Tag 27: Als ich den Punkrock verriet …

Serendipity – Teil 1

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Donnerstag, 6. Dezember 2012
Portland

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Brian schläft heute sehr lange. Ich nutze die Zeit, um zu schreiben. Außerdem stelle ich fest, dass Brian meine Couchanfrage doch nie beantwortet hat. Er ist generell oftmals etwas verpeilt und auf jeden Fall auch überfordert mit der Website. Später bekomme ich plötzlich eine Mail von Brian, gesendet über die Nachrichtenfunktion von couchsurfing.org: »U can stay on my couch, Dennis.«
Ein typischer Brian.
Brian kennt The Joy Formidable nicht und ein Ticket für das Konzert heute Abend kostet 26 Dollar. Trotzdem findet er die Idee, auf das Konzert zu gehen sofort gut. Auf der Website des Veranstalters müssen wir aber feststellen, dass das Konzert bereits ausverkauft ist. Scheiße. Ich texte Ulric und frage ihn, ob er von einem anständigen Punkkonzert weiß. Er weiß von nichts und hat zudem auch keine Zeit, uns zu begleiten. Dafür empfiehlt er mir die Website pc-pdx.com, um Konzertrecherchen in Portland vorzunehmen. Ich checke die Website, finde aber nichts wirklich Spannendes. Wir beschließen daher ein alternatives Kulturprogramm zur Abendgestaltung wahrzunehmen und planen in den veganen Stripclub zu gehen – denn das ist Kunst und keine Pornografie. Obendrein gibt’s da was zu essen. Da sich das Casa Diablo recht weit außerhalb der Stadt befindet und der Weg am Crystal Ballroom vorbeiführt, schlage ich Brian vor, kurz vor dem Konzertsaal zu halten. Vielleicht verkauft ja jemand seine Eintrittskarten. Zuvor versuche ich noch Cari per SMS davon zu überzeugen, mitzukommen. Ich bin recht penetrant und sie findet mich auch überzeugend, trotzdem schaffe ich es nicht, sie zum Mitkommen zu überreden. Es mangelt am Geld, sagt sie. Dafür verspricht sie, sich morgen mit mir zu treffen. Sieht so aus, als hätte ich ein Date. Nice!
Brian stoppt den Wagen und ich springe raus. Es stehen tatsächlich einige private Ticketverkäufer vor dem Crystal Ballroom und selbst an der Kasse gibt es doch noch Tickets.
»25 dollars«, sagt einer der privaten Verkäufer.
Optimal. Da kann man ja vielleicht sogar noch handeln. Wir parken den Wagen zwei Ecken weiter und gehen zurück zur Halle. Als wir wieder am Ballroom ankommen, kommt ein Mann auf uns zu, der uns erklärt, dass die Halle ausverkauft sei, wir aber für 50 Dollar pro Nase zwei Tickets bei ihm kaufen können. Ich erkläre ihm, dass das ja mal Schwachsinn sei und mir vor fünf Minuten sogar noch am regulären Ticketschalter Tickets für den regulären Preis angeboten wurden.
»Okay, 25 dollars.«
»No«, antworte ich trotzig.
»20.«
»I’ll give you 15.«
Ein Pärchen, beide so um die 40, steht hinter dem breiten Rücken des Händlers, hört sich die Chose kurz an und ruft mir auf einmal zu: »We have two tickets for free!«
Sowohl ich als auch der Typ, mit dem ich gerade am Verhandeln bin, stocken kurz.
»Did you just say that you have tickets for free?«, frage ich ungläubig und schiebe den nun herzlich uninteressanten Kollegen auf die Seite. Die beiden halten tatsächlich einen Zettel vor sich, auf dem »Free Tickets« geschrieben steht.
»Yes, but you have to tell us a good story for it«, teilen mir die beiden mit.
»A good story? No problem. I’m from Germany, backpacking the West Coast …«
Der Typ, der uns verarschen wollte, sieht seine Felle davon schwimmen und krakeelt von nun an nonstop im Hintergrund in unsere Konversation hinein: »Oh, fantastic!«
Ich versuche zu erzählen, wie ich Brian getroffen habe. Dass er mich erkannt hat und … »Oh, what a story! So great! You’ve won the tickets!«
Der Nervsack hinter mir packt die Sarkasmusschiene aus. Ich versuche mich derweil größer zu machen, damit er nicht ständig seinen Kopf neben meine Schulter hält und mir ins Ohr brüllt.
»Awesome story! Yeah! Come on give him the tickets – for free!«
Es ist nicht gerade einfach, eine Geschichte möglichst spannend und unterhaltsam zu erzählen, wenn so ein Typ neben einem herumbrüllt und alles kommentiert. Lola und Steven mögen die Geschichte aber dennoch und finden den Tanz, den ich mit dem Schwachmaten zelebriere zudem auch noch ziemlich amüsant. Also gibt es freien Eintritt für Brian und mich. Rock und Roll!
Lola und Steven haben nicht nur eine coole Einstellung, sondern sind auch verdammt liebe Menschen. Sie haben sich einfach mal vier Tickets gekauft, weil sie dachten, dass sie schon jemanden finden werden, der mitkommen mag. Das hat allerdings nicht geklappt. Verkaufen wollten sie die überschüssigen Tickets dann aber auch nicht und so schließt sich der Kreis. Serendipity.
Die beiden fragen uns, wegen welcher Band wir gekommen sind.
»Who’s the supporting act?«, frage ich.
»The Joy Formidable.«
Äh, wie jetzt? The Joy Formidable sind gar nicht der Headliner des Abends, sondern lediglich die Vorgruppe? Tatsächlich: Selbst auf der Tafel an der Kasse stehen The Joy Formidable nur an zweiter Stelle.

