Tag 9: Chaloklum und der Chàang-dtat-phóm

Curry-Competition

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Donnerstag, 4. März 2010
Chaloklum, Koh Pha Ngan

Heute spazieren wir durch Chaloklum, das sich seinen asiatischen Charme größtenteils noch erhalten konnte. Es gibt zwar auch hier einen 7-Eleven, weitere Gästezimmer werden gebaut und jeder zweite Rollerfahrer ist ein Farang, aber die zwei Straßen, aus denen der Kern Chaloklums besteht, sind Authentizität pur. Chaloklum ist ein Fischerdorf. Überall gibt es kleine Fischläden, vor denen man fleißig am Ausnehmen und Zerschnippeln ist. Tintenfischfilets, so dünn wie Carpaccio werden über Gitternetzen in der Sonne getrocknet und auf dem Wasser tummeln sich die vielen bunten, hölzernen Fischerboote mit den Glühlampenmasten neben den ebenso bunten und hölzernen Longtail Booten. Diese werden von einem oftmals freiliegenden Motor angetrieben, der wie ein pervers lauter Rasenmähermotor rattert und auf einer Stange befestigt ist, an deren anderem Ende die Schraube, bestimmt noch mal zwei Meter hinter dem Motor und dem fünf bis zehn Meter langen Boot, im Wasser liegt. Deswegen heißen diese Boote auch Longtail, also »langer Schwanz«. Das Boot selbst ragt vielleicht einen halben Meter über dem Wasser heraus und dient oftmals als Taxi zwischen den Stränden. Außerdem gibt es gut drei Tauchschulen, mindestens ein Spa-Haus und viele Massagehäuser und -bambusgestelle, wie man sie auch an jedem Strand vorfindet.

Ich will zum Friseur. Meine Wolle auf dem Kopf muss gekürzt werden. Also schauen wir in unserem Thai-Kauderwelsch-Lexikon× nach und machen uns auf die Suche: »Yuu thìi-nái chàang-dtat-phóm??«, frage ich höflich die Kassiererin im 7-Eleven. Hier denken wir uns, kann man uns auch auf Englisch weiterhelfen, falls mein Thai noch nicht … perfekt klingen sollte.
»Hä?«, antwortet die offensichtlich Schwerhörige.
»Chàang-dtat-phóm?«, sage ich noch eine Nuance nasaler, als ich sowieso schon spreche – der Authentizität wegen. Der Kollege eilt zur Hilfe.
»Chàang-dtat-phóm!?«
Er greift nach meinem Wörterbuch. Ich lasse es los und zeige ihm die Zeile, in der »Friseur« steht.
»Ah! Chàang-dtat-phóm!«, wiederholt er Silbe für Silbe, in ähnlich gutem Thai wie dem meinigen meine Frage. »You go here. Fifehunha left.«
Ich merke, dass ich auch langsam des Thai-Verstehens mächtig werde und schreite mit einem: »Kop khun krap«, von dannen.
Der Friseur, knapp über 50 Meter weiter, hat geschlossen. Wir spazieren also weiter und Essen in einem kleinen, offenen Straßenrestaurant zu Mittag. Wie immer äußerst lecker und hier extrem billig: zwei Hauptgerichte (Pad Thai No Egg with Tofu und Fried Rice with Tofu), ein Wasser (0,9 Liter) und eine Dose Erdbeer-Fanta für insgesamt 2,20 Euro.

Wir sehen einen Baum mit Plastiktüten um die bald fallreifen Früchte herum und kommen kurz darauf an einem Obststand vorbei, wo wir weitere uns bislang unbekannte Früchte entdecken. Wir erkundigen uns, ob sie auch Durian haben. Eine Frucht, von der unser Nachbar Alex immerzu schwärmt. Haben sie nicht, dafür »Thai Red Apple«, wenn wir das richtig verstanden haben. Dieser Apfel (?) sieht aus wie eine kleine rote Wachsbirne, die tatsächlich apfelähnlich schmeckt. Dazu gibt es noch eine junge frisch geköpfte Kokosnussmilch aus der »Originalverpackung«. Einen Roller vermieten die Damen vom Obststand auch noch: vier Euro für 24 Stunden.

Auf dem Rückweg sehen wir, dass der Friseur wieder geöffnet hat. Um beim Finanziellen zu bleiben: für fünf Euro gibt es eine dreifache Haarwäsche – ich war vorher duschen – und einen Haarschnitt in Rekordzeit. Nach keiner viertel Stunde sind wir wieder draußen … und nun sehe ich auch aus wie ein Thai.

Wir trinken noch einen Fruit Shake in einem Strandrestaurant und treffen beim Hinausgehen ein kleines thailändisches Mädchen von vielleicht zwei Jahren, das uns ununterbrochen zuwinkt. Die Erwachsenen drum herum animieren es freudig und elanvoll dabei: »Bye bye! Bye bye! Make bye!«

Die Sonne geht bald unter und so machen wir uns auf den Heimweg. Und jetzt sitze ich hier nachts auf der Terrasse. Es ist schon bald drei Uhr und ich werde von den krassesten Tieren aus dem Urwald um uns herum heimgesucht: Vier kleine Geckos sind Standard. Heute aber waren schon zwei Riesengeckos hier auf der Terrasse. Die Kollegen sind etwa 40 Zentimeter lang! So weit so cool. Mir knallt aber auch ständig das ekeligste, fette Käferzeugs an die Hauswand und dann vor meine Füße. Buäh! Gerade eben hat sich ein Vogel oder eine Fledermaus im Vorbeifliegen den fetten Käfer, der wie eine Mischung aus Frosch und Wespe aussieht, geschnappt! Allerdings hat er ihn nur schwer verletzt und nun hat sich das bestimmt sieben Zentimeter lange Käfervieh zum Verrecken direkt vor unsere Tür gelegt … Aaarrgh! Nachdem es mehrere Minuten regungslos auf dem Rücken lag, ist es wieder auferstanden!
Da kann ich eigentlich nur noch die Entdeckung des Tages verkünden und mich dann mal langsam in die Kissen legen: An den gelben Geldautomaten der Bank of Ayutthaya, die sich meistens neben den 7-Eleven-Supermärkten befinden, kann man mit der VISA-Karte Geld abheben, ohne Gebühren zahlen zu müssen. An anderen Automaten kostet es pro Transaktion drei Euro.
Rückzug. Und tschüss … oder laa gon, wie der Thai zu sagen pflegt.


× Reise Know-How: »Kauderwelsch Band 19 – Thai Wort für Wort« (Martin Lutterjohann).

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