Tag 39: Stadt der HochhÀuser
Serendipity â Teil 1
Dienstag, 18. Dezember 2012
SeaTac â Seattle â Federal Way â SeaTac
Auch ich fahre heute mit dem Bus. Leo ist auf Arbeit und ich nehme den RapidRide, den Schnellbus, der alle zehn bis 15 Minuten direkt vor Leos HaustĂŒr in Richtung Seattle fĂ€hrt. In Tukwila wechsle ich den Bus. Ich glaube allerdings, dass ich es verrafft habe und bereits frĂŒher hĂ€tte aussteigen und den Bus wechseln mĂŒssen. Ich soll diesen kleinen Fehler, der mich zwar gut eine halbe Stunde kosten dĂŒrfte, aber nicht bereuen. Ich setze mich gerade auf einen der Sitze, als ein Afroamerikaner den Bus betritt und Geld in die Kasse neben der Fahrerin wirft. Er will gerade weitergehen, als ihn die Busfahrerin darauf aufmerksam macht, dass er nur 75 Cent bezahlt hat, das Ticket aber 2,25 Dollar kostet. Der Mann rastet sofort vollkommen aus und gibt eine gut und gerne fĂŒnfminĂŒtige Wutrede zum Besten. Wirkte er nicht so aggressiv, ich wĂŒrde ihn sofort filmen. Die BĂŒhne des Mannes ist der komplette Bus. Beginnend bei der armen Fahrerin, lĂ€sst er seinem Frust quer durch den Bus freien Lauf. Er setzt sich in den hinteren Teil des langen GefĂ€hrts und hört nicht auf. Seine Performance erinnert mich stark an Samuel L. Jacksons genialen Auftritt in »Pulp Fiction« â die Szene, in der er (angeblich) aus der Bibel zitiert. Allerdings fehlt dem Kollegen hier im Bus der stylishe Afro und der schicke Anzug. Er ist mehr von der abgefuckten Sorte, weiĂ aber nichtsdestotrotz wunderbar zu unterhalten: »I paid my goddamn 2,25! She says I only paid 75 cents, but I know: I paid 2,25. Sheâs calling me a liar? I tell you who the liar is. I paid my 2,25! She doesnât want to let me take the bus: I paid my 2,25! The path of the righteous man is beset on all sides by the inequities of the selfish and the tyranny of evil men. I paid my 2,25! Blessed is he who, in the name of charity and good will, shepherds the weak through the valley of darkness, for he is truly his brother's keeper and the finder of lost children. I paid my 2,25! And I will strike down upon thee with great vengeance and furious anger those who would attempt to poison and destroy my brothers. I paid my 2,25! And you will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon thee: I PAID MY 2,25!«
Ich gebe es zu, ich zitiere ihn womöglich nicht hundertprozentig korrekt. But I believe: He paid his 2,25!
Wir fahren am Museum of Flight vorbei. Schon vor dem GebĂ€ude stehen alle möglichen Flugzeuge. Weiter gehtâs auf den Airport Way South, der einen auf eine kleine Zeitreise mitzunehmen scheint. Rote BacksteinhĂ€user sĂ€umen den StraĂenrand. Dies ist Georgetown, Seattles Ă€ltester Bezirk, der 1851 besiedelt wurde. Eines der BacksteinhĂ€user in diesem historischen Industriebezirk ist das Brew House. Einst die sechstgröĂte Brauerei der Welt, beherbergt das GebĂ€ude heute diverse kleine Unternehmen und KĂŒnstler. Mir gefĂ€llt dieser Teil des Airport Way South, der sich von der South Vale Street bis zur Corson Avenue South zieht.
