Tag 63: Kevin Michael und der Humor des Universums

Serendipity – Teil 2

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Freitag, 11. Januar 2013
Little Ethiopia & Venice, Los Angeles

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Als ich aufwache, ist Ford verschwunden. Obwohl ich mich kleingemacht habe, hat Ford nicht am anderen Ende der großen Couch geschlafen, sondern auf Decken, die er auf dem Boden verteilt hat â€“ ich hĂ€tte etwas sagen sollen, bevor ich mich pennen gelegt habe. Anthony klĂ€rt mich darĂŒber auf, dass Ford nach seinem Handy sucht, das er gestern verloren hat. Er hat allerdings absolut keine Ahnung, wo sein Telefon sein könnte und hat dementsprechend so einige Stationen abzuklappern. Na, super. Das heißt dann wohl, dass ich bei Anthony festsitze, solange Ford unterwegs ist. Telefonieren können wir ja nicht mehr.
Anthony ist so lieb und macht mir Oatmeal zum FrĂŒhstĂŒck. Unser Gastgeber ist Schauspieler und stammt aus Texas. Sein bislang grĂ¶ĂŸter Erfolg war eine kleine Rolle in »Nobody Walks«, einem Spielfilm, der 2012 beim Sundance Film Festival fĂŒr den Grand Jury Prize in der Kategorie »Drama« nominiert war. Anthony macht mir einen sehr eitlen Eindruck. Er achtet enorm auf sein Äußeres â€“ was fĂŒr einen Schauspieler wohl nicht vollkommen verkehrt ist â€“ und fĂ€hrt voll auf Italien ab. NatĂŒrlich lernt er derzeit auch Italienisch und textet mich hier und da mit ĂŒbertrieben perfekt ausgesprochenen italienischen SĂ€tzen zu â€“ gefolgt von der Frage, ob ich verstanden habe, was er mir da gerade erzĂ€hlt hat.
Anthony hat etwas zu erledigen und empfiehlt mir, mich so lange einen Block weiter ins stylishe Paper or Plastik Cafe an der Ecke Pico Boulevard und Ogden Drive zu setzen.

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Ohne etwas im gut besetzten CafĂ© zu konsumieren, checke ich im Internet nach neuen Übernachtungsmöglichkeiten. Anthony hatte uns bereits vor unserer Ankunft angekĂŒndigt, dass er uns nicht lĂ€nger als eine Nacht aufnehmen kann. Ein Mann am Nachbartisch öffnet seine offensichtlich etwas zu gut geschĂŒttelte Mineralwasserflasche und spritzt wild um sich. Auch sein Mac bekommt eine gute Ladung Wasser ab. Anstatt die Flasche einfach wieder zu schließen, flucht er lauthals und bewegt sie hilflos panisch hin und her. Es ist wie mit der Granate, von der man zwar weiß, dass sie explodiert, jedoch keinen Plan hat, wo man sie hinwerfen soll.
Anthony fragt mich per SMS, ob ich mit ihm in den Meditation Garden gehen will. Klar! Ich gehe zurĂŒck zu Anthonys Wohnung und wer ist wieder aufgetaucht? Ford â€“ natĂŒrlich ohne Handy. Zu dritt geht’s in die Adams Street zum Movement of Spiritual Inner Awareness. Den verdĂ€chtig nach Sekte oder Ă€hnlichem Quark klingenden Namen erfahre ich erst, als wir uns bereits in der weißen Villa befinden. Um in das prĂ€chtige Haus zu gelangen, musste Anthony zunĂ€chst an einem schwarzen Eisentor klingeln und sich namentlich ankĂŒndigen. Außerdem musste er auf die Frage antworten, ob dies sein erster Besuch im »Peace Awareness â€“ Labyrinth & Gardens« ist. Ist es nicht. In der Eingangshalle werden wir von einer ĂŒbertrieben freundlichen Frau begrĂŒĂŸt und in ihr BĂŒro gefĂŒhrt. Das ist ein ziemlich schrĂ€ger Weg, um in einen Meditationsgarten zu gelangen, denke ich mir. Die Dame erzĂ€hlt uns, dass sie gestern erst eine tolle Hochzeit hier gefeiert hĂ€tten und es noch Reste vom leckeren Kuchen gibt. Sie schwĂ€rmt von einem Mann, der dann wohl der Guru der Gemeinde ist, und fĂŒhrt uns von ihrem BĂŒro in den Saal, in dem noch der Rest der Torte steht. Anthony bekommt sogleich einen Teller in die Hand gedrĂŒckt, wĂ€hrend Ford und ich dankend ablehnen:
»I’m gluten-free.«
»And I’m a vegan.«
Ein Haus voller Freaks.
