Tag 65: Bekki, Dennis und die Verkäuferin des Grauens

Kaffee, Kiffer, Killerkatzen

Donnerstag, 14. Oktober 2004
Honolulu, O’ahu

Wir entdecken vor unserer Zimmertür eine Tageszeitung. Korrekt. Als wir das Titelblatt sehen, wird uns freudig bewusst: Wir sind in einer richtigen amerikanischen Stadt. Großartig: Gestern um zwölf Uhr mittags wurde ein 18-jähriger Autodieb von der Honolulu Police gestoppt … mit einem tödlichen Bauchschuss.
Ach, was ist das schön: Endlich wieder Zivilisation!
Nachdem wir uns ausgiebig und zu genüge über die neu erreichte Sicherheit auf Honolulus Straßen gefreut haben, laufen wir runter zum Waikiki Beach.
Der Waikiki Beach ist soweit sehr schön. An den Kehena Black Sand Beach oder den Mahana Green Sand Beach kommt er allerdings auf keinen Fall heran. Der Waikiki Beach ist etwa einen Kilometer lang. Der Sand ist weiß, Steine gibt es keine größeren und um im Wasser nicht mehr stehen zu können, muss man schon ganz schön weit rausschwimmen. Dies geht jedoch nicht überall, da eine kleine Mauer im Meer errichtet wurde, um zum einen die Wellen zu stoppen und zum anderen, um die Schwimmer von den Surfern zu trennen. Die Wellen können hier tatsächlich überraschend groß werden – bis zu anderthalb Metern schätze ich mal –, sodass den gesamten Tag über massenhaft Surfer im Wasser zu Gange sind. Obwohl man ausgiebig nach freien Plätzen suchen muss, ist der Strand erstaunlich sauber und trotzdem recht gemütlich.
Vor dem Waikiki Beach steht die Duke Kahanamoku-Statue.
Duke Paoa Kahanamoku war (18..(?)–1968) einst einer der größten Schwimmer und Surfer der Welt und kann einige olympische Medaillen vorweisen. Für Hawaii ist Duke ein Held. Nicht nur, weil er als Father of Modern Surfing und als großartiger Schwimmer Geschichte geschrieben hat, sondern auch, weil er Hawaii und dem »Aloha Spirit« weltweite Anerkennung verschafft hat.
Als wenn das noch nicht genug wäre, kann sich Duke Kahanamoku außerdem noch als Lebensretter feiern lassen. Als ein Boot kenterte – wenn ich mich nicht irre –, rettete er mit seinem Surfbrett acht Menschen das Leben!
Die knapp drei Meter hohe Statue des Duke Kahanamoku und seines Surfboards ist mit Leis geschmückt und wohl das Fotomotiv für alle Surfer. Ich finde »den Duke« auch ziemlich cool! Und Surfen will ich jetzt auch endlich lernen!

Es ist egal in was für einen Laden man kommt, egal in welches Restaurant man geht, sogar während Bustouren kann es passieren, dass man auf so überzogene Art und Weise freundlich behandelt wird, dass man am liebsten umdrehen und den Laden, das Restaurant oder den Bus sofort wieder verlassen möchte. Den Vogel schießt heute die Souvernirverkäuferin des Natural Hawaii ab. Aber so was von …

SOUVENIRLADEN, HONOLULU - INNEN / TAG

Wie in einem Horrorfilm steht, aus dem Nichts kommend, die Verkäuferin mit einem unheimlichen, eingemeißelten Seehundgrinsen vom einen zum anderen Ohr vor Bekki und Dennis.

Verkäuferin:
(mit gackernder, stets lachender Stimme)
Hy! How are you guys doing?

Aus zuvor gemachten Erfahrungen wissen BEKKI und Dennis, dass man nach diesem Satz schleunigst die Flucht ergreifen sollte. Doch sie bleiben starr vor Angst und wie gelähmt vor der gnadenlos gut gelaunten Mittdreißigerin stehen. Die Fluchtmöglichkeit ist vertan. Sie sind der Verkäuferin hilflos ausgeliefert …

Bekki & Dennis:
Hehe, fine. Thanks.