Als der Bus Seattle Downtown erreicht, meldet sich Jules âșEzekielâč Winnfield plötzlich wieder zu Wort: »I paid my 2,25!«
Er denkt sich wohl, dass er besser noch einmal alle Anwesenden darauf hinweist, dass er ein rechtschaffener Gestörter ist, bevor er den Bus verlĂ€sst. Dumm nur, dass die meisten Passagiere den Anfang seiner Geschichte ĂŒberhaupt nicht mitbekommen haben, da sie erst spĂ€ter, nach seiner Brandrede, zugestiegen sind. Dementsprechend dreht sich auch die HĂ€lfte des Busses irritiert zum wutschnaubenden Mann um: »You can go on liyng: I paid my 2,25!«
Es brĂŒllt und kocht hinter mir, wĂ€hrend ich leicht verstört feststelle, dass im Freien ein Mann mit Flip Flops und kurzer Hose die StraĂe ĂŒberquert. Es regnet heute zwar ausnahmsweise mal nicht, dafĂŒr befindet sich das Quecksilber nur knapp ĂŒber null. Es sind 37 °F, also knapp 3 °C. Brr âŠ
Ich verlasse den Bus in der Pine Street. An der Ecke 3rd und Pine werde ich direkt von den beeindruckenden HochhĂ€usern in den Bann gezogen und folge der ĂŒberwĂ€ltigenden Architektur der 3rd Avenue in Richtung SĂŒdosten bis zum Yesler Way.
Links von mir ist der City Hall Park, rechts der Prefontaine Place. An der Ecke Yesler Way und 2nd Avenue befindet sich der Smith Tower.
Im Dreieck Yesler Way, James Street und 2nd Avenue steht ein Parkhaus, das ein wenig wie ein sinkendes Schiff aussieht. Vorbei an einer sehr kĂŒnstlerischen Graffitifassade biege ich ab in Richtung Occidental Park. Auf dem gepflasterten Platz stehen sich zwei fĂŒnf Meter hohe Holzstatuen gegenĂŒber, die Tikis Ă€hneln, wie man sie von polynesischen Völkern kennt. Seattle wurde ĂŒbrigens nach Siâahl, dem HĂ€uptling der Duwamish und Suquamish benannt. »Seattle« ist die Anglisierung seines Namens. Das heutige Seattle war mindestens 4000 Jahre lang von Amerikas Ureinwohnern bewohnt, bevor die weiĂen Siedler kamen.
Ich ĂŒberquere den mit roten BacksteinhĂ€usern umringten Occidental Park, auf dessen gegenĂŒberliegenden Seite die Stadt Seattle ein schon fast etwas bedrohlich wirkendes Denkmal fĂŒr ihre Feuerwehr errichtet hat. Weiter gehtâs die South Main Street in Richtung Westen. Im kleinen Waterfall Garden Park kann man es sich auf einem der vielen StĂŒhle bequem machen und dem Rauschen des kĂŒnstlichen, vier bis fĂŒnf Meter hohen Wasserfalls lauschen. Ein Mann tut genau dies, wĂ€hrend er entspannt ein Buch liest. Eine niedliche, kleine Oase.
Ich kann ein Foto nach dem anderen schieĂen. Von nahezu jeder Ecke aus hat man einen neuen, formidablen Blick auf die gigantischen HochhĂ€user. Ich komme an einer weiteren Graffitiwand vorbei. Man merkt, dass dieser Bereich der Stadt der Bezirk der Kunstgalerien ist. An der 4th Avenue bewege ich mich wieder in Richtung Norden. An der Ecke 4th und James Street stehe ich vor einer lang gezogenen Treppe. Links neben der Treppe plĂ€tschert ein Wasserweg hinab. Ich steige die Stufen empor, um den Ursprung der kĂŒnstlichen Quelle auszumachen. Obendrein sieht das GebĂ€ude wie ein Kunstmuseum aus. Das Wasser kommt tatsĂ€chlich direkt aus dem Haus heraus. Ich betrete das GebĂ€ude, dem Wasser folgend. In der Lobby stelle ich fest, dass es sich nicht um ein Museum handelt, sondern um die Seattle City Hall. Ich frage den asiatischen Concierge, wo ich in Seattle lecker vegetarisch, am besten sogar asiatisch essen kann. Ich habe Hunger. Der freundliche Mann empfiehlt mir, in den International District, nach Chinatown zu gehen. Er schenkt mir eine Stadtkarte und beschreibt mir kurz, wie ich dort hinkomme. Ich muss eigentlich nur die 5th Avenue in Richtung SĂŒden laufen. Wunderbar. Wo das Wasser seinen Ursprung hat, kann ich nicht herausfinden, da sich der Strom tatsĂ€chlich quer durch die City Hall wieder hinaus auf die 5th Avenue zieht, dort unter der StraĂe entlanggeht und auf der anderen Seite wieder ins nĂ€chste GebĂ€ude fĂŒhrt.