Bei Anthony wirken die Drogen wie bei der SekretĂ€rin: Mit ĂŒbertriebener Freude teilt er der Frau mit, wie toll die Torte doch ist. Die SekretĂ€rin nimmt sich daraufhin auch noch ein StĂŒck â€“ um den Level zu halten, schĂ€tze ich. Dann entlĂ€sst sie uns schließlich in den kostenlos nutzbaren Garten.
Okay, das war nun alles ein wenig fies. Ich habe keine Ahnung, ob die Damen und Herren des Hauses mit einer Sekte auch nur verglichen werden dĂŒrfen. Offensichtlich herrscht hier jedoch ein Personenkult vor und so etwas kann ich schlicht und ergreifend nicht leiden. Ich muss aber sagen, dass das Empfangskomitee wahrlich sehr freundlich war und der Garten, durch den wir nun spazieren, wirklich niedlich und gemĂŒtlich ist. Als Erstes passieren wir ein Labyrinth, das genauso aussieht wie jenes, welches Ford mir in San Francisco einst vor Grace Cathedral gezeigt hat. Diese Art von Labyrinth haben die Amerikaner wiederum von den Franzosen geklaut: In der Kathedrale von Chartres entstand im Jahre 1200 ein begehbares Labyrinth, das nach der Geometrie des Kreises konstruiert ist. Es handelt sich nicht um ein Labyrinth mit Hecken und WĂ€nden, sondern um einen in den Boden eingelassenen Weg, der an einer Stelle des kreisförmigen Labyrinths beginnt und sich wie eine Schlange bis zum Mittelpunkt zieht. Von oben betrachtet sieht das Labyrinth wie ein in seine Viertel aufgeteilter Kreis aus. Folgt man aber dem Pfad, bemerkt man erst, wie listig versteckt die FortfĂŒhrung des Weges bis zum Mittelpunkt angelegt ist. Es heißt, dass das Begehen des Labyrinths den Menschen in einen meditativen Zustand versetzen kann. Wenn mir langweilig wird, werde ich mir den Spaß einmal gönnen.
Anthony verabschiedet sich alsbald von uns und sucht sich im kleinen, zweistufigen Garten, den man schon fast als WĂ€ldchen bezeichnen könnte, ein ruhiges PlĂ€tzchen zum Meditieren aus. Ford und ich schauen uns gemeinsam um, bevor ich mich auf eine Bank setze und Ford dabei beobachte, wie er versucht, mit den Goldfischen des Gartenteichs in Kommunikation zu treten. Da ich leicht destruktiv drauf bin, bewerfe ich Ford zwischendurch immer wieder mit kleinen Steinchen. Es dauert mindestens fĂŒnf Treffer, bis er bemerkt, dass die Steinchen von mir kommen. Um seine Scham zu verbergen, bezichtigt er mich, den Veganer, der TierquĂ€lerei. Netter Versuch.
Genug der Blödelei. Ford legt sich in einem anderen Eck des Gartens flach. Auch ich mache es mir gemĂŒtlich und schreibe Cari eine SMS: »Oho! I’m in the Meditation Gardens! Feel the power that I’m going to send you in 2:15 minutes!«
Keine Antwort. Exakt 135 Sekunden und einige transzendentale und astralvisionĂ€re Anstrengungen spĂ€ter frage ich: »How was that?«
Und um die Dringlichkeit der Frage zu unterstreichen, sende ich die SMS fĂŒnf Sekunden spĂ€ter noch ein zweites Mal ab. Ich warte â€Š
Plötzlich vibriert und klingelt es. Es ist Caris Antwort: »Uh â€“ orgasmic?«
Yeah.
Erschöpft und doch zufrieden mache ich fĂŒr 20 Minuten die Äuglein zu. Nach dem kurzen Nickerchen bin ich wieder fit und beschließe, das Labyrinth entlangzugehen. Auf dem Weg dorthin kann ich Anthony sehen, der sich bei seiner Meditation unbeobachtet fĂŒhlt und Ă€ußerst lustige Stoßbewegungen zum Besten gibt. Was war nur in der Torte drin?