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Wie konnte mir das denn entgehen? Die Headliner sind eine Band namens Grouplove, womit sie sich schon einmal für den Preis für die Band mit dem dämlichsten Namen qualifizieren. Hoffentlich machen die bessere Musik, als ihr Name befürchten lässt.
»I don’t know the headliner«, gebe ich mich dem Spott preis.
»I don’t know any of these bands«, macht Brian die Offenbarung perfekt.
Lola und Steven reagieren gelassen und lassen uns wissen, dass sie auch kein Fan irgendeiner dieser Bands waren, als sie die Tickets gekauft haben. Sie wollten einfach mal wieder auf ein Konzert, haben bei YouTube reingehört und dachten sich, dass dies ein schöner Abend werden könnte. The Joy Formidable haben ihnen aber beim Anhören auch besser gefallen. Ich bin gespannt, was da auf uns zukommt. Grouplove …
Wir steigen zu viert die Treppen zum Konzertsaal hinauf, der sich im dritten Stockwerk befindet. Alleine das finde ich schon recht eindrucksvoll.

<center>Crystal Ballroom</center>
Das 1914 erbaute Gebäude ist sichtlich historisch. Wie der Name schon nahelegt, wurden in seiner frühesten Zeit große Bälle abgehalten. Fürs Tangotanzen konnte man allerdings in den Zeiten des Ersten Weltkrieges in Portland noch verhaftet werden. Seit den 1960er Jahren übernahmen verschiedenste Künstler aus den Bereichen Pop, Rock, Folk, Jazz, Blues und Beat Poetry den Ballsaal. Größen wie James Brown, Marvin Gaye sowie Ike & Tina Turner traten in den frühen 60ern auf. Bis heute ungeklärt ist ein Eklat, der sich einst bei einem Konzert von Little Richard ereignete: War der Gitarrist, den Little Richard während seines Auftritts feuerte, tatsächlich Jimi Hendrix?
1967 hielt der Psychedelic Rock Einzug in den Ballsaal. Grateful Dead, Blue Cheer und die großartigen The Electric Prunes sorgten dafür, dass nur ein Jahr später große Besorgnis in Portland umging. Denn, was macht solche Musik mit der unschuldigen Jugend dieser Stadt?
Gut 25 Jahre lang gab es dann keine öffentlichen Events mehr im Crystal Ballroom. Hausbesetzer, Künstler und andere Störenfriede übernahmen die Location. Die eingezogenen Künstler nutzten die Räumlichkeiten als Ateliers und überdies fanden gelegentlich private Partys statt, zu denen man nur mit Einladung reingelassen wurde. 1997 wurde das Gebäude von McMenamins wiedereröffnet. Im ersten Stock befindet sich ein Restaurant samt Bar, im zweiten eine Brauerei und eine Tanzfläche und im dritten eben der renovierte Ballsaal, in dem seit seiner Wiedereröffnung unter anderem Nick Cave, Ween und Billy Idol auftraten.