Vegetarisches Essen zu finden, ist schwerer als erwartet. Portland hat mich unter UmstĂ€nden aber auch versaut. Ich kundschafte auch einen sehr interessanten chinesischen Minimarkt nach etwas Essbarem aus. Der kleine Laden wirkt eher wie eine Apotheke. Nun ja, ich glaube, der Herb & Grocery Store ist fĂŒr so manchen Chinesen sicherlich auch die Apotheke. Im Angebot sind Dinge, die den meisten westlichen Menschen eher den Appetit nehmen wĂŒrden, aber auch Dinge, bei denen man sich nur fragt, ob, und wenn ja, wie man das konsumieren soll â Baumrinde beispielsweise.
SchlieĂlich esse ich im Phnom Penh Noodle Soup House zu Mittag, schlendere noch ein wenig durch Chinatown und ziehe dann weiter in die benachbarte Japantown. Chinatown, Japantown und Little Saigon geben sich unmerklich als direkte Nachbarn die Klinke in die Hand.
Als ich die Maynard Avenue hinaufgehe, stoĂe ich auf der Main Street auf den Danny Woo International District Community Garden. Der Community Garden ist ein tolles Projekt, das 1975 ins Leben gerufen wurde. Mitten in der Stadt â und direkt neben der Interstate 5 â zieht sich ein circa zwei Blocks umfassender Gartenkomplex einen HĂŒgel hinauf. Nutzen darf den Garten, wer dies zunĂ€chst beantragt und folgende Kriterien erfĂŒllt: Die Antragsteller mĂŒssen ĂŒber 65 Jahre alte Anwohner des International District sein, die zudem ein Einkommen aufweisen können, das unter 30 % des Durchschnitts liegt. Der kurze Spaziergang durch die hĂŒbsch und gemĂŒtlich angelegte Gartenkolonie macht SpaĂ und die Aussicht auf das sĂŒdliche Seattle und die nahegelegenen Stadien ist hervorragend.
Ich verlasse den Garten wieder auf der Washington Street und spaziere wieder hinab zur 5th Avenue und zurĂŒck in Richtung Norden.
Ich gehe an der City Hall vorbei und lasse wie zuvor in der 3rd Avenue meinen Weg von der Architektur der GebĂ€ude lenken. Ich komme am King County Administration Building vorbei, welches 1971 erbaut und kurze Zeit spĂ€ter zum hĂ€sslichsten RegierungsgebĂ€ude des Landes gewĂ€hlt wurde. Die Seattle Times scherzte zudem, dass sich die Politiker des Landes und der Stadt Seattle wenigstens in einer Sache einig sind. Seattle Deputy Mayor Tim Ceis brachte diese Einigkeit schlieĂlich auf den Punkt: »I think everybody acknowledges it may be the ugliest building in downtown Seattle.«
Trotz dieser »Himbeeren«, ĂŒbernimmt ein anderes Bauwerk den Part des hervorstechendsten GebĂ€udes der Downtown: das mit einer dunklen Glasfassade emporsteigende Columbia Center.
Im Schatten des Wolkenkratzers steht die 1908 erbaute und an der höchsten Stelle gerade einmal 20 Meter hohe Daniels Recital Hall.
Weiter gehtâs zur Ecke 5th und Madison, wo die 2004 eröffnete Central Library steht.
Die komplette Liste gibt es auf Wikipedia.
Als ich die University Street erreiche, biege ich links ab und komme am Rainier Tower vorbei.
Gute zweieinhalb Stunden nach meiner Ankunft in Seattle beschlieĂe ich meinen knapp sechs Kilometer langen Spaziergang wieder in der Pine Street. An der Ecke 5th und Pine steht ein Weihnachtsbaum. Die StraĂe sieht stark nach Seattles belebtester Shoppingmeile aus.
»Yes, you look like a guy whoâs earning lots of money in an office, but dresses up like a backpacker with a big beard, but at the same time carrying a phat camera.«
Jetzt bin ich irritiert: »Well, I am a backpacker. You recognized my accent!«
Sie erklÀrt mir, dass dies auch nur ihr erster Eindruck gewesen sei, als sie mich wegen ihrer Unterschriftensammelaktion angequatscht hat. Nun weià sie sicher, dass ich kein Hipster bin und zudem den Coolnesstest bestanden habe. Yeah, Baby.
