Tag 49: Durch die WĂĽste zur Mahana Bay: The Green Sand Beach
Kaffee, Kiffer, Killerkatzen
Dienstag, 28. September 2004
Punalu’u Black Sand Beach – Na’alehu – Mahana Bay – Pahoa, Hawaii
Um sechs Uhr morgens schreit der kleine Enkel vom Chef uns aus dem Schlaf. Der Meisterkoch ist ĂĽbrigens zum Angeln gekommen und verspricht uns tote Fische, die wir von vorneherein dankend ablehnen.
Naja, um acht wollten wir ja sowieso los. Warum also nicht schon etwas früher? Ächz. Dieses verfrühte Aufstehen soll schließlich noch zu unserem absoluten Vorteil werden, denn: An diesem Tag funktioniert einfach alles … und zwar perfekt!
Wir müssen zwar ein bisschen an der Highway-Ausfahrt des Punalu’u Black Sand Beach warten, dann hitchen wir jedoch den perfekten Ride. Mark, ein Einheimischer aus Na’alehu, bietet uns an, uns für fünf Dollar bis zu unserem Tagesziel – inklusive eines kurzen Stopps beim Supermarkt – zu fahren.
Unser Tagesziel ist »the southernmost point of the US«, also der südlichste Punkt der USA, und die Mahana Bay: the Green Sand Beach!
Es soll ziemlich hart sein, zum südlichsten Punkt zu gelangen, da nur eine kleine Straße, über eine Distanz von zwölf Meilen dorthin führen soll. Schwer, einen Ride zu bekommen …
Noch härter soll allerdings der dann folgende Fußmarsch zum Green Sand Beach sein. In Pahoa sprach jeder von einem vier bis fünf Meilen Hike über unwegsame Pfade entlang der Küste und durch die Wüste. Um mit einem Auto die Strecke entlang zu fahren, benötigt man Allradantrieb. Auf jeder Landkarte steht bei dieser Route sogar »Four Wheel Drive«.
Aus diesen Gründen geben wir Mark nur all zu gerne fünf Dollar und sparen uns somit eine unter Umständen ziemlich lange Warterei an der schmalen, zwölf Meilen langen Straße zum südlichsten Zipfel. Den Fußmarsch zum Green Sand Beach wird er uns allerdings nicht abnehmen können, da sein Auto nur Zweiradantrieb hat.
Wir kaufen uns in Na’alehus Supermarkt Essen und Trinken für den Tag ein und los geht’s! Die kleine Straße, die zum Ende des Südzipfels führt, entpuppt sich als einspuriger Feldweg. An den Seiten bzw. zwischenzeitlich auch auf dem Weg weiden Kühe. Mark erklärt uns, dass es hier auch eine Büffelherde gibt und einige Beefalos. Beefalos? Ja, ein Resultat aus einer Kuh- und Büffelpaarung. Beefalos sind so groß wie Büffel, sehen aber aus wie Kühe. Den bekloppten Namen haben diese armen Tiere aufgrund folgender Gleichung:
Buffalo + Kuh = riesengroĂźe Kuh = more Beef = Beefalo
Leider bekommen wir keine Beefalos zu Gesicht.
In Waiohinu, einem kleinen Ort direkt neben Na’alehu, hat Mark Twain, der den Süden Hawaiis als den schönsten Platz auf Erden bezeichnete, einen Affenbrotbaum gepflanzt. Leider ist dieser Baum bei einem Hurricane zerstört worden. Glücklicherweise hat der Baum jedoch bereits einen Sprössling in seinem Schatten heranwachsen lassen, sodass ein bisschen Mark Twain dort noch immer existiert.
Dieser interessante Einschub ist nötig, um zu erklären, warum Mark Twain im Süden der Big Island noch heute verehrt wird. Auch von unserem Mark: Zu den bezahlten fünf Dollar bietet Mark uns, neben der Fahrt, der bis dahin schon sehr tollen Unterhaltung sowie seiner extremen Freundlichkeit, auch ein Pfeifchen Homegrow an. Unser Chauffeur hat einen Teil seines Homegrows, in Gedenken an Mark Twain, nach dem Schriftsteller benannt: »This weed is from my Mark Twain Plant.«
Äußerst stilvoll.
