Tag 7: Über Bangkok in Richtung Süden

Curry-Competition

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Dienstag, 2. März 2010
Koh Chang – Bangkok – Richtung Süden

Es heißt Abschied nehmen. Gegen neun Uhr verlassen wir das Independent Bo und gehen ein letztes Mal den Strand entlang in Richtung 7-Eleven, der übrigens offensichtlich das absolute Supermarktmonopol in Thailand zu besitzen scheint. Im Supermarkt einzukaufen macht hier richtig Spaß, weil alles so billig ist. Außerdem bietet der thailändische 7-Eleven auch so interessante Dinge wie gezuckerte Tamarinde oder gezuckerte »Lookye« – was auch immer das für eine Frucht ist – an. Auch geil: scharf gewürzte Erdnüsse mit Knoblauch, Zitronengras, Chili und Limettenblättern. Die seltsamsten und exotischsten Getränke gibt es auch bei 7-Eleven. Sojamilch mit schwarzem Sesam schmeckt beispielsweise wie ein lecker angebranntes Brötchen. Tamarindensaft muss gesund sein, zumindest schmeckt er wie Hustensaft und ist – ähnlich wie Sauerkrautsaft – nur in kleinen Dosen zu konsumieren … dabei aber dann doch wesentlich genießbarer. Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe mal Sauerkrautsaft getrunken. Buha! Der Saft einer jungen Kokosnuss mit kleinen Kokosbröckchen darin ist auch sehr zu empfehlen. Mehr kennen wir noch nicht. Wir werden aber im Namen der Wissenschaft weiter probieren.
Nicht im 7-Eleven, dafür aber stets auf den provisorisch wirkenden Rastplätzen der Busunternehmen zu finden, sind diverse Pringles-Geschmackssorten, die man in Deutschland nicht kennt. Bisher untergekommen sind uns Wild Spice, Krabbe, Krebs, Jalapeño und die bislang einzige Geschmacksrichtung, die wir bereits ausgetestet haben: Seegras. Die sind grün! Also, nicht nur die Verpackung, die übrigens wesentlich kleiner ist, als die in Deutschland, sondern die Kartoffelchips an sich sind grün. Schmecken ganz nebenbei auch sehr gut. Die Krabben-Pringles sind im Übrigen rosa.

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Zurück zum eigentlichen Thema: Wir erreichen den 7-Eleven, um uns ein Taxi zum Fährhafen zu organisieren. Das ist aber überhaupt nicht nötig, da die kleine Dame von der Travel Agency bereits mit einem Taxi auf uns wartet! Zur Erinnerung: Wir haben der Frau sechs Euro pro Person bezahlt. Dafür fahren wir 30 bis 60 Minuten auf einer Fähre, legen über 300 Kilometer mit einem, nach »westlichen Standards«, wirklich guten Bus zurück, was knapp sechs Stunden dauern wird und jetzt wartet sie auch noch mit einem Taxi auf uns! Was ein Service!
Am Festland angekommen verlassen wir die Fähre, wissend, noch knapp 90 Minuten auf den Bus warten zu müssen. Wir setzen uns von daher in das Restaurant direkt am Pier. Restaurant ist allerdings eher die falsche Bezeichnung. Imbiss oder Snackbar trifft es aber auch nicht hundertprozentig. Es gibt keine Wände, sondern nur ein Dach und man sitzt auf Stein- oder Plastikstühlen. Das Sortiment reicht von Chips über Zigaretten – die hier übrigens mit Ekelbildchen vom Rauchen abzuschrecken versuchen und dies meiner Meinung nach auch wesentlich effektiver als die in Europa üblichen Slogans hinbekommen – bis hin zu einer recht ordentlichen Speisekarte.

Die Preise sind überall sehr ähnlich. Egal ob Strandrestaurant, Pierimbiss oder schicke Lounge im Grünen, wie wir sie am Khlong Phrao Beach gesehen haben: Eine Hauptmahlzeit kostet stets 1,40 Euro bis zwei Euro. Vorspeisen kosten lustigerweise meistens genauso viel.
Zurück zum Piersnackimbissrestaurantkiosk: Als wir den Laden betreten, kommt sofort der Kellner auf uns zugerannt und bietet uns einen Tisch an. Eine zweite Kellnerin kommt hinzu und bietet uns einen völlig anderen Tisch an. Wir sind leicht verwirrt, entscheiden uns dann aber für den Tisch, den uns der Kellner angeboten hat. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wir beobachten dieselbe Szene noch bei allen anderen Gästen, die das Geschäft betreten und bemerken, dass es neben einem zweiten Kellner auch eine zweite Kasse gibt. Oha! Da teilen sich also Konkurrenten den gleichen Raum. Die Grenze ist wohl die Mitte des wandlosen Raumes. Entscheidet sich ein Gast für eine der beiden Seiten, nimmt die »Verliererseite« wort- und emotionslos die Niederlage hin. Gleichzeitig bricht die Seite des »Gewinners« nicht in Jubel aus. Fair Play also und keine (offene) Missgunst.
Die Fahrt nach Bangkok beginnt und schon bekommen wir eine raubkopierte Version von »Transformers 2« auf dem bordeigenen Fernseher vorgespielt. Später zeigt man uns noch eine Raubkopie von »Transporter 3«. Sonst kommt es zu keinen besonderen Vorfällen.