»Broadway is about ten blocks in the opposite direction«, schiebt sie noch hinterher. Ah, fuck. Bevor ich den Abflug mache, will Rachel mich aber unbedingt noch ihrer Kollegin vorstellen, die auf der anderen StraĂenseite Unterschriften sammelt. Sie lockt sie mit dem verheiĂungsvollen Argument: »Heâs a German!«, zu uns. Aha. Freudig springt die Kollegin ĂŒber die StraĂe und begrĂŒĂt mich mit den Worten: »Say âșbrown bearâč in German.«
»Brown bear? Why?«
»Do it!«
»Itâs the same.«
»Just say it ⊠please.«
Ich rÀuspere mich wichtigtuerisch, mache: »Mimimimimiii«, und: »Figaro, Figaro«, bevor ich episch: »BraunbÀr«, sage.
»Ah!«, brĂŒllt Rachels Kollegin orgastisch: »Awesome!«
Amerikanische Frauen, die auf die deutsche Sprache abfahren, sind seltsam. Ich warte darauf, dass ich gleich wieder einen Nonsens Ă la: »Das Krankenhaus fĂŒr BraunbĂ€ren befindet sich direkt neben dem Flughafen fĂŒr Regenbogenforellen«, von mir geben soll. Dazu kommt es dann aber doch nicht. Stattdessen erklĂ€rt mir die Seltsame, dass sie einmal eine deutsche Mitbewohnerin hatte, die sie immer als »BraunbĂ€ren« bezeichnete. Das harte »R« und die Betonung machen sie ganz wuschig, weswegen sie sich von Deutschen immer einen »BraunbĂ€ren« aufbinden lĂ€sst. VerrĂŒckt.
Bevor ich die Pine Street wieder in die entgegengesetzte Richtung laufe, um meinen Freund Jimi zu besuchen, statte ich dem wÀhrend der Unterhaltung entdeckten Public Market Center einen Besuch ab.
Ich betrete den Markt an dessen Haupteingang am Ende der Pike Street. Die Markthalle erstreckt sich ĂŒber knapp zwei Blocks bis zur Virginia Street. Auch vor der Halle, auf der mit rotem Backstein gepflasterten StraĂe namens Pike Place finden sich StĂ€nde und GeschĂ€fte. Hier befindet sich auch der allererste Starbucks der Welt, der am 30. MĂ€rz 1971 eröffnete.
Die schmale, aber lange Markthalle ist schön und die angebotenen Waren vielfĂ€ltig. Ich bleibe an einem kleinen Kunststand stehen und fange mit der bibbernden VerkĂ€uferin eine Unterhaltung an. Ich möchte wissen, ob sie auch die KĂŒnstlerin ist. Sie verneint und erklĂ€rt mir, dass sie lediglich die Werke ihres Chefs verkauft. Da sie wirklich zu frieren scheint, frage ich sie, wie viele Stunden am Tag sie hier herumsitzen muss und ob sie sich nicht einen HeizlĂŒfter hinstellen mag.
»No electrical outlets«, lÀchelt sie gequÀlt.
»Do you have coffee?«
Der ist ihr ausgegangen und von noch mehr Kaffee bekommt sie noch einen Herzinfarkt, fĂŒrchtet sie. Hm, ich sehe eine Mission, die mir Karmapunkte einbringen dĂŒrfte. Ich verabschiede mich von Kelly, gehe in den nĂ€chsten Coffeeshop und bestelle zwei Tees. Da ich noch immer keine Ahnung von Tee habe, frage ich die VerkĂ€uferin, welche Tees bei Frauen gut ankommen. Ich nehme die beiden, die sie mir zuerst nennt und gehe zurĂŒck zu Kelly: »You can choose between white tea and âŠÂ«, ich glaube, es ist Earl Grey. Sie ist begeistert, schenkt mir ihr schönstes LĂ€cheln und schnappt sich den weiĂen Tee. Gut ist nur, wer Gutes tut. Diesmal verabschiede ich mich endgĂŒltig von Kelly, genieĂe noch kurz die Aussicht, die man von der RĂŒckseite der Markthalle ĂŒber die Bucht hat und mache mich schlieĂlich und endgĂŒltig auf den Weg zu Mr. Hendrix.
WĂ€hrend die Sonne untergeht, komme ich an einem MilitĂ€rshop vorbei, bei dem man sich ein lustiges Maschinengewehr fĂŒr den Vorgarten kaufen kann. Ich glaube, es ist eine Gatling Gun.
