Tag 55: Besuch bei Pele – Der Hawaii Volcanoes National Park

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Montag, 4. Oktober 2004
Pahoa & Volcanoes National Park, Hawaii

Jezt ist es endlich soweit. Wir machen uns auf, um den Touristenpunkt Numero Uno Hawaiis zu sehen: den K?lauea Caldera, einer von Hawaiis Vulkanen. Zunächst sehen wir aber einmal mehr und wie immer unerwartet Christian, The Phantom. Heute erscheint er uns vor dem Cash & Carries in Pahoa. Eines Tages werden sie Lieder und Comicbücher über den mysteriösen Grasdealer verfassen! So viel ist sicher …

Eine kleine Vulkankunde
Die Sandwich Islands sind 132 Inseln, wovon acht große Inseln sind:
Ni’ihau, Kaua’i, O’ahu, Moloka’i, L?na’i, Kaho’olawe, Maui und Hawaii, die Big Island. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs.
Die Big Island ist die einzige der acht großen hawaiianischen Inseln, deren Vulkane noch aktiv sind. Einer dieser aktiven Vulkane ist der Mauna Loa, der auch zugleich der massivste Berg der Welt ist. Das Gewicht des Berges ist so groß ist, dass er messbar die pazifische Platte deformiert.
Neben dem Mauna Loa, der mit 4169 Meter auch der zweithöchste Berg Hawaiis ist, gilt der an der Südostseite des Mauna Loa gelegene, 1247 Meter hohe K?lauea gar als einer der aktivsten Vulkane der Welt: Der K?lauea bricht im Schnitt alle zwanzig Jahre aus. Die letzte Eruption war 1983.
Der höchste Berg der Insel ist der nördlich des Mauna Loa gelegene und vermutlich inaktive Vulkan Mauna Kea, der auf ganze 4207 Meter kommt. Würde man die Höhe von Bergen vom Meeresgrund aus messen, käme der Mauna Kea sogar auf eine Höhe von ziemlich genau zehn Kilometern, was ihn zum – mit Abstand – höchsten Berg der Welt machen würde. Der Mount Everest kommt schließlich nur auf lächerliche 8848 Meter …
Im Gegensatz zu anderen Vulkanen sind die Ausbrüche des K?lauea und des Mauna Loa eher flüssig und weniger gasig, wodurch Feuerfontänen und Lavaflüsse entstehen. Diese Flüsse lassen neues Land entstehen. Somit ist Hawaii eine der wenigen Inseln weltweit, die größer und nicht kleiner wird.

