für aufs Brot weggegessen und deshalb ein schlechtes Gewissen. Zur Gewissensberuhigung dürfen wir dafür jetzt ihre frisch gebackenen veganisch korrekten Peanut-Cookies – wenn man reinbeißt knirscht der Zucker – essen. Außerdem bekommen wir Kartoffelbrei aus lila Süßkartoffeln mit Kokosnussmilch. Sehr kulinarisch und mittlerweile auch mehr als der Rest unseres Tofu-Dips.
Bekki und ich haben heute Viereinhalbjähriges … und wir sehen aus wie Filmstars. Rock und Roll.

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