Nachdem ich die Interstate 5 ĂŒberquert habe, stoĂe ich auf ein sehr gemĂŒtlich und hip aussehendes CafĂ©, in dem man nicht nur zum Kaffeegenuss, sondern auch zum Lesen angestiftet wird. Da Leo bald Feierabend haben dĂŒrfte und ich Jimi noch immer nicht gefunden habe, reicht es nur fĂŒr ein paar Fotos vom Bauhaus Books & Coffee.
Die versprochenen zehn Blocks entpuppen sich als nahezu 20. Jimi soll genau an der Ecke Pine und Broadway stehen. Ich schaue mich um ⊠Wo steht er denn? Und wie groĂ ist er? Ich bin schon kurz davor, jemanden zu fragen, als ich glaube, ihn auf der schrĂ€g gegenĂŒberliegenden StraĂenseite entdeckt zu haben. TatsĂ€chlich: Nicht etwa ĂŒberlebensgroĂ, sondern mit sehr realistischen MaĂen, kniet der psychedelische Gitarrengott direkt neben der StraĂe. Seine Gitarre, die Fender Stratocaster, die Jimi unter anderem in Woodstock und Monterey spielte, hĂ€lt er in der rechten Hand. Was sofort auffĂ€llt, ist, dass Jimis Fender eine Gitarre fĂŒr RechtshĂ€nder ist, die der LinkshĂ€nder einfach umgedreht und »falsch herum« bespannt hat. Der Oberkörper ist zurĂŒckgelehnt und sein Gesichtsausdruck irgendwo zwischen sportlich angestrengt und sexuell erregt. Die coole Statue trĂ€gt den Titel »The Electric Lady Studio Guitar«, eine Anspielung auf das Album »Electric Ladyland«.
Leo ruft mich an und fragt, wo ich bin.
»Iâm with my friend Jimi on Broadway.«
Es folgt ein Moment der Stille.
»Well, I just finished work and can pick you up.«
Ich beschreibe ihm, auf welcher Höhe des Broadway ich bin und kĂŒndige an, ihm entgegenzukommen. Auf dem Weg in Leos Richtung komme ich auch an einer kleinen Kirche vorbei, die potenzielle SchĂ€fchen mit »You are welcome here« begrĂŒĂt und dann noch den Coolnessfaktor hinterherschieĂt, den eine Kirche ausschlieĂlich in der Heimat des Grunge bringen kann: »Come as you are.«
Ich ĂŒberlege kurz christlich zu werden, beschlieĂe dann aber doch weiterzugehen.
Ich halte nach Leos BMW Ausschau und bemerke dabei, dass ich noch immer nichts ĂŒber Autos dazugelernt habe. So winke ich einmal dem falschen Wagen zu. Der Fahrer schaut mich leicht verunsichert an und ich denke mir grinsend: »Iâve got to be more conscious, if I want to survive.«
Leo findet mich schlieĂlich und sammelt mich ein. Gemeinsam gehtâs zurĂŒck nach SeaTac. Leo erzĂ€hlt mir von einer Kollegin, deren Mutter kĂŒrzlich verstorben ist. Die Mutter arbeitete ebenfalls in Leos BĂŒro. Nun will er der Kollegin »Findet Nemo« auf DVD kaufen. Also fahren wir zu Walmart und danach zu Best Buy. Dort werden allerdings ziemlich horrende Preise fĂŒr den Film verlangt, weswegen der Kauf noch einmal verschoben wird. Wir statten aufs Neue Dara und »High« einen Besuch ab. Dara öffnet uns die TĂŒr, wĂ€hrend »High« high auf dem Sofa liegt. Wie immer lĂ€uft der Fernseher. Heute im Programm: »How Itâs Made«, eine Dokuserie, in der erklĂ€rt wird, wie AlltagsgegenstĂ€nde hergestellt werden. Danach kommt wieder »Tosh.0«, die bescheuerte Internetvideoshow mit saublöden Kommentaren vom ĂŒbercoolen Moderator. Nach dem Kurzbesuch gehtâs weiter zu Fred Meyer. Hier kostet die »Nemo«-DVD nicht zu viel. Wieder bei Leo zu Hause schalten wir »Matrix« ein und kacken gepflegt ab âŠ
- ⊠also bitte: Nirvana, Du kulturloser Banause!