Auch sehr lustig und interessant ist die Tatsache, dass unser Fahrer wohl zu den 20 am südlichsten lebenden US-Bürgern innerhalb der USA gehört, da seine Farm etwas außerhalb Na’alehus liegt … südlich natürlich: »Well, I might be in the Top 20!«
Rock und Roll.
Die »Straße« führt ununterbrochen nach unten. Zwölf Meilen abfälliger Feldweg mit immer weniger Pflanzen an seinen Seiten: Steppe. Nach und nach übernimmt der Sand links und rechts die Hoheit über die Landschaft: Wüste!
Irgendwann kommen wir an einem kleinen Strand an, an dem drei Trucks parken. Offensichtlich Fischer. Allerdings sehen die Trucks so aus, als ob die Fischer das letzte Mal vor 20 Jahren mit ihnen gefahren sind. Wracks?
»Uhm Mark, is there anybody down here? Will we get a ride up the mountain again?«
»Well, that’s hard to say. During the week, there are not so many tourists coming down this road. They usually visit on the weekends.«
Oh.
Superfeundlich wie Mark aber nun mal ist, gibt er uns seine Telefonnummer, erklärt uns, wo das nächste Haus ist und sagt, dass bei den fünf Dollar Spritgeld auch ein Ride zurück nach Na’alehu inbegriffen ist. Superkorrekter Kerl!
Also machen wir uns auf zum Green Sand Beach. Von hier aus wären es, laut Mark, nur noch zwei Meilen. Klingt gut. Zum Leuchtturm, der den südlichsten Punkt symbolisiert, sollen es knapp eineinhalb Meilen sein. Allerdings liegt er in der entgegengesetzten Richtung.
Dann gibt es noch ein kurzes Briefing, eine zusätzliche Wasserflasche, die ebenfalls bei den fünf Dollar inklusive ist und eine herzhafte Verabschiedung.
Zunächst verstecken wir unser Zelt und unsere Luftmatratze in einem Steinhaufen, was sich als wirklich clever herausstellt, denn … der Weg ist wirklich lang. Wenn man vor sich nichts weiter als Gerölldünen, Sand, Staub und Meer hat, zieht sich die Weite viel weiter als sie ist. Nach einiger Zeit kommt mir kurz der Gedanke, dass Mark uns vielleicht nur seine Adresse mitgegeben hat, damit er beim Auffinden unserer Skelette der Polizei Informationen über uns geben kann. Hilfe. Trotz der trockenen Wanderung muss man aber sagen, dass die Landschaft wieder einmal absolut beeindruckend ist und auf ihre Weise auch wunderschön. Der Sand ist übirgens echter, currygelber Klischee-Wüstensand!
Die Sonne brennt am wolkenlosen Himmel auf uns herab. Weil die Landschaft so flach ist, es keine Bäume gibt und der Wind ungebremts vom Festland bis zum Südzipfel wehen kann, windet es außerdem gewaltig.
Nach geschätzten drei Meilen plus x über steinige und sandige Wege, die mit absoluter Sicherheit nur ein Allradantriebtruck passieren kann, kommen wir endlich an unser Ziel: Mahana Bay – The Green Sand Beach.
Und ja: Er ist tatsächlich grün! Dieser Strand ist genial. Neben dem schwarzen Kehena Beach, der durch seine Schönheit besticht, ist die Mahana Bay der schönste Strand, den wir je zu Gesicht bekommen haben.
Die Bucht geht recht tief ins Land hinein. Rund um sie herum sind steile Klippen, wodurch man den Strand erst sieht, wenn man am Rande der Klippen steht. 50 Meter vor den Klippen sieht man noch nichts vom Beach. Der Strand selbst ist knappe 15 Meter breit und etwa 50 Meter lang. Die Steilwand rund um den Strand ist kreisrund und total glatt. Man kann auf seinen Schuhsohlen daran herunterrutschen! Ich hab’s gemacht. Yeah.
Neben dieser Möglichkeit, den Höhenunterschied von gut und gerne 30 m zum Strand hinunter zu bewältigen, gibt es noch einen Pfad, bei dem man ab und zu auch richtig klettern muss. Dieser Pfad führt die felsige und kantige Lavawand seitlich des Strandes herunter.
Das vermutlich Genialste an diesem Strand, neben der Farbe des Sandes, ist die Tatsache, dass es kein einziges Steinchen gibt, auf das man treten und sich somit verletzen könnte: von vorne bis hinten feinster Sand. Selbst im Wasser liegt kein einziger Steinbrocken.