<center>McMenamins</center>
Inzwischen habe ich auch etwas mehr über McMenamins erfahren. Das Unternehmen, welches mittlerweile eine Kette von 65 Gasthausbrauereien, Mikrobrauereien, Konzertsälen, Hotels und Kinos mit integriertem Pub ist, war lange Zeit als eine Art »Retter der Kultur« speziell bei der Jugend Portlands sehr beliebt. Nach und nach wurde die Firma aber größer und größer und verlor dabei den Bezugspunkt zur Szene. So wurde es mir zumindest erzählt.
Die Gebrüder McMenamin eröffneten 1974 ihr erstes Geschäft, das Produce Row Cafe in der SE Oak Street. 1983 gründeten sie in ihrer Heimatstadt Portland die heute so florierende Firma McMenamins. Bis heute operiert das Unternehmen primär hier, hat aber auch Lokalitäten in anderen Städten Oregons und im Nachbarstaat Washington. Später, 1985, eröffneten sie mit dem Hillsdale Brewery & Public House (1505 SW Sunset Boulevard) das erste Brauhaus Oregons nach der Prohibition. Im selben Jahr noch leiteten die Brüder, die übrigens Mike und Brian mit Vornamen heißen, die erste Brauerei der USA, die legalerweise Früchte beim Brauen von Ale benutzen durfte. Hätten sie mit dem Quatsch mal besser nicht angefangen: Alle fruchtigen Ales, die ich bisher getrunken habe, fand ich etwas … seltsam. Die Blasphemie begann übrigens mit Himbeeren, die zum Ruby Ale verarbeitet wurden, welches heute noch angeboten wird.

Der Ballroom ist spektakulär! Man betritt den Saal durch eine große Tür, die sich unter einem großen, geschwungenen Balkon befindet, wie man ihn aus Theatersälen wie dem Admiralspalast kennt. Links wird kostenlos Wasser zum Selbstzapfen angeboten. Rechts gelangt man, nachdem man durch die ID-Kontrollschleuse gekommen ist, zur Bar. Die Bühne ist in der linken Ecke am gegenüberliegenden Ende des Raums. Die komplette linke Wand besteht aus riesigen Fenstern, die vom Boden bis unter die Decke reichen, wo sie rund auslaufen. Die restlichen Wände sind türkisfarben und mit kreisrunden, klassischen Gemälden verziert, die einen Durchmesser von drei Metern haben dürften. Der Raum selbst ist gut und gerne acht Meter hoch. Ein Kronleuchter hängt eindrucksvoll von der Decke und der Boden ist braunes Parkett. Keine schlechte Location für ein Rockkonzert.

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Alkohol darf man nur im abgesperrten rechten Bereich des Saals erwerben und konsumieren. Also geht’s durch die Alterskontrolle zur Bar. Brian kann sich nicht entscheiden, welches Bier er trinken will. Also reicht der für die Masse an Gästen unglaublich entspannte Barkeeper ihm Probiergläschen. Ja, Wahnsinn! Ich bekomme meinen Mund nicht mehr zu, während sich Brian – als wäre es das Selbstverständlichste der Welt – durch die einzelnen Biersorten probiert. Der Mann hinterm Tresen hat sogar die Zeit und das Wissen, Brian jedes einzelne Bier zu erklären. Unglaublich. Ich lade Lola und Steven auf ein Bier ein. Das ist ja wohl das Mindeste.
The Joy Formidable betreten die Bühne. Wir können mit unseren Bieren allerdings nicht auf die linke, alkoholfreie Seite des Saals zurückkehren. Also schlagen wir uns auf der Alkoholseite nach vorne durch. Von der rechten Ecke der Bühne bis zur Bar, also einmal quer durch den Saal, zieht sich ein Korridor, der primär wohl die U21-Fraktion vor illegalen Alkoholtransaktionen schützen soll. Die tanzende Masse ist dadurch aber auch auf äußerst seltsame Weise zweigeteilt. Vor allen Dingen die Tatsache, dass dieser bescheuerte Korridor direkt an der Bühnenkante beginnt, finde ich sehr befremdlich. Das schränkt doch nicht nur die Leute, sondern auch die Stimmung ein, Herrschaften! Scheiß Korridor. Andererseits sollte ich mich vielleicht auch glücklich schätzen, dass wir uns zum Rocken nicht noch auf Stühle setzen müssen, wie es in Amerika ja durchaus nicht unüblich ist.
Die Waliser rocken dennoch ordentlich und machen für gerade einmal drei Leute einen ordentlich fetten Sound: sehr gute Band! Ohne Bier geht’s schließlich auch direkt vor die Bühne, wobei mich ein dickes Mädchen am Vorrücken hindern will. Ich versuche zunächst links an ihr vorbeizukommen. Keine Chance: Sie rückt ebenfalls nach links und hält Körperkontakt zu mir, indem sie mir ihren Rücken entgegendrückt. Ich versuche es rechts. Kein Vorbeikommen. Das muss ein Fan von Grouplove sein.