Das Labyrinth ist nett. In einen meditativen Zustand gerate ich allerdings nicht und erleuchtet bin ich am Ende auch nicht. Ganz im Gegenteil: Als ich am Mittelpunkt ankomme und dort den Namen des Gurus eingraviert sehe, verweigere ich sogar die ausgeschilderte Regel, das Labyrinth wieder auf dem gewundenen Pfad zu verlassen: Ich gehe einmal quer drĂŒber. Revolution.
Ford kommt angetanzt und begeht ebenfalls das Labyrinth. Allerdings beschreitet er es weit feierlicher und seriöser betrachtend als ich. Bei jeder Kurve scheint er seine Schrittfolge zu ĂŒberdenken, um noch â€Š wie auch immer zu wirken. Hippie.
Anthony gesellt sich zu mir auf die Bank. Gemeinsam beobachten wir Ford. Als er es nach langem Tanz endlich zum Mittelpunkt geschafft hat, möchte ich schon aufstehen und in Richtung Ausgang gehen. Doch Ford dreht sich esoterisch elegant um und erinnert mich wieder an die heilige Regel: Man darf das Labyrinth nicht auf seinem schnellsten Wege, sondern nur ĂŒber den vorgegebenen Pfad verlassen. Meine GĂŒte â€Š
Nachdem auch das geschafft ist, verabschieden wir uns von der netten SekretĂ€rin und beobachten beim Verlassen des GebĂ€udes die Aufbauten fĂŒr ein Interview oder einen gefilmten Vortrag.
Ford ist begeistert und auch ich merke ehrlich an, dass das ein schöner Ausflug war. Und als ich auf dem Weg zu Anthonys Auto meinen Blick die 5th Avenue entlangschweifen lasse, sehe ich es an meinem vierten Tag in Los Angeles zum ersten Mal in meinem Leben live: Auf dem Mount Lee in den Hollywood Hills ragt in gut elf Kilometern Entfernung das berĂŒhmte Hollywood Sign ĂŒber der Stadt. Das hat schon was â€Š und ich habe meine Kamera in Anthonys Wohnung vergessen.
Mittagessen gibt’s in einem Restaurant, das mir gestern auf dem Weg zu Anthonys Wohnung aufgefallen ist. Anthony lebt in Little Ethiopia und das heißt nicht umsonst so: Gut 300 Meter der Fairfax Avenue sind von Ă€thiopischen GeschĂ€ften und Restaurants besiedelt. Eines davon, Rahel Ethiopian Veggie Cuisine, wirbt mit veganen afrikanischen Gerichten. Das klingt nicht nur gut, sondern ist auch ziemlich lecker. Das Essen besteht aus mehreren unterschiedlichen GemĂŒsegerichten, die alle auf einer Art riesigem Pfannkuchen serviert werden. Besteck gibt es keines. Es wird mit den HĂ€nden gegessen. Nach einiger Zeit bin ich ganz schön vollgefressen und der schwammartige Pfannkuchen scheint sich auch in die letzte LĂŒcke meines Magens auszubreiten.
Nach dem Essen holen Ford und ich unser GepĂ€ck ab und verabschieden uns von Anthony. Auf meine Couchanfragen hat niemand geantwortet. FĂŒr heute Nacht sieht es also mal wieder schlecht aus.
GlĂŒcklicherweise hat Ford morgen kein Casting. Er schlĂ€gt vor, dass wir nach Venice gehen. Klingt gut. Also laufen wir zum zwei Kilometer entfernten Venice Boulevard und spazieren los in Richtung SĂŒdwesten.
»Are you sure that we can walk all the way to Venice?«, frage ich Ford skeptisch.
»Sure. Shouldn’t be too far.«
»I don’t know. The distances in this city are so big.«
Zwei Mexikaner grillen am Straßenrand. Ich grĂŒĂŸe sie freundlich und frage sie, wie weit es noch zum Strand ist. Sie stocken einen Moment, mustern uns: »Venice Beach? By foot?«
»Yes?«
Der eine lÀsst vor Lachen seine Grillgabel fast fallen, der andere klopft sich mit TrÀnen in den Augen auf die Schenkel: »Well, some hours, I guess.«
»Or days!«, prustet der Schenkelklopfer hinterher, bevor sie sich vor Lachen in den Armen liegen.