Lediglich meine Sitznachbarin auf der anderen Seite des Ganges geht mir ein wenig auf die Nerven: Zweimal bereits hat sie mir ihren dicken Hintern ins Gesicht gedrückt! Als wir in Bangkok zum ersten Mal stoppen, fragt sie mich, ob dies die Khaosan Road sei. Ich verneine und biete ihr an, sich nach Rebekka und mir zu orientieren, da auch wir in der Khaosan Road den Bus verlassen werden.
Als wir einige Minuten später an der Khaosan Road vorbeifahren, um eine Ecke weiter zu halten, teile ich der knapp 60-jährigen Frau mit, dass diese Straße die Khaosan Road sei. Die Frau schaut mich daraufhin nur missgünstig und klugscheißerisch an und nickt arrogant. Wusste sie anscheinend schon.
Kaum steht der Bus drückt die Alte mir wieder ihren dicken Arsch ins Gesicht und prescht nach vorne. Nichts wie raus hier. Anscheinend hat sie Angst kein Taxi mehr zu bekommen. Höhö! Die Bustüren öffnen sich und: »Taxi! Taxi!«, hallt es hinein. Die Nervkuh bleibt mitten in der Tür stehen und brüllt schon fast: »No! But … where is Khaosan Road?«
Ich glaube es fast nicht, schließlich habe ich ihr 200 Meter zuvor mit meinem Finger die Straße gezeigt. Vielleicht war sie gar nicht arrogant und neunmalklug, sondern auf Valium. Das hat nun aber offensichtlich seine Wirkung verloren: Die Dicke ist mit ihren Nerven vollkommen am Ende.
Vor dem Bus gehe ich wieder auf die Valiumtante zu. Man muss ja schließlich was für sein gutes Karma tun: »Gute Frau, die Khaosan Road ist da vorne. Einmal um die Ecke, nach nicht mal 200 Metern die erste Straße auf der rechten Seite. Da wo die Menschenmassen sich herumdrücken.«
»Oh Gott! Wie komme ich da hin!?«
»Sie gehen hier über die Straße und da um die Kurve.«
»Oh Gooott! Ich nehme mir ein Tuk-Tuk!«
»Welch Quatsch, meine Dame. Sehen sie denn nicht, dass es sich hierbei um eine Einbahnstraße handelt und sie somit um den kompletten riesengroßen Block gefahren werden müssten?«
Wäre ich ein Tuk-Tuk-Fahrer, würde ich mich über ihre grenzenlose Dummheit so sehr amüsieren, dass ich sie erst einmal bis nach Pattaya und wieder zurückfahren würde, um sie dann an genau dieser Stelle mit ihrem dicken Arsch wieder herauszuschmeißen.
»Oh Gott!«
Nachdem ich der Frau erneut helfen konnte, ziehen Rebekka und ich weiter. Wir steuern wieder das »Reisebüro« an, bei dem wir bereits die superbilligen Tickets nach Koh Chang erworben haben. Der dicke Thai mit dem langen Fingernagel am kleinen Finger seiner linken Hand sitzt wieder hinter dem Stand.
»Sawadie krap«, begrüße ich ihn freundlich. »We’d like to go to Koh Pha Ngan.Tonight, if possible?«
Der Wunsch wird erfüllt und nach wenigen Sekunden überreiche ich ihm 1200 Baht für zwei Tickets nach Koh Pha Ngan. Um mal wieder darauf hinzuweisen: Für zwölf Euro reist eine Person ungefähr 600 Kilometer mit dem Bus und knappe 60 Kilometer mit der Fähre!
Wir essen für 50 Cent jeder noch eine Portion »Pad Thai No Egg« bei einem Straßenimbiss und lassen uns dann vom Fingernagelmann zu unserem Bus führen.

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