Was der Korridor kaputt macht, macht der Fußboden wieder gut. Die Dielen wackeln und vibrieren ordentlich, was daran liegt, dass der Boden – allen Ernstes – gefedert ist. Auf der Website des Crystal Ballrooms steht hierzu: »While the action on the stage has always thrilled, one thing everyone remembers about the Crystal is its astounding ›floating‹ dance floor. ›Like dancing on clouds‹, is how people describe cutting a rug here.«
Naja, wie auf Wolken komme ich mir nicht vor, aber es ist durchaus spaßig.
Die Band rund um Sängerin Ritzy Bryan hört leider nach einer knappen dreiviertel Stunde schon wieder auf zu spielen. Wir holen uns neues Bier, als Grouplove die Bühne stürmen. Hm, die haben nicht nur einen bescheuerten Namen, die sehen auch so aus, denke ich mir, als ich die New-Age-Hippies erblicke. Die amerikanische Kelly Family anno 2012, oder was? Grouplove präsentieren sich als fünf hippe Hippies mit einer ziemlich nervigen Bühnenpräsenz. Am sympathischsten erscheint mir noch der Charles-Manson-Verschnitt mit Bart und Hut. Die Liebesgruppe legt los und nach den ersten beiden Liedern wird mir klar, dass der Name leider größtenteils Programm ist. Ich mag sie also tatsächlich nicht. Speziell Hannah Hooper stört mich mit ihrem nervigen Herumgezappel. Es dauert auch einige Lieder, bis ich verstehe, weswegen sie überhaupt auf der Bühne steht. Während der ersten Songs sang nur der Surferboy neben ihr, der bedeutungsschwanger »Truth« auf seine Gitarre geschrieben hat. Och, Göttchen. Irgendwann darf sie dann aber auch mal mehr tun als ständig nur: »Hey!«, zu brüllen und ihre Arme und Hüfte hin und her zu wedeln. Sie singt. Während ihres Regentanzes strahlt sie zudem so übertrieben fett, dass man sich fragt, wie viel MDMA sie sich vor der Show wohl reingezogen hat. Brian findet die Band auch doof und will eine Kippe rauchen.
Vor dem Gebäude treffen wir zunächst auf einen Straßenkehrer, der die Raucher bittet, die Kippenstummel doch bitte nicht wieder dorthin zu werfen, wo er schon gekehrt hat. Brian nickt und macht einmal mehr etwas, das ich als Deutscher einfach nur großartig finde: Er bedankt sich beim Straßenfeger für die Arbeit, die er leistet. Neben uns findet auch Ashley aus der Portlands Nachbarstadt Vancouver Grouplove scheiße. Sie ist auch wegen der Vorgruppe gekommen. Wieso diese beiden Bands auf einer Bühne stehen, ist uns ein Rätsel. Viel zu unterschiedlich sind sie und dürften außerdem auch ein recht unterschiedliches Publikum ansprechen. Ich erzähle Ashley, dass ich Vancouver gerne mal sehen würde, da mein Film dort letztes Jahr auf dem Filmfestival nominiert war. Als die Zusage damals kam, dachte ich übrigens, es handle sich dabei um das Vancouver in Kanada, welches – wie jeder US-Amerikaner weiß – die Hauptstadt des Nachbarlandes ist. Oder war es doch Toronto? Ford sagte hierzu einmal: »I don’t give a fuck.«
Als wir wieder in den Ballsaal kommen, vibrieren die Dielen heftig. Die Masse tobt, wir Kritiker logischerweise klar in der Minderheit. Gegen Ende der Show spielen Grouplove einen Song, den sowohl Brian als auch ich kennen. Das Lied läuft ständig im Radio, sagt Brian. Den Vogel schießen die Kellys schließlich ab, als sie für ihren letzten Zugabesong die Masse zur absoluten Stille animieren. Die Mitglieder der Liebesgruppe – was ein dämlicher Name – liegen sich in den Armen, während einer die Akustikklampfe zupft. Komplett ohne Mikrofon und Verstärker singen die Hippies ihren letzten Song. Eine Frau im Publikum will dabei entweder mal im Mittelpunkt stehen, ist besoffen oder findet die Band auch schlecht. Vielleicht ist es auch alles zusammen. Wie dem auch sei: Sie bleibt nicht still, sondern grölt ständig: »Uaaargh!«, und: »Buäääh!«, durch den Saal. Das stört aber niemanden, denn alle spüren die kollektive Liebe, the magic of the moment. Dann ist’s geschafft und ich kann noch immer nicht fassen, dass ich ursprünglich auf ein Punkkonzert wollte, es aber fertigbringe, bei ganz seichtem Hippierock zu landen. Verrat.