»We should take the bus«, schlage ich Ford vor. Er stimmt mir zu.
Als wir auf den Bus warten, kommt doch noch ein Angebot von einem von mir angeschriebenen Couchsurfer. Der »Duude«, wie er sich selbst nennt â€“ die zwei »u« stimmen â€“, lĂ€dt uns zu sich ein. Er ist ein extrem dicker Essensliebhaber, der mit uns kochen will. Ford, der der ganzen Couchsurfing-Sache generell und noch immer eine gewisse Skepsis entgegenbringt, vermutet, dass der »Duude« wohl eher uns und nicht mit uns kochen will. Außerdem lebt er zwei Stunden östlich von Little Ethiopia.

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Als wir in Venice ankommen, schauen wir uns kurz die Strandpromenade im Dunkeln an. Ford erzĂ€hlt mir, dass wir hier bestimmt ein PlĂ€tzchen finden werden. Lediglich mögliche Polizeistreifen könnten ihn beunruhigen. Andererseits liegen hier auch noch genug andere Obdachlose herum. Ich unterbreche Ford in seinem Vortrag und teile ihm mit, dass es viel zu kalt ist und ich ihm liebend gerne eine Nacht in einem Hostel bezahle. Er schweigt kurz, lĂ€chelt und winkt schließlich geschmeichelt ab. Ich erklĂ€re ihm, dass ich es ernst meine und ihn heute Nacht auf keinen Fall auf der Straße schlafen lasse. Der Widerstand lĂ€sst schnell nach und schon begeben wir uns auf die Suche.
Im Venice Beach Cotel ist eine Menge los. Es dauert, bis ich an der Rezeption, die sich im sehr weit oben gelegenen ersten Stock befindet, an die Reihe komme. Ford ist wegen seines sperrigen GepĂ€cks auf der Straße geblieben. Inklusive aller Steuern kostet eine Nacht im Gemeinschaftszimmer 40 Dollar â€Š pro Person.
»Uhm, do you know another hostel? A cheaper one?«, frage ich mit heruntergelassener Kinnlade.
»There’s only one more: the Venice Beach Hostel. Just around the corner on Pacific Avenue.«
Alles klar. Auf der Straße stellt mir Ford seine neue Bekanntschaft vor. Caesar hat nicht nur einen krassen Namen, sondern auch ein krasses Aussehen. Ich will ihn nicht direkt fragen fĂŒr welchen Mafiaboss er als Bodyguard und Chauffeur tĂ€tig ist, sondern baue das kurze GesprĂ€ch, das ich mit ihm habe, langsam auf. Die kurze Unterhaltung kommt zustande, weil Ford mitsamt GepĂ€ck in das Restaurant hinter uns gegangen ist, um zu checken, ob Caesars Kumpel, der Boss, heute anwesend ist. Falls dem so sein sollte, will er direkt fĂŒr einen Job, den es womöglich gar nicht gibt, vorsprechen. Bevor Ford abhaut, frage ich, ob er wirklich denkt, dass es eine gute Idee ist, mit den Koffern vorzusprechen.
»Of course. When he sees that the very first thing I’m doing after arriving in Venice is applying for a job â€Š he’ll love me!«
Der Boss ist heute zwar nicht da, aber Ford schwebt bereits jetzt im siebten Himmel und trÀumt von einem Job an der Strandpromenade von Venice: »That would be a dream come true!«

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Als mein TraumtĂ€nzer wiederkommt, gebe ich Caesar die Tommy Gun wieder, lobe seine glatt polierte Glatze sowie den modischen, schwarzen Mantel und ziehe mit Ford weiter zum Venice Beach Hostel. Das Hostel ist ganze 3,50 Dollar preiswerter und im Aufenthaltsraum â€“ und eigentlich ĂŒberall sonst auch â€“ darf alles, was legal ist, geraucht werden.
»Uhm, do you know another hostel? A cheaper one?«, frage ich.