Verkäuferin:
May I help you?

Dennis:
Och …

Die Verkäuferin lacht aus unerfindlichen Gründen laut auf.

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha!

Dennis:
Hehe … haha … uhm …

Verkäuferin:
(schallend laut)
Hahaha!

Bekki:
Okaaay …

Plötzlich rennt die Verkäuferin unsere Protagonisten fast um, zieht irgendetwas aus einem Regal und demonstriert es den beiden.

Verkäuferin:
Do you know what this is?

Bekki:
Yes, this is …

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha! This is a postcard!

Bekki:
Yes …

Verkäuferin:
But it’s made of … woooood!

Bekki:
Yes, I see …

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha! There is a honu on it!

Dennis:
Yes, it is a turtle.

Verkäuferin:
Ouuuh! Everybody loves this picture!

Dennis:
Hehe … yes.

Verkäuferin:
You know, everybody buys this picture!
Aaah! Hahahaha!

Dennis:
Ah … haha … uhm …

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha!

Die Verkäuferin rennt zum nächsten Regal und holt drei Holzdelfine aus dem Regal, die auf einer Holzwelle schwimmen.

Verkäuferin:
Do you see the dolphins?

Bekki:
Yes.

Verkäuferin:
You can move them! Aaah! Hahaha!

Mit einem bedrohlichen Grinsen – fratzengleich – bewegt sie den ersten, dann den zweiten und schließlich noch den dritten Holzdelfin kurz hin und her. Eine undefinierbare Angst macht sich breit.

Dennis:
Thank you.

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha!

Dennis:
Well, we just wanted to …

Verkäuferin:
Where are you guys coming from?

Bekki & Dennis:
From Germany.

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha! So, what are your names?

Die Verkäuferin rennt zum Regal mit den Schlüsselanhängern, die auf der einen Seite mit dem englischen/westlichen Namen geziert sind und auf der anderen Seite die hawaiianische Übersetzung des Namens bereithalten. Bekki & Dennis ahnen Schlimmes.

Dennis:
Uhm … Lepeka and Kenika.

Verdutzt blickt die Verkäuferin die beiden an. Mit diesen »urdeutschen« Namen hat sie eindeutig nicht gerechnet. Was sie nicht wissen kann: Rebekka und Dennis haben durch diese überall erhältlichen »Your Name in Hawaiian Language«-Souvenirshoptassen herausgefunden, dass ihre hawaiianischen Namen Lepeka (Rebekka) und Kenika (Dennis) lauten. Die vom Festland stammende Grinsekatze hat offensichtlich ihre hawaiianischen Souvenirshop-Vokabeln in keiner Weise verinnerlicht. Dementsprechend gerechtfertigt verfliegt ihr Grinsen und macht einem ungläubig traurigen Ausdruck Platz.

Verkäuferin:
Oooooh. I’m sorry! We don’t have your names.
Oooooh. Kenika and Lepeka …?
We do only have names like Deborah,
you know!? Deborah! Aaah! Hahaha!

Dennis:
Ah … haha. Thank you.
(in Gedanken)
Mit deinen eigenen Waffen geschlagen. Bämm!

Verkäuferin:
What are you doing here in Honolulu?

Bekki:
Thank you … bye!

Verkäuferin:
Aaah! Hahaha! Thank you for
visiting us! Next time you come,
I will have Kenika and Lepeka!
I will order your names!
Aaah! Hahahaha!

Am Abend ziehen wir uns eine »Hawaiian Music with Hula Show« rein. Die Show findet – bei freiem Eintritt – auf der kleinen Bühne des Food Courts im International Market Place statt und geht knappe 50 Minuten. Drei Tänzerinnen und zwei Tänzer machen wirklich Spaß und 50 Minuten sind eine perfekte Zeit für solch eine Show; nicht zu kurz und nicht zu lang. Danach sehen wir uns wie gestern Waikiki bei Nacht mit all seinen Straßenkünstlern und Selbstdarstellern an und stellen wieder einmal fest, dass unser Sommer 2004 ganz schön genial ist. Aaah! Hahahaha!

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