Hinzu kommen noch richtig schöne Wellen, mit denen man absolut genial spielen kann: Man kann in die Wellen hinein rennen, sich von ihnen umwerfen und herumschleudern lassen, ohne dabei die Befürchtung zu haben auf einen Stein geschleudert zu werden, denn: Es gibt ja keine!
Neben Bekki und mir sind zu Beginn noch drei weitere Menschen am Strand. Die drei Schweizer sind die ersten deutschsprachigen Menschen, die wir in knapp sieben Wochen Hawaii treffen. Und das dann hier. Verrückt. Kurz darauf kommt noch ein Pärchen aus Colorado, welches Boogie Boards dabei hat, die sie uns, ohne dass wir danach fragen müssen, freundlich anbieten. Ich bin allerdings offensichtlich verflucht. Vielleicht denkt sich das Meer, dass ich mit meinem Delfinglück in Kailua bereits genug beglückt wurde, denn, sobald ich meine Kamera auspacke oder ein Boogie Board in die Hand nehme, werden die Wellen sofort kleiner. Sauerei!
Trotzdem macht das Spiel mit den Wellen extrem viel SpaĂź.
Leider können wir nicht all zu lange bleiben, da wir ja an diesem Tag noch zum südlichsten Punkt der USA wandern und danach noch knapp 90 Meilen nach Pahoa zurücktrampen wollen.
Der Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt geht erstaunlich flott und ohne große Anstrengung. Unterwegs verewigen wir uns noch auf typisch hawaiianische Art mit ausgebleichten, weißen Korallen auf einem schwarzen Lavasteinstrand. Romantisch …
Der Weg zum Southpoint ist auch nicht all zu lange. Allerdings schmerzen unsere Füße, Schultern und … eigentlich bereits alles. Von daher sind wir doch ziemlich froh, als wir knapp 90 Minuten nach Verlassen des Green Sand Beaches am Lighthouse ankommen. Der »Leuchtturm« ist zwar nur eine Eisenstange mit einem Lichtchen daran, aber trotzdem stellt er den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten von Amerika dar. Und: Jo, das ist eigentlich ziemlich für’n Arsch. Auf das Feeling kommt es wohl an, denn bis auf eine »Leuchtstange« – von den Einheimischen wahrhaftig »Lighthouse« genannt – und einer Art Opferaltar mit zwei Bäumchen darauf, hat der südlichste Punkt nicht viel zu bieten. Keine Tafel, kein Museum, keine Galerie sämtlicher Präsidenten, die sich diesen Trip auch mal gegönnt haben oder ähnliches. Noch nicht einmal ein Plastikschild mit der Aufschrift »Southernmost Point of the USA« oder so. Nada!
Und das, obwohl das nächste Stück Land vor unserer Nase – wenn ich mich nicht irre – die Antarktis sein müsste.
Gerade als wir in Richtung Parkplatz wollen, um Touristen um einen Ride zurĂĽck in die Zivilisation anzuschnorren, kommt ein roter Allradantriebjeep angetuckert. Mit winkenden Menschen darin?! Es sind Kevin und Margret, das Paar aus Colorado mit den Boogie Boards!
Die beiden müssen nach Kailua, nehmen uns aber bis zum Punalu’u Black Sand Beach mit, der in der entgegengesetzten Richtung liegt. Als wir durch Na’alehu fahren, geben wir ihnen den Tipp, auf ihrer Fahrt zurück nach Kailua bei Pizzaria zu essen. Lustigerweise kennen die beiden den Laden schon aus dem vorigen Jahr und fragen uns, ob wir nicht etwas essen wollen. Warum eigentlich nicht? Unerwarteterweise laden die zwei uns sogar ein und spendieren uns zusätzlich noch Smoothies.
An der Ausfahrt zum schwarzen Strand von Punalu’u verabschieden wir uns von den beiden. Das war einmal mehr der perfekte Ride.
Kurz darauf nimmt uns ein Truck mit. Unsere Glückssträhne soll auch hier noch weitergehen: Der Truck fährt nach Hilo. Somit können wir auf der Ladefläche die knapp 50 Meilen nach Kea’au mitfahren, von wo aus die restlichen zwölf Meilen nach Pahoa nur noch ein Katzensprung mit einem echten 12,5 %-Hawaiianer sind. Dieser regt sich immer noch über die Amis auf, die 1893 einfach einmarschiert sind: »They threw over our kingdom!«
Jetzt ist es 18 Uhr und Pahoa hat uns wieder und Mark Twain hatte Recht: Der faszinierende Green Sand Beach wird uns wohl ewig als einer der schönsten Flecken der Welt in Erinnerungen bleiben. Bestimmt!
Naja, um acht wollten wir ja sowieso los. Warum also nicht schon etwas früher? Ächz. Dieses verfrühte Aufstehen soll schließlich noch zu unserem absoluten Vorteil werden, denn: An diesem Tag funktioniert einfach alles … und zwar perfekt!
Wir müssen zwar ein bisschen an der Highway-Ausfahrt des Punalu’u Black Sand Beach warten, dann hitchen wir jedoch den perfekten Ride. Mark, ein Einheimischer aus Na’alehu, bietet uns an, uns für fünf Dollar bis zu unserem Tagesziel – inklusive eines kurzen Stopps beim Supermarkt – zu fahren.
Unser Tagesziel ist »the southernmost point of the US«, also der südlichste Punkt der USA, und die Mahana Bay: the Green Sand Beach!
Es soll ziemlich hart sein, zum südlichsten Punkt zu gelangen, da nur eine kleine Straße, über eine Distanz von zwölf Meilen dorthin führen soll. Schwer, einen Ride zu bekommen …
Noch härter soll allerdings der dann folgende Fußmarsch zum Green Sand Beach sein. In Pahoa sprach jeder von einem vier bis fünf Meilen Hike über unwegsame Pfade entlang der Küste und durch die Wüste. Um mit einem Auto die Strecke entlang zu fahren, benötigt man Allradantrieb. Auf jeder Landkarte steht bei dieser Route sogar »Four Wheel Drive«.
Aus diesen Gründen geben wir Mark nur all zu gerne fünf Dollar und sparen uns somit eine unter Umständen ziemlich lange Warterei an der schmalen, zwölf Meilen langen Straße zum südlichsten Zipfel. Den Fußmarsch zum Green Sand Beach wird er uns allerdings nicht abnehmen können, da sein Auto nur Zweiradantrieb hat.
Wir kaufen uns in Na’alehus Supermarkt Essen und Trinken für den Tag ein und los geht’s! Die kleine Straße, die zum Ende des Südzipfels führt, entpuppt sich als einspuriger Feldweg. An den Seiten bzw. zwischenzeitlich auch auf dem Weg weiden Kühe. Mark erklärt uns, dass es hier auch eine Büffelherde gibt und einige Beefalos. Beefalos? Ja, ein Resultat aus einer Kuh- und Büffelpaarung. Beefalos sind so groß wie Büffel, sehen aber aus wie Kühe. Den bekloppten Namen haben diese armen Tiere aufgrund folgender Gleichung:
Buffalo + Kuh = riesengroĂźe Kuh = more Beef = Beefalo
Leider bekommen wir keine Beefalos zu Gesicht.
In Waiohinu, einem kleinen Ort direkt neben Na’alehu, hat Mark Twain, der den Süden Hawaiis als den schönsten Platz auf Erden bezeichnete, einen Affenbrotbaum gepflanzt. Leider ist dieser Baum bei einem Hurricane zerstört worden. Glücklicherweise hat der Baum jedoch bereits einen Sprössling in seinem Schatten heranwachsen lassen, sodass ein bisschen Mark Twain dort noch immer existiert.
Dieser interessante Einschub ist nötig, um zu erklären, warum Mark Twain im Süden der Big Island noch heute verehrt wird. Auch von unserem Mark: Zu den bezahlten fünf Dollar bietet Mark uns, neben der Fahrt, der bis dahin schon sehr tollen Unterhaltung sowie seiner extremen Freundlichkeit, auch ein Pfeifchen Homegrow an. Unser Chauffeur hat einen Teil seines Homegrows, in Gedenken an Mark Twain, nach dem Schriftsteller benannt: »This weed is from my Mark Twain Plant.«
Äußerst stilvoll.
Auch sehr lustig und interessant ist die Tatsache, dass unser Fahrer wohl zu den 20 am südlichsten lebenden US-Bürgern innerhalb der USA gehört, da seine Farm etwas außerhalb Na’alehus liegt … südlich natürlich: »Well, I might be in the Top 20!«
Rock und Roll.
Die »Straße« führt ununterbrochen nach unten. Zwölf Meilen abfälliger Feldweg mit immer weniger Pflanzen an seinen Seiten: Steppe. Nach und nach übernimmt der Sand links und rechts die Hoheit über die Landschaft: Wüste!
Irgendwann kommen wir an einem kleinen Strand an, an dem drei Trucks parken. Offensichtlich Fischer. Allerdings sehen die Trucks so aus, als ob die Fischer das letzte Mal vor 20 Jahren mit ihnen gefahren sind. Wracks?
»Uhm Mark, is there anybody down here? Will we get a ride up the mountain again?«
»Well, that’s hard to say. During the week, there are not so many tourists coming down this road. They usually visit on the weekends.«
Oh.
Superfeundlich wie Mark aber nun mal ist, gibt er uns seine Telefonnummer, erklärt uns, wo das nächste Haus ist und sagt, dass bei den fünf Dollar Spritgeld auch ein Ride zurück nach Na’alehu inbegriffen ist. Superkorrekter Kerl!
Also machen wir uns auf zum Green Sand Beach. Von hier aus wären es, laut Mark, nur noch zwei Meilen. Klingt gut. Zum Leuchtturm, der den südlichsten Punkt symbolisiert, sollen es knapp eineinhalb Meilen sein. Allerdings liegt er in der entgegengesetzten Richtung.
Dann gibt es noch ein kurzes Briefing, eine zusätzliche Wasserflasche, die ebenfalls bei den fünf Dollar inklusive ist und eine herzhafte Verabschiedung.
Zunächst verstecken wir unser Zelt und unsere Luftmatratze in einem Steinhaufen, was sich als wirklich clever herausstellt, denn … der Weg ist wirklich lang. Wenn man vor sich nichts weiter als Gerölldünen, Sand, Staub und Meer hat, zieht sich die Weite viel weiter als sie ist. Nach einiger Zeit kommt mir kurz der Gedanke, dass Mark uns vielleicht nur seine Adresse mitgegeben hat, damit er beim Auffinden unserer Skelette der Polizei Informationen über uns geben kann. Hilfe. Trotz der trockenen Wanderung muss man aber sagen, dass die Landschaft wieder einmal absolut beeindruckend ist und auf ihre Weise auch wunderschön. Der Sand ist übirgens echter, currygelber Klischee-Wüstensand!
Die Sonne brennt am wolkenlosen Himmel auf uns herab. Weil die Landschaft so flach ist, es keine Bäume gibt und der Wind ungebremts vom Festland bis zum Südzipfel wehen kann, windet es außerdem gewaltig.
Nach geschätzten drei Meilen plus x über steinige und sandige Wege, die mit absoluter Sicherheit nur ein Allradantriebtruck passieren kann, kommen wir endlich an unser Ziel: Mahana Bay – The Green Sand Beach.
Und ja: Er ist tatsächlich grün! Dieser Strand ist genial. Neben dem schwarzen Kehena Beach, der durch seine Schönheit besticht, ist die Mahana Bay der schönste Strand, den wir je zu Gesicht bekommen haben.
Die Bucht geht recht tief ins Land hinein. Rund um sie herum sind steile Klippen, wodurch man den Strand erst sieht, wenn man am Rande der Klippen steht. 50 Meter vor den Klippen sieht man noch nichts vom Beach. Der Strand selbst ist knappe 15 Meter breit und etwa 50 Meter lang. Die Steilwand rund um den Strand ist kreisrund und total glatt. Man kann auf seinen Schuhsohlen daran herunterrutschen! Ich hab’s gemacht. Yeah.
Neben dieser Möglichkeit, den Höhenunterschied von gut und gerne 30 m zum Strand hinunter zu bewältigen, gibt es noch einen Pfad, bei dem man ab und zu auch richtig klettern muss. Dieser Pfad führt die felsige und kantige Lavawand seitlich des Strandes herunter.
Das vermutlich Genialste an diesem Strand, neben der Farbe des Sandes, ist die Tatsache, dass es kein einziges Steinchen gibt, auf das man treten und sich somit verletzen könnte: von vorne bis hinten feinster Sand. Selbst im Wasser liegt kein einziger Steinbrocken.
Hinzu kommen noch richtig schöne Wellen, mit denen man absolut genial spielen kann: Man kann in die Wellen hinein rennen, sich von ihnen umwerfen und herumschleudern lassen, ohne dabei die Befürchtung zu haben auf einen Stein geschleudert zu werden, denn: Es gibt ja keine!