Musik

https://youtu.be/84yRe--OJ00


… und der Text von »Tongue Tied« ist auch scheiße …

Wir verabschieden uns von Lola und Steven, die wir zwischenzeitlich aus den Augen verloren hatten. Vor dem Gebäude komme ich mit einer knapp 60-jährigen Frau aus dem »echten« Vancouver ins Gespräch. Sie geht seit über 40 Jahren auf Konzerte und will damit auch niemals aufhören. Na, die ist ja mal cool. Brian sitzt währenddessen auf dem Bordstein und sieht ziemlich fertig aus. Ich frage ihn, ob alles in Ordnung ist. Er will nach Hause. Ich mache mir Sorgen und wundere mich, was plötzlich passiert ist. Zwei Minuten zuvor war er noch bester Laune. Er fühlt sich nicht wohl, meint er. Fahren kann er auch nicht mehr. Ich soll fahren. Geht klar. Allerdings ist es schon eine Zeit lang her, dass ich ein Auto mit Automatikgetriebe gefahren bin, lasse ich ihn wissen. Das beunruhigt ihn etwas. Noch unruhiger wird er, als ich das Auto auf den ersten Metern zweimal zum Ruckeln bringe. Tja, ich will beim Anfahren die nicht vorhandene Kupplung kommen lassen und stehe auf der Bremse. Die Bremse kann man beim Anfahren mit einem Automatikauto allerdings komplett ignorieren. Nach der zweiten Ampel habe ich das dann auch kapiert.
Ich frage Brian, was plötzlich passiert ist und ob ich ihm irgendwie helfen kann. Er stammelt leise irgendetwas vor sich hin, das ich nicht verstehen kann. Das einzige Wort, das ich verstehe, ist »father«. Ich frage nicht weiter nach. Er murmelt vor sich hin, dass er manchmal verwirrt ist und dass ihm in seiner Kindheit ein Arzt eine extrem hohe Intelligenz diagnostiziert hat. Das war nicht gut, seufzt er.
Als wir wieder in Brians Wohnung ankommen, beginnen wir eine wirklich tolle Unterhaltung über Politik, Philosophie und das Reisen. Darüber, dass Geld alleine nicht glücklich machen kann, sondern nur das (Er-)Leben. Brian sollte meiner Meinung nach reisen, um über den Tod des Vaters hinwegzukommen. Er leidet wirklich sehr und sollte für einige Zeit aus seiner Welt ausbrechen. Die Unterhaltung hat etwas sehr Besonderes und ich kann ehrlich behaupten, dass wir einander wirklich mögen.

Copyright
Sämtliche Fotos von Grouplove stammen vom Crystal Ballroom

Quellen
So manche Info über den Crystal Ballroom und McMenamins: Wikipedia und mcmenamins.com

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