»There’s only one more: the Venice Beach Cotel. Just around the corner on Windward Avenue.«
»Another one?«
»No.«
Ford erkundigt sich, ob das Hostel ein Work Exchange Program anbietet. Manche Hostels bieten an, kleinere Arbeiten in der Herberge zu ĂŒbernehmen, um so den Preis zu drĂŒcken oder sogar umsonst zu wohnen. Interessanterweise wird das oftmals nur auslĂ€ndischen GĂ€sten angeboten, was Ford natĂŒrlich scheiße findet. Dieses Hostel bietet leider nichts dergleichen an. Was soll’s. Da man aus irgendwelchen GrĂŒnden Amerikanern weniger zu trauen scheint als AuslĂ€ndern, muss ich neben den 73 Dollar meine Kreditkarte noch mit einer Kaution fĂŒr Ford und mich belasten. Meine Kaution liegt bei 25, Fords bei 100 Dollar. Meine Bromance fĂŒhlt sich wie im falschen Film, wĂ€hrend ich vermute, dass die US-Regierung schlichtweg genĂŒgend Material und Informationen â€“ einschließlich des Ausreisedatums â€“ von ihren GĂ€sten hat, um Hostelbetreibern bei AuslĂ€ndern ein sichereres GefĂŒhl zu vermitteln als bei den eigenen MitbĂŒrgern.
Die amĂŒsierten MĂ€dels an der Rezeption belasten meine Kreditkarte und notieren unsere Namen, die sie von unseren Ausweisen abschreiben.
»Dennis, Kevin Michael«, nickt die Frau mit den Ausweisen uns zu, wĂ€hrend sie sie uns zurĂŒckgibt.
»Kevin Michael?«, stoße ich irritiert aus. What the fuck â€Š? Ich schnappe mir Fords Ausweis und lese: »Kevin Michael.«
»I go by Ford«, höre ich den Mann neben mir sagen.
»Your name is Kevin Michael?«
Er schaut mich an â€“ irritiert: »You know that.«
»No, I don’t!«
»Of course you do.«
»How? When?«
»I told you.«
»No!«
Die Rezeptionistin lacht und ich glaube, dass sie nun auch denkt, dass wir ein PĂ€rchen sind â€“ und ich bin dann wohl die Braut.
»Why did you change your name to Ford?«
»Because of the car: efficient, great engineering â€ŠÂ«
Ich schĂŒttle den Kopf und gebe ihm seinen Ausweis zurĂŒck: »Kevin Michael â€ŠÂ«
»You knew that.«
»Nope â€Š Anything else I need to know?«
»I’m not married.«
»Fuck you. â€“ Where is the honeymoon dorm?«
Kevin Michael und ich belegen die letzten beiden freien Betten im Gemeinschaftszimmer. Anhand des GepĂ€cks und der herumliegenden Klamotten versuchen wir herauszufinden, um was fĂŒr Gestalten es sich bei unseren allesamt ausgeflogenen Mitbewohnern handelt. Einer ist offensichtlich Rastafari und ein anderer gehört eindeutig zur Polohemdenfraktion. Ford geht bei der Analyse â€“ wie ich es von ihm gewohnt bin â€“ voll aus sich heraus und beginnt Biografien zu erfinden, die ich jedoch mit meiner wesentlich tiefgrĂŒndigeren Gegenanalyse zu widerlegen versuche. Nachdem wir festgestellt haben, dass keiner unserer Mitbewohner cooler als wir zu sein scheint, machen wir uns auf, einen eher unspektakulĂ€ren Nachtspaziergang durch Venice zu starten. Bis auf das Santino’s sind sĂ€mtliche Bars bereits geschlossen. Wir verlassen die Pacific Avenue und steuern die Strandpromenade an, wo sich ein kleines GeschĂ€ft an das nĂ€chste reiht. Allerdings ist auch hier bereits alles geschlossen und dementsprechend nichts los. Allerdings kann man am Muscle Beach Outdoor Gym bereits erahnen, dass der Strand am Tage auch die Meile des Schaulaufens von Los Angeles’ Athleten und Muskelprotzen ist.
Am Ende unseres Streifzugs lernen wir noch kurz unsere Mitbewohner kennen und dann wird endlich mal wieder in einem Bett geschlafen. Ford schlĂ€ft direkt neben der Heizung und schwitzt, wĂ€hrend ich direkt im Windzug des offenen Fensters liege und eine weitere Nacht lang friere. Tja, so kann’s gehen. Oder um Ford zu zitieren: »I do believe in the universe having a certain sense of humor.«

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