Neben Bekki und mir sind zu Beginn noch drei weitere Menschen am Strand. Die drei Schweizer sind die ersten deutschsprachigen Menschen, die wir in knapp sieben Wochen Hawaii treffen. Und das dann hier. Verrückt. Kurz darauf kommt noch ein Pärchen aus Colorado, welches Boogie Boards dabei hat, die sie uns, ohne dass wir danach fragen müssen, freundlich anbieten. Ich bin allerdings offensichtlich verflucht. Vielleicht denkt sich das Meer, dass ich mit meinem Delfinglück in Kailua bereits genug beglückt wurde, denn, sobald ich meine Kamera auspacke oder ein Boogie Board in die Hand nehme, werden die Wellen sofort kleiner. Sauerei!
Trotzdem macht das Spiel mit den Wellen extrem viel SpaĂź.
Leider können wir nicht all zu lange bleiben, da wir ja an diesem Tag noch zum südlichsten Punkt der USA wandern und danach noch knapp 90 Meilen nach Pahoa zurücktrampen wollen.
Der Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt geht erstaunlich flott und ohne große Anstrengung. Unterwegs verewigen wir uns noch auf typisch hawaiianische Art mit ausgebleichten, weißen Korallen auf einem schwarzen Lavasteinstrand. Romantisch …
Der Weg zum Southpoint ist auch nicht all zu lange. Allerdings schmerzen unsere Füße, Schultern und … eigentlich bereits alles. Von daher sind wir doch ziemlich froh, als wir knapp 90 Minuten nach Verlassen des Green Sand Beaches am Lighthouse ankommen. Der »Leuchtturm« ist zwar nur eine Eisenstange mit einem Lichtchen daran, aber trotzdem stellt er den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten von Amerika dar. Und: Jo, das ist eigentlich ziemlich für’n Arsch. Auf das Feeling kommt es wohl an, denn bis auf eine »Leuchtstange« – von den Einheimischen wahrhaftig »Lighthouse« genannt – und einer Art Opferaltar mit zwei Bäumchen darauf, hat der südlichste Punkt nicht viel zu bieten. Keine Tafel, kein Museum, keine Galerie sämtlicher Präsidenten, die sich diesen Trip auch mal gegönnt haben oder ähnliches. Noch nicht einmal ein Plastikschild mit der Aufschrift »Southernmost Point of the USA« oder so. Nada!
Und das, obwohl das nächste Stück Land vor unserer Nase – wenn ich mich nicht irre – die Antarktis sein müsste.
Gerade als wir in Richtung Parkplatz wollen, um Touristen um einen Ride zurĂĽck in die Zivilisation anzuschnorren, kommt ein roter Allradantriebjeep angetuckert. Mit winkenden Menschen darin?! Es sind Kevin und Margret, das Paar aus Colorado mit den Boogie Boards!
Die beiden müssen nach Kailua, nehmen uns aber bis zum Punalu’u Black Sand Beach mit, der in der entgegengesetzten Richtung liegt. Als wir durch Na’alehu fahren, geben wir ihnen den Tipp, auf ihrer Fahrt zurück nach Kailua bei Pizzaria zu essen. Lustigerweise kennen die beiden den Laden schon aus dem vorigen Jahr und fragen uns, ob wir nicht etwas essen wollen. Warum eigentlich nicht? Unerwarteterweise laden die zwei uns sogar ein und spendieren uns zusätzlich noch Smoothies.
An der Ausfahrt zum schwarzen Strand von Punalu’u verabschieden wir uns von den beiden. Das war einmal mehr der perfekte Ride.
Kurz darauf nimmt uns ein Truck mit. Unsere Glückssträhne soll auch hier noch weitergehen: Der Truck fährt nach Hilo. Somit können wir auf der Ladefläche die knapp 50 Meilen nach Kea’au mitfahren, von wo aus die restlichen zwölf Meilen nach Pahoa nur noch ein Katzensprung mit einem echten 12,5 %-Hawaiianer sind. Dieser regt sich immer noch über die Amis auf, die 1893 einfach einmarschiert sind: »They threw over our kingdom!«
Jetzt ist es 18 Uhr und Pahoa hat uns wieder und Mark Twain hatte Recht: Der faszinierende Green Sand Beach wird uns wohl ewig als einer der schönsten Flecken der Welt in Erinnerungen bleiben. Bestimmt!
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