Auf unserem Weg zum Hawaii Volcanoes National Park landen wir für kurze Zeit mitten in der Wildnis. Genauer gesagt irgendwo auf der Straße zwischen Mountain View und den Akatsuka Orchid Gardens. Das Tolle an diesem Zwischenstopp ist die Tatsache, dass am Straßenrand einmal mehr Bambus wächst. Bei genauerem Hinsehen können wir feststellen, dass einige ziemlich dicke, aber dennoch handlich große Bambusrohre lose am Straßenrand liegen. Fett! Bambus wie aus dem Laden für umsonst. Jetzt sind wir stolze Besitzer von wild gewachsenen Bambusrohren.
Kurz darauf nimmt uns ein alter Mann mit. Zunächst wundere ich mich darüber, dass er raucht, da er auf mich nicht den Eindruck eines Rauchers macht. Noch viel mehr wundere ich mich, als er uns offenbart, Schriftsteller eines Sci-Fi-Kinderbuchs zu sein. Auf dem Weg zur Entrance Station erzählt er uns die komplette Story seines Archäologen aus Nebraska, der in Peru …
Als ich verspreche, ihm die Filmrechte abzukaufen und mit seiner Story die Kinosäle zu füllen, lässt uns der gute alte Mann heraus.
Am Eingang des Nationalparks zahlen wir fünf Dollar Wocheneintritt pro Person. Als Erstes verschaffen wir uns einen Überblick über den K?lauea Caldera Crater. Was wir dann vom Volcano House aus zu sehen bekommen, ist … überdimensional. Der Riesenkrater hat einen Durchmesser von knapp vier bis fünf Kilometern und beherbergt noch mehrere kleinere Krater! Wow! Und man darf durch ihn hindurchspazieren! Woho! Das wussten wir noch gar nicht!
Wir beginnen unsere Rundtour mit den Steam Vents, einer ziemlich coolen Sache: Steam Vents sind Löcher im Boden, aus denen erhitzter Dampf steigt. Schön warm und schön anzuschauen.
Danach machen wir uns auf den Weg in den Krater. Durch einen wunderschönen Regenwaldpfad geht es auf 600 Metern Höhe etwa 50 Meter nach unten. Als wir plötzlich aus dem Urwald in den Krater kommen, betreten wir praktisch eine neue Welt. So stellt man sich eine wirkliche Mondlandschaft vor: So weit das Auge reicht, sieht man nur schwarzen Stein, der durch Spalten in Platten geteilt ist und aus dem an manchen Stellen Rauch herauskommt. Aus so manchem Loch raucht es schon seit über 30 Jahren. Wir entscheiden uns vor Ort für den Halema’uma’u Trail, einen etwas mehr als dreieinhalb Kilometer langen Marsch quer durch den K?lauea Caldera Crater. Der »Pfad« ist ab und an durch aufeinandergestapelte Lavasteine an den Seiten gekennzeichnet. Ansonsten gibt es keinerlei Hinweise auf so etwas wie einen Weg. Zu Beginn mehr, je weiter wir jedoch in den Krater vorstoßen immer weniger, kann man an manchen Stellen den Weg durch leichte Verfärbungen des Gesteins – vermutlich durch jahrelangen regen Fußverkehr – erahnen. Es ist also irgendwie wieder leicht abenteuerlich, wunderschön und auf jeden Fall mal »etwas anders«. Nach der gelben Sandwüste vor einer Woche geht es heute also durch die schwarze Steinwüste. Knappe 90 Minuten nachdem wir von den Steam Vents aus gestartet sind, erreichen wir den Halema’uma’u Crater. Der Krater, der bereits mehrere Ausbrüche hinter sich hat, ist seit seinem letzten Ausbruch im Jahre 1974 85 Meter tief. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war er noch sage und schreibe 410 Meter tief. Wir amüsieren uns noch ein bisschen über die Bustouristen, welche sich alle auf der Lookout-Plattform hinter einem Zaun, etwa 20 Meter vom Krater entfernt drängeln – wir stehen etwa 100 Meter weiter, direkt am Krater und ohne Zaun.
Wir wandern über die Straße, dem Crater Rim Drive, zu einem versteinerten Lava Flow aus dem September 1982. Ebenfalls sehr eindrucksvoll. Wie eine extrem breite Straße läuft dieser Lavafluss den Berg entlang in den K?lauea Caldera hinein.
Von dort aus geht es weiter über die Straße zum Keanakako’i Crater, einem, im Vergleich zum Halema’uma’u Crater, eher kleinen Krater.
Da man übrigens verflucht ist, wenn man Lavastein vom Vulkan klaut, lassen wir die Lavasteine schön liegen. Schließlich wollen wir es uns mit Pele, der Vulkangöttin, nicht versauen.
Wir kommen aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit in eine kleine Zwickmühle: Entweder versuchen wir unser Glück und bewegen uns über die Chain of Craters Road in Richtung Ozean, wo der Lava Flow von 1982/1983 ins Meer läuft, oder wir gehen in Richtung Highway 11, sprich in Richtung Pahoa, und kommen an einem anderen Tag wieder.
Wir entscheiden uns für Letzteres und werden somit im Laufe der kommenden Woche wiederkommen und uns den K?lauea Iki Crater, die Thurston Lava Tube und natürlich den Lava Flow ansehen.
Uns nimmt dann auch tatsächlich noch im Park ein Touristenpärchen mit in Richtung Highway 11. Nachdem wir heute bereits fünfeinhalb Stunden und einiges mehr als zehn Kilometer gelaufen sind, sind wir den beiden doch sehr dankbar, dass sie uns die restlichen fünf bis sechs Kilometer bis zum Ausgang des Parks erleichtern. Unsere Füße brennen mittlerweile wie Sau.
Unser Rückweg wird dann sogar noch leichter, als uns nach relativ kurzer Zeit ein Trio bis nach Pahoa mitnimmt. Und das, obwohl die drei eigentlich nach Hilo wollen. Aber was sind schon 24 Meilen Umweg …?
Wohl ob unserer Filmstaraura will die Fahrerin dann auch gleich unsere E-Mail-Adressen zwecks gemeinsamer Wanderung. Aha.
In Pahoa angekommen, präsentiert mir Jeremiah stolz meinen von ihm bemalten Koffer! Jetzt ziert die wunderschöne Kealakekua Bay, in der Captain Cook starb, meinen Kofferdeckel. Rock